Fliegende Blätter (62.1875 (Nr. 1537-1562))

Zeit! iiuftr.

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1825.

Aus einem Tagebuch.

Dm 3. Mai. Eine« Engels Antlitz!
— Betend sah ich sie im Dom — beseligt
und beseligend — Du frommes Herz! —
in tiefster Andacht Weihe — reinste Liebe
selber! — Eines Engels Gang als Du
der Kirch' entciltst — nein — schwebtest
— wie ein Wesen höh'rcr Art — und
schwebend folgt' mein Herze nach — bis
hin zum Haus, zum Kreis der Deinen —
denen wieder Du ein Engel! —

Den 6. Mai. Glück! ach sei mir
J hold! — Hab nichts zu bieten ihr — ich
! Armer — nur ein treues Herz. — Lcs'

{ Hoffnung ich in ihrem Auge? Einen Him-
mel, ja — doch mein ist nicht der Him-
mel ! — Welche Wonne, vereint mit ibr das
| Leben durchzuträumcn! — weiter — über
| Sternen — ewig — mein sie nennen —

: welche Seligkeit! —

Den 22. Mai. Ganz nun kenn ich
wie sic ist! Ja! Schreiben muß ich! nein,
nicht länger trag' ich's —Sie soll mein
Geschick entscheiden! — ob der Vater
wohl Gehör mir leiht? Und hat sic nichts
als sich: genug ist's dann:

Und Kopf und Kraft zu lenke» unser,! Lebens-
kahn

Hab ich — und treu das Herz Dir — das
Dich betet an!

Nicht sei's ein schaler Traum — nicht sei's
nur leerer Wahn —

Es werb' mit <Mt ein hehres Lebe» wohl'
gethan!

1875.

Inserat Nr. 25505.

Mit 300 Mille Mark
sucht auf diesem nicht mehr ungcivöhnlichen
Weg eine Dame, bereits noch in guten
Jahren stehend, einen jungen schönen Mann
von Stand — wenn möglich schwarz ge- j
lockt — und von nicht über 25 Jahren, i
wen» auch sonst ganz ohne Vermögen, zu
ehelichen. Diskretion und Photographien
selbstverständlich. Unterhändler verbeten rd.

Herrn. Swindelhuber sr. „Sap-
perment! Die gefällt mir - die hätte
doch Mark in den Knochen — so eine
könnte ich brauchen! Gleich wollen wir's
machen!" (Setzt sich und schreib!:)

Herren Vogelleim L Co. Commissions-
Bureau ic.!

bctr. Inserat Nr. 25505 bitte in-
liegenden Brief an seine Adresse zu be-
fördern. Sollten Sie zufällig zur
Realisirung des Geschäftes beitragen
können, seien Sie entsprechenden Dankes
versichert. Mit meinem eigenen Inserat
Nr. 7171, bctr. „Heirathsgesuch eines
jungen Mannes von intcreffantem
Acußern" (25 mal zum inseriren be-
stellt), bitte einstweilen auszusctzen; übri-
gens mit meinem andern Inserat, be- !
treffend „meine neueste Erfindung das
indo - mexicanische Haaröl für selbst
ganz alte Leute — welches auch für
die eingewurzeltsten Gichtleidcn sich
nebenbei auf's Wunderbarste bewährt
hat — sammt den 70,000 Dank-
sagungen :c." — fortzufahren.

1925.

Inserat.

Führe hicmit auf diesem nunmehr
ganz gewöhnlichen Wege meine
beiden Töchter zur Vcrhcirathung
vor.

A. 17 Jahre alt, 16 Fäuste hoch,
Haar schwarz (Demantglanz), Wachsteint

— Sammthaut — schlank wie eine Tanne,
aber sehr gut arrondirt (buste ä la Venus
de Milo) lamm- und militärfromm —
überhaupt gute Dressur, auch musikalisch
gebildet (namentlich die Offenheim'schcn
Arien singt sie sinncbcrauschend!) Geht
auf Viola.

11. Hyacinthe, 15 Jahr, 15 Fäuste
hoch, dunkelrothbraun (88 Ccntimctcr Haar-
länge), etwas stärker im Bau als A. —
Taille de Psyche — couragirt — äußerst
flotte Gangart. Dressur wie bei Obiger.

Bei beiden Garantie betreffs reinster
Unschuld und körperlick)cr Gebrcck)en.

Unterhändler jeder Art erwünscht —
verdoppeltes Honorar! Bewerber unter
100 Mille Mark nicht zugelaffcn.

Stehen Abends von 9 — 11 Uhr in
bemerkter Behausung zur Besichtigung vor

— gegen ganz mäßiges Entree (20 Mark), !
ohne übrigens dem Schönheitssinn Schranken !
zu setzen.

Eyner van de Tropfen
vormaliger Gencralagcntur-Präsidcnt
der Mondbahn-Actienasiociation,
Saumarkt 57-».