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Fabel».
In Doppelversen Hab' ich hier ganz schlichte Dinge abgehandelt,
Die knappe Form doch reichte ans, zu zeigen: wie sich Alles wandelt.
Szepter und Kochlöffel.
! Das Szepter zum Kochlöffel spricht: „Wie stichst Du ab
gen meine Pracht!"
Der Löffel meint: „Doch weiter als dein goldner Stiel, reicht
' ' meine Macht."
Silberner Schnee und goldene Sonne.
, „Mein Silber nimmt's mit deinem Gold ans", prahlt zur
Sonne frech der Schnee.
Da schickt die Sonne einen Strahl, Schnee wird zur Pfütze,
weh, o weh.
Die Mose.
„Süß, Mädchen, ruht es sich an deiner Brust", so rief die
Rose ans entzückt,
Am Morgen nach der Ballnacht fand man ans dem Boden sie
zerpflückt.
Kenne und Kahn.
Die Henne seufzt: „Hahn, wie beglückt durch deine treue Lieb'
ich bin!"
Und noch hat sie nicht ausgeseufzt, begrüßt er schon die
Nachbarin.
Wautropfen und Demant.
Zum Demant schwatzt der Tropfen Than: „Dem deinen steht
nicht nach mein Schimmer!"
„Und scheint die Sonne," sagt der Stein, „ist's aus mit
deinem Glanz für immer."
Geige und Geigenbogen.
Dem Bogen ruft die Geige zu: „Die Töne gibst nicht du,
nur ich,"
„Wohl möglich," meint der Bogen d'ranf, „so laß dich hören
ohne mich!"
Das Wförtchen.
Zum Pfö riehen prahlet das Portal: „Zn mir führt man
mit Vieren ein!"
^ „Durch mich", erwidert Pförtchen sanft, „schlüpft sacht der
Liebende hinein."
Der Weihrauch.
Zum Weihrauch spricht der Silberkessel: „Du qualmst
empor erst durch mein Schwingen,"
„Sprich nicht zu laut," der Weihrauch mahnt, „daß sic dich
nicht in's Münzhaus bringen."
Springbrunnen und Wasserfall.
Der Springbrunn' ruft zum Wasserfall: „Was soll's
mit deinem Nebeldnnst?"
„Ich bin ein Prachtwerk der Natur und du ein Spielzeug fader
Kunst."
Das Zohanniskäscrlein.
Johanniskäferlein thnt groß mit seinem Glanz gen die
Laterne —
„Geh'," spricht die d'ranf, „trag an dein Licht dem Magistrat,
der spart so gerne."
Slilct und Keder.
„Mein Stich," ruft das Stil et zur Feder, „trifft er, dann
ist's aus für immer!"
Die Feder meint: „Aus rechter Hand mein Stich ist noch
bedeutend schlimmer."
Die Stahlfeder.
Stahlfeder prahlt zur Tinte, „nun den Gänsekiel hätt' ich
vertrieben!"
Die Tinte aber meint: „Was nntzt's? Nur mehr des Unn-
sinn's wird geschrieben."
Gcldvrief und Liebesbrief.
Der Gcldbrief höhnt den Liebesbrief: „Geld hast du
nicht, was hast du dann?" —
„Nur ein Geständnis;, das man doch um all' dein Geld nicht
kaufen kann."
Das Lichtbild.
Das Lichtbild meint znm Oelporträt, „so treu wie ich, bist
du doch nicht!"
Das Oelbild trumpft: „möcht's auch nicht sein, wer malt
denn Warzen in's Gesicht?"
Woftkutsche und Locomotive.
Zur Postkutsch' spricht Locomotiv': „Mir gleichst an
Schnelligkeit du nie." —
„Mit deiner Hast," sagt diese d'ranf, „schwand auch des
Reifens Poesie."
Das Hransparent.
„Wie strahl' ich in die Nacht hinaus!" so faselt stolz das
Transparent,
Da geht dem Licht der Athen; aus und alles Leuchten hat
ein End'.
Wachslicht und Zlnfchkittkerze.
Wachslicht zur Unschlittkerze spricht: „Du bist der Armnth
fahles Licht" —
„Und du," meint diese, „du bescheinst der Todtcn blasses Angesicht."
Die Lilie.
Die Lilie sinnt: „Wohl heut'noch pflückt mich ab ein zärtlich
liebend Paar;"
Wie schxack sie auf, als man zum Schmuck sie legt' ans eine
Todtenbahr.
Itctt und Sarg.
„Mir graut vor dir," so spricht das Bett znm Sarg; da
meint die Todtentrnhe:
„In dir erwacht man nur zur Sorg', in mir schläft man in
ew'ger Ruhe." L. lv.
Fabel».
In Doppelversen Hab' ich hier ganz schlichte Dinge abgehandelt,
Die knappe Form doch reichte ans, zu zeigen: wie sich Alles wandelt.
Szepter und Kochlöffel.
! Das Szepter zum Kochlöffel spricht: „Wie stichst Du ab
gen meine Pracht!"
Der Löffel meint: „Doch weiter als dein goldner Stiel, reicht
' ' meine Macht."
Silberner Schnee und goldene Sonne.
, „Mein Silber nimmt's mit deinem Gold ans", prahlt zur
Sonne frech der Schnee.
Da schickt die Sonne einen Strahl, Schnee wird zur Pfütze,
weh, o weh.
Die Mose.
„Süß, Mädchen, ruht es sich an deiner Brust", so rief die
Rose ans entzückt,
Am Morgen nach der Ballnacht fand man ans dem Boden sie
zerpflückt.
Kenne und Kahn.
Die Henne seufzt: „Hahn, wie beglückt durch deine treue Lieb'
ich bin!"
Und noch hat sie nicht ausgeseufzt, begrüßt er schon die
Nachbarin.
Wautropfen und Demant.
Zum Demant schwatzt der Tropfen Than: „Dem deinen steht
nicht nach mein Schimmer!"
„Und scheint die Sonne," sagt der Stein, „ist's aus mit
deinem Glanz für immer."
Geige und Geigenbogen.
Dem Bogen ruft die Geige zu: „Die Töne gibst nicht du,
nur ich,"
„Wohl möglich," meint der Bogen d'ranf, „so laß dich hören
ohne mich!"
Das Wförtchen.
Zum Pfö riehen prahlet das Portal: „Zn mir führt man
mit Vieren ein!"
^ „Durch mich", erwidert Pförtchen sanft, „schlüpft sacht der
Liebende hinein."
Der Weihrauch.
Zum Weihrauch spricht der Silberkessel: „Du qualmst
empor erst durch mein Schwingen,"
„Sprich nicht zu laut," der Weihrauch mahnt, „daß sic dich
nicht in's Münzhaus bringen."
Springbrunnen und Wasserfall.
Der Springbrunn' ruft zum Wasserfall: „Was soll's
mit deinem Nebeldnnst?"
„Ich bin ein Prachtwerk der Natur und du ein Spielzeug fader
Kunst."
Das Zohanniskäscrlein.
Johanniskäferlein thnt groß mit seinem Glanz gen die
Laterne —
„Geh'," spricht die d'ranf, „trag an dein Licht dem Magistrat,
der spart so gerne."
Slilct und Keder.
„Mein Stich," ruft das Stil et zur Feder, „trifft er, dann
ist's aus für immer!"
Die Feder meint: „Aus rechter Hand mein Stich ist noch
bedeutend schlimmer."
Die Stahlfeder.
Stahlfeder prahlt zur Tinte, „nun den Gänsekiel hätt' ich
vertrieben!"
Die Tinte aber meint: „Was nntzt's? Nur mehr des Unn-
sinn's wird geschrieben."
Gcldvrief und Liebesbrief.
Der Gcldbrief höhnt den Liebesbrief: „Geld hast du
nicht, was hast du dann?" —
„Nur ein Geständnis;, das man doch um all' dein Geld nicht
kaufen kann."
Das Lichtbild.
Das Lichtbild meint znm Oelporträt, „so treu wie ich, bist
du doch nicht!"
Das Oelbild trumpft: „möcht's auch nicht sein, wer malt
denn Warzen in's Gesicht?"
Woftkutsche und Locomotive.
Zur Postkutsch' spricht Locomotiv': „Mir gleichst an
Schnelligkeit du nie." —
„Mit deiner Hast," sagt diese d'ranf, „schwand auch des
Reifens Poesie."
Das Hransparent.
„Wie strahl' ich in die Nacht hinaus!" so faselt stolz das
Transparent,
Da geht dem Licht der Athen; aus und alles Leuchten hat
ein End'.
Wachslicht und Zlnfchkittkerze.
Wachslicht zur Unschlittkerze spricht: „Du bist der Armnth
fahles Licht" —
„Und du," meint diese, „du bescheinst der Todtcn blasses Angesicht."
Die Lilie.
Die Lilie sinnt: „Wohl heut'noch pflückt mich ab ein zärtlich
liebend Paar;"
Wie schxack sie auf, als man zum Schmuck sie legt' ans eine
Todtenbahr.
Itctt und Sarg.
„Mir graut vor dir," so spricht das Bett znm Sarg; da
meint die Todtentrnhe:
„In dir erwacht man nur zur Sorg', in mir schläft man in
ew'ger Ruhe." L. lv.