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92 Der allegorische Marzipan.

sonders rührende Weise meine Rede beendigen. Da mir nichts
Besseres einfiel, zog ich mein großes marzipanernes Herz hervor,
brach es vor ihren Angen entzwei und reichte es ihr dar. „Nehmen


Sie dieß", sagte ich, „und bewahren Sie es als Erinnerung
an mich!" Das Geschenk sollte ein Symbol meines eigenen
gebrochenen Herzens sein. Ich meinte damit etwas sehr Er-
greifendes gesagt und gethan zu haben, aber im nächsten Augen-
blicke kam cs mir wieder so albern vor. Sie lächelte. Dann
aber nahm sie meine Hand und sprach mit einer Innigkeit, wie
ich sie an ihr noch nie kennen gelernt hatte: „Sie sind so blaß
geworden, Gustav. Konnten Sie denn wirklich glauben, daß ich
einen Anderen heirathen würde, als Sie?"
Ich war wie vom Blitze getroffen, und sah auf. Noch
immer zweifelte ich. Aber ihre Augen sprachen ans das zärt-
lichste die Gewißheit aus. Ich sank zu ihren Füßen.
Die Großältern erwarteten uns bereits zu Hause. Sie
sahen uns vom Balkon. Wir eilten hinauf. „Vater! Mutter!"
rief ich, und wir knieten nieder.
„Du wirst mein Enkelkind glücklich machen, Gustav?" frug
der Präsident.
„So weit ein Mensch es im Stande ist", rief ich. „Ich

verspreche es Dir, Papa, mit heiligem Gelöbniß, so wahr mir
Gott helfe!"
„Der Himmel segne Euch, Kinder", sagte Mütterchen, und !
legte uns die Hände auf's Haupt.
Vier Wochen darauf war die Hochzeit, wozu auch Meister
Haberbeck sammt Gattin geladen wurde. Sie waren beide auf
diese Ehre nicht wenig stolz. Seitdem leben ich und mein !
Weibchen wie ein Paar Turteltauben dahin. Nur zweimal
trübte ein Schatten von Trauer unser Glück, Großvater und
Großmutter hatten ncmlich in kurzen Zwischenräumen diese Welt
verlassen; doch waren sie in unseren Armen schmerzlos und im
Frieden hinübergeschlummert, und wir drückten ihnen die
Augen zu.
Ich habe eine ausgedehnte Advocatenpraxis in Wien.
Alljährlich bringen wir einige Wochen in Maximiliansruhe zu.

Borsicht.


„Nun, Ihr habt wahrscheinlich tüchtig Hunger und Durst?"
— „O na, schauen S', so weit laß ich's gar net kommen!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der allegorische Marzipan" "Vorsicht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 59.1873, Nr. 1470, S. 92
 
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