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Große
daß er Alles im Hause Lbertönte, und bald waren Aller Augen
nach dem Urheber dieses ungewöhnlichen Spektakels gerichtet.
Es erhoben sich Zeichen der Mißbilligung, die übrigen
Klatscher stellten ihre Leistungen ein, Schwalbinger jedoch ließ
sich nicht irre machen, — er klatschte allein fort.
Gelächter ward laut, das Zischen rauschte wieder auf,
Schwalbinger gab jetzt erst recht nicht nach, er war entschlossen,
für die gute Sache seine ganze Kraft einzusetzen.
„Ruhig, Claqueur!" rief eine Stimme.
Gelächter, — Beifall — Zischen — Alles durcheinander.
Schwalbinger klatscht »»erschüttert fort.
„Sie blamiren sich!" raunt ihm einer seiner Nachbarn zu.
Schwalbinger hört nicht.
„Sie!" sagt laut sein zweiter Nachbar, ein Stammgast
des Hauses, zu ihm, und stößt ihn mit dem Ellbogen in die Seite.
„Sie, hören S' endlich auf! Sie haben genug Skandal gemacht!"
„Wie können Sie sich erfrechen, mich zu stoßen?!"
„Ruhig! Sonst rufe ich die Wache!"
„Lächerlich!"
„Ich werde Ihnen das Lachen vertreiben!"
Dieses in der beiderseitigen Erregung laut geführte Ge-
spräch ruft einen chaotischen Lärm im Hause hervor.
Das Zischen gewinnt die Oberhand, der Vorhang fällt,
— hinter den Coulisscn liegt die arme Kleine in Ohnmacht! —
Schwalbinger sucht mit den Augen seinen Unbekannten in
der Loge. Diese ist leer. . . .
Schwalbinger hofft ihn beim Ausgange aus dem Theater
noch zu treffen, um ihn, wie er sich verpflichtet fühlt, zu ver-
sichern, daß er Alles gethan, um die arme Debütantin gegen
die „offenbaren" Jntriguen der Gegner zu schützen. Schwalbinger
drängt seinen Vordermann, — denselben, mit dem er bereits in
Conflict gerathen war, und der, obgleich das Publikum schon zum
Theile das Haus verließ, noch am Platze blieb, unsanft zur Seite.

Sie Flegel!" donnert ihm dieser zu.


Schwalbinger erwidert nichts, aber seine beiden Hände

Hände.
fassen den Herrn wie ein Kartenblatt an und heben ihn in die
nächste Bank hinüber.
„Commissür!" schreit der Gemaßregeltc.
Im nächsten Augenblicke tritt ein Herr in Uniform heran.
„Herr Hofrath wünschen?" wendet er sich an den Herrn,
der um die Polizei rief.
„Arretireu Sie den Herrn!" lautete die Antwort.
„Bitte mir zu folgen!" forderte der Beamte unfern
Schwalbinger auf, der einsieht, daß er sich fügen müsse, und
daher ohne Widerrede der höflichen Einladung Folge leistet.
Der diensthabende Polizeibeamte, ein ziemlich freundlicher
Herr, läßt sich von Schwalbinger erzählen, auf welche Weise er
in die Affaire gerathen sei, und da hierbei natürlich der „Un-
bekannte" erwähnt wurde, dem Schwalbinger seinen Sperrsitz
zu verdanken hatte, so ging unser Held um so lieber auf den
Wunsch des Beamten ein, ihm von dem „Unbekannten" eine
Beschreibung zu liefern, als er selbst gerne darauf gekommen
wäre, wer denn der Bekannte aus dem Opernkaffeehause eigent-
lich sei?! Schwalbinger beschrieb daher den Mann so genau, daß
der Beamte endlich lachend ausrief:
„Junger Mann! Sie sind das Opfer eines Meisters der
Reclame." Schwalbinger sah den Beamten verblüfft an.
„Sie sind wider Willen heute — Claqueur gewesen!!"
fuhr der Beamte fort.
„Mein Herr, ich verstehe Sie nicht. . . ."
„Sie werden mich gleich begreifen, wenn ich Ihnen sage,
daß nach Ihrer Beschreibung und dem Zusammentreffen der
Umstände zu urtheilen, der „Unbekannte" und der mir wohl
bekannte — Chef der hiesigen Claque, unzweifelhaft
ein und dieselbe Person seien!"
„Der Chef der Claque!" stammelte Schwalbinger, und es
fing an, in seinem Kopfe zu dämmern.
„Der Chef der Claque!! Darum also machten meine Hände
einen so günstigen Eindruck auf ihn!! Darum die Geschichte
von dem „bedeutenden Talente" und der „Hcrzensgüte" der
Debütantin!! Darum das großmüthige Anbieten des Sperr-
sitzes! .. . Der Chef der Claque!!! Darum also das
auffallende Verhültniß des sonst so hochmüthigen Hofsüngers X.
zu dem — confiscirten Gesichte!!!..." Dieser laut geführte
Monolog Schwalbingers ließ den Beamten in so herzliches Lachen
ausbrechen, daß endlich der junge Mann miteinstimmte.
„Sie waren also auf dem besten Wege", sagte endlich
der Beamte heiter, „sich im vollen Wortsinne von Ihrer „Hände
Arbeit" ernähren zu können!" —
„Weiß Gott, das Schicksal treibt bittere Ironie mit mir!"
bemerkte Schwalbinger seufzend.
„Na, wird sich schon etwas finden!" munterte ihn der
Beamte auf. „Und in Zukunft seien Sie vorsichtiger, denn
man weiß eben nicht, ob nicht in irgend einem Menschen, den
man nicht kennt, ein — Chef der Claque, oder ein Bureauchef,
wie der Herr — Hofrath, steckt! ..."
Damit schied Schwalbinger aus dem Polizeibureau.
Als er am folgenden Morgen aus einem schweren und
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Große Hände"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 59.1873, Nr. 1465, S. 50
 
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