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Die Hochzeitreise.


Während die Beiden noch mitcinnndcr plauderten, schritt eine
junge Dame rasch an ihnen vorbei, — sie bemerkten sie nicht.
Franz erhob sich und äußerte den Vorsah, sofort den Wirth
zu besuchen, am nächsten Tage wolle er der Schwester seines
Freundes das Resultat mittheilen.
Er führte diesen Vorsatz aus.
Der Wirth besaß einen Gasthof, der sehr viel Zuspruch zu
finden schien. ^
Nicht allein im Speisesaäle, auch in den anstoßenden
Zimmern war kaum ein unbesetzter Platz zu finden.
Franz forderte ein Abendessen und eine Flasche Wein.
Von dem Wunsche beseelt, seinem Freunde zu helfen, dachte er
nur noch an die Erfüllung dieses Wunsches, er vergaß darüber
sogar den Zwist mit seinem jungen Weibchen.
Der Wirth schien nicht der Bramarbas zu sein, den er
nach den Aeußerungen Franziska's zu finden erwartet hatte, im
Gegentheil, es lag so viel Herzlichkeit und Gutmüthigkeit in
diesem wohlgenährten Gesicht, daß Franz an der Richtigkeit der
erhaltenen Mittheilungcn zu zweifeln begann.
Er saß in der Nähe des Busfet's und betrachtete das junge
Mädchen, welches hinter demselben stand.
Sie war hübsch, aber ein leidender Zug prägte sich in
ihrem feinen Gesichte aus, ein Zug, der einen geheimen Kummer
verrieth. Aus den Worten der Kellner vernahm er, daß sie die
Tochter des Wirthcs sei.
Als er das wußte, näherte er sich ihr, ein Gespräch war
rasch angeknüpft, im Laufe desselben brachte Franz die Rede
auf seinen Freund.

Er sagte ihr ohne Rückhalt, daß er über Alles unterrichtet
und entschlossen sei, bei ihrem Vater ein gutes Wort für ihn
einzulegen.
Das Mädchen erschrack, ihr Blick suchte ängstlich den Vater.
„Sie werden eine grobe Antwort erhalten", flüsterte sie hastig,
„mein Vater giebt nicht nach."
„Nun, wir werden ja sehen", erwiderte Franz, „wann
kann ich mit Ihrem Vater reden?"
„Morgen früh."
„Ich möchte gerne heute Abend noch Gewißheit erhalten."
„Sie sehen, wie er beschäftigt ist."
„So werde ich warten, die Herren sind in der Regel
Abends in der gemächlichsten Stimmung."
Das Mädchen schüttelte den Kopf, aber Franz beharrte
bei seinem Vorhaben.
Er mußte lange warten; damit seine Gattin sich nicht
beunruhigte, schickte er ihr durch einen Kellner seine Karte mit
der Erklärung, daß er in guter Gesellschaft sei.
Erst nach elf Uhr hatte die Mehrzahl der Gäste sich ent-
fernt, der Wirth schien sich jetzt auch zurückzuziehen und die
Bedienung der übrigen Gäste seinen Kellnern überlassen zu
wollen.
Jetzt bat Franz um eine vertrauliche Unterredung. Der
Wirth warf einen forschenden Blick auf den jungen Herrn, dann
führte er ihn in seine Wohnstube.
„Ich bin ein Freund des Schauspielers Werner", stellte
Franz sich vor.
„Also auch ein Komödiant!" brummte der corpulente Herr
in unhöflichem Tour.
„Das nicht. Ich bin Kaufmann. Aber wenn ich ein
Schauspieler wäre, wen berechtigte es, mir deßhalb einen Vor-
wurf zu machen?"
„Niemand, Jeder kann werden, was er will!"
„Und jeder kann in seinem Stande ein Ehrenmann sein. !
Ich kenne die Schicksale meines Freundes, seine Schwester hat
sie mir mitgetheilt. Werner ist ein Ehrenmann im vollsten Sinne
des Wortes, Ihr Fräulein Tochter kennt ihn" —
„Leider!"
„Dennoch haben Sie ihn —"
„Natürlich! Glauben Sie denn, ich werde mein Kind einem
Hanswursten geben? Ich begreife nicht, was der Komödiant
sich einbildet; er hat nichts gelernt, als Witze zu machen, Fratzen
zu schneiden, und einem solchen Lump soll ich meine Tochter
geben?"
Der alte Herr wanderte in heftiger Erregung ans und
nieder; Franz setzte sich auf einen Stuhl.
„Sie haben mir zwar keinen Sitz angeboten", sagte er
ruhig, „aber ich hoffe. Sie werden mir ihn auch nicht ver-
weigern. So dürfen wir nicht von einander gehen, es handelt
sich um das Glück Ihres Kindes und meines Freundes."
„Ihr Freund ist ein Lump!" fuhr der Wirth ans. „Er ,
hat meinem Kinde den Kopf verdreht." —
„Erlauben Sie, das beruht auf Gegenseitigkeit, und es wird
schwer zu entscheiden sein, wer hier der schuldige Thcil ist.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Hochzeitsreise"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Harburger, Edmund
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 59.1873, Nr. 1473, S. 114
 
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