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Fliegende Blätter — 55.1871 (Nr. 1355-1380)

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Nr. 1380
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https://doi.org/10.11588/diglit.4929#0207
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Die Weihnachtsglocken.

zeit. Wenn der Wolfgang abgeht, wirst Du Förster, ich wcrd's
nicht hindern. Und hier die andern drei, die bringe Bcrndt. Er !
soll Alles haben, wenn ich sterbe, und ich glaube, lauge mach'
ich's nicht mehr, so hat's mich gepackt, aber, wenn Du's ihm
auch sagst, am Ende denkt er, wer weiß, wie es morgen ist
und der Klaus hat seinen Sinn wieder geändert (ein solcher
Gedanke war allerdings auch dem Jager bereits nicht ganz fern
geblieben) und da ist's besser, er hat das gleich in der Hand.
Ich denke aber, cs wird nicht anders werden mit mir, ich werde
diese Nacht nicht vergessen. Und die Kerben zahl' ich für ihn
und i» mein Haus sollen sie ziehen, Raum ist genug da. Sollt'
j ich aber sterben noch heut' Nacht, so sag' ihnen, sie sollen Kerzen
stiften in alle Kirchen und auch drüben im Kloster, und die
j Langwiese vermach' ich dem Kloster zur ewigen Messe für meine
Seele, alles Andere aber soll der Bruder haben, nur daß er
mir die Justine im Hause behält. Leb' ich aber länger, so sollen
sie herüber zu mir ziehen. Und wenn Ihr morgen von der Christ-
messe zurückkommt, dann soll der Bcrndt und die Christine her-
über zu mir kommen, daß ich mich versöhne mit ihnen!"

Wer vermöchte jetzt noch zu schildern, wie Franz im Rausche
der Freude durch das Torf stürmte, an Berndt's Häuschen
pochte, den Erschreckten durch die Thüre zurief: er bringe gute
Nachricht! wie Eltern und Kinder staunten, als sie die Kunde
vernahmen, wie Franz hastig trieb zum Aufbruch nach der
Schaffnerei, sie wollten Alle hinüber und die Christmesse drüben
in der Klosterkirche feiern mit Käthen, wie sie mit Fackeln durch
das einsame winterliche Thal zogen mitten in der Nacht, wie
sie in der Schaffnerei die Leute durch ihr Pochen fast zum Tod j
erschreckten, weil diese nicht anders meinten, als die Hussiten
seien wieder eingebrochen und an ihren Thoren; all' die Freude
und Seligkeit, als Franz Katharinen mit der Freudenbotschaft
in die Arme fiel; wie sie dann oben standen bei der heiligen
Messe, mitten im weiten Schiff der Kirche, eine kleine Schaar
glücklicher Menschen; wie Katharine hinüberschritt in den Kreuz-
gang und Hände und Herz in heißem Danke cmporhob zu dem
Mnttergottesbilde! Gelabt von Enderlins, welche sich herzlich
freuten mit den Fröhlichen, kehrten sie heim, Bcrndt und Chri-
stine zu dem Bette des Bruders.

Zu diesem hatten die Glocken der heiligen Nacht nicht um-
sonst gesprochen, er hatte nur Worte der Reue und die Bitte,
ihm all' das Böse nicht nachzutragen. Der weichmüthige Bcrndt
weinte Helle Thrünen, als er den Bruder also sprechen hörte.
Klaus überlebte den Schrecken dieser Nacht noch manches Jahr,
aber der Eindruck derselben erlosch nicht. „Des Mannes Kraft
ist gebrochen!" -sagten die Leute im Dorfe, sein hartes' Herz
j wenigstens war gebrochen. Franz, der nunmehrige Erbrichtcr,
aber (denn bei seinem Sterben hatte Klaus ihm und Katharinen
Haus und Hof vermacht), als längst das Haar seines Hauptes
> grau geworden und die Schaar der Kinder um ihn herange-
j wachsen war, vernahm niemals die Glocken, wenn sie die heilige
Nacht einläuteten, ohne nicht dankbar die Hände zu falten und
Gott zu preisen, daß er damals der Glocken mahnende Stimme
nicht überhört hatte. Eenuseus.

Gefahr der Synonymität. 203

Gnädige Frau: „Christine, heute Nachmittag fahren
wir aus, wir werden an dem Dorfe, wo Deine Mutter wohnt,
vorüberkommen, wenn Du willst, so kannst Du Dich auf den
Bock setzen." — Christine: „Ach Gott! Gnädige Frau, da

würde mich das ganze Dorf auslachen, wenn ich auf einem Bock
daher geritten käme."

Wink für ,,Thes spirituels.“

Lyrische Dichter sind wie die Rüthkröpfe — allein singt
jeder wunderschön — wie aber zwei Zusammenkommen, so raufen
sie, daß die Federn stäuben, daher darf man nie zwei zugleich
in Gesellschaft laden.

Hinunter.

Es fließen bergab die Ströme zumal,

O Wunder!

Der Gicßbach stürzt sich donnernd in's Thal
Hinunter,

Es fällt auch der Regen, der fruchtbare Thau,

Es neigt sich die Traube, das Gras auf der Au
Hinunter, hinunter, hinunter!

Die Sonne selber, das himnilischc Licht,

O Wunder!

Sie steigt am Abend mit rothcm Gesicht
Hinunter!

Die Sternlein beschauen neugierig die Nacht,

Doch cin's nach dem andern schleichet dann sacht
Hinunter, hinunter, hinunter!

26*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Gefahr der Synonymität"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Korb
Dienstmädchen <Motiv>
Ziegenbock
Reiterin
Synonym
Missverständnis
Karikatur
Reiten <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
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Fliegende Blätter, 55.1871, Nr. 1380, S. 203
 
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