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Die Hochzeitreise.
„Daß er ist acht — zeigen Sie her."
Der Sohn Abraham's hielt den Ring empor und ließ den
werthvollen Brillant im Sonnenschein funkeln und blitzen.
„Gott, gerechter, es ist ein schönes Steinchen", versetzte er,
„aber es kauft Keiner Brillanten."
„Ich kaufe ihn zurück, sobald ich Geld erhalte."
Der Jude zuckte die Achseln; er wußte aus Erfahrung,
welches Gewicht er auf ein solches Versprechen legen durfte.
„Was wollen Sie haben?" fragte er.
„Er hat hundert Thaler gekostet —"
„Hm, dann hat der Juwelier verdient daran fünfzig
Thaler."
„Erlauben Sie, ich kenne den Juwelier, er ist ein ehrlicher
Mann!"
„Mag sein, aber sie verdienen alle hundert Prozent. Ich
kann nur geben vierzig Thaler."
Ohne ein Wort zu erwidern, schob Franz den Ring wieder
an den Finger.
„Ihr haltet mich für einen ruinirten Spieler, der seine
letzte Habe um jeden Preis losschlagen muß", sagte er entrüstet,
„aber Ihr irrt, ich denke, es gibt in Homburg ehrliche Juweliere,
die -"
„Herr, ich bin ein ehrlicher Mann!"
„So beweist es. Zahlt mir sechzig Thaler und verpflichtet
Euch, den Ring acht Tage lang aufzubewahren; ich zahle Euch
binnen dieser Zeit siebenzig Thaler zurück."
„Wenn der Herr aber nicht hält sein Versprechen?" fragte
der Jude lauernd.
„Ich werde cs halten."
„Hat gesagt schon Mancher, der in Noth war und dem ich
Hab' herausgeholfcn."
„So gebt mir fünfzig!"
„Fünfnndvierzig."
„Und Ihr bewahrt den Ring —"
„Acht Tage, gerechnet von heute."
„Gut, hier —"
„Halt! Haben Sie einen Gewerbeschein?"
Ueberrascht wandte Franz sich um; der Gendarme, welcher
> die Frage gestellt hatte, strich wohlgefällig seinen Schnurbart.
„Ich frage, ob Sie einen Gewerbeschein haben?" wieder-
holte der Mann des Gesetzes.
„Ich bin Fremder."
„Na, das sehe ich."
„Kaufmann."
„Nun, aber wenn Sie hier hausiren wollen, müssen Sie
einen Gewerbeschein haben."
„Ich Hausire nicht, laßt mich in Ruhe", sagte der junge
Mann ärgerlich.
„Wollten Sic dem Juden nicht diesen Ring verkaufen?"
„Darf ich es nicht?"
„Zu einem Handel ans der Straße müssen Sie einen
Gewerbeschein haben." (Schluß folgt.)
Selbstbewusstsein.
„Das ist prächtig, liebe Frau, daß Du wieder da bist
von Deinem Ausflug in die Residenz! Es war gar zu öde
und langweilig ohne Dich!" — „Das glaube ich gern, ich
wüßte auch nicht, wie ich es hier ohne mich aushalten füllte!"
Die Hochzeitreise.
„Daß er ist acht — zeigen Sie her."
Der Sohn Abraham's hielt den Ring empor und ließ den
werthvollen Brillant im Sonnenschein funkeln und blitzen.
„Gott, gerechter, es ist ein schönes Steinchen", versetzte er,
„aber es kauft Keiner Brillanten."
„Ich kaufe ihn zurück, sobald ich Geld erhalte."
Der Jude zuckte die Achseln; er wußte aus Erfahrung,
welches Gewicht er auf ein solches Versprechen legen durfte.
„Was wollen Sie haben?" fragte er.
„Er hat hundert Thaler gekostet —"
„Hm, dann hat der Juwelier verdient daran fünfzig
Thaler."
„Erlauben Sie, ich kenne den Juwelier, er ist ein ehrlicher
Mann!"
„Mag sein, aber sie verdienen alle hundert Prozent. Ich
kann nur geben vierzig Thaler."
Ohne ein Wort zu erwidern, schob Franz den Ring wieder
an den Finger.
„Ihr haltet mich für einen ruinirten Spieler, der seine
letzte Habe um jeden Preis losschlagen muß", sagte er entrüstet,
„aber Ihr irrt, ich denke, es gibt in Homburg ehrliche Juweliere,
die -"
„Herr, ich bin ein ehrlicher Mann!"
„So beweist es. Zahlt mir sechzig Thaler und verpflichtet
Euch, den Ring acht Tage lang aufzubewahren; ich zahle Euch
binnen dieser Zeit siebenzig Thaler zurück."
„Wenn der Herr aber nicht hält sein Versprechen?" fragte
der Jude lauernd.
„Ich werde cs halten."
„Hat gesagt schon Mancher, der in Noth war und dem ich
Hab' herausgeholfcn."
„So gebt mir fünfzig!"
„Fünfnndvierzig."
„Und Ihr bewahrt den Ring —"
„Acht Tage, gerechnet von heute."
„Gut, hier —"
„Halt! Haben Sie einen Gewerbeschein?"
Ueberrascht wandte Franz sich um; der Gendarme, welcher
> die Frage gestellt hatte, strich wohlgefällig seinen Schnurbart.
„Ich frage, ob Sie einen Gewerbeschein haben?" wieder-
holte der Mann des Gesetzes.
„Ich bin Fremder."
„Na, das sehe ich."
„Kaufmann."
„Nun, aber wenn Sie hier hausiren wollen, müssen Sie
einen Gewerbeschein haben."
„Ich Hausire nicht, laßt mich in Ruhe", sagte der junge
Mann ärgerlich.
„Wollten Sic dem Juden nicht diesen Ring verkaufen?"
„Darf ich es nicht?"
„Zu einem Handel ans der Straße müssen Sie einen
Gewerbeschein haben." (Schluß folgt.)
Selbstbewusstsein.
„Das ist prächtig, liebe Frau, daß Du wieder da bist
von Deinem Ausflug in die Residenz! Es war gar zu öde
und langweilig ohne Dich!" — „Das glaube ich gern, ich
wüßte auch nicht, wie ich es hier ohne mich aushalten füllte!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Hochzeitsreise"
"Selbstbewußtsein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)