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Der alte Mandl.
Beurtheilung meines Besuches. Ich komme nicht, zu danken,
nur eine Rechnung abzugleichen. Ich fordre Genugthuung. Ich
schleudre Ihnen den Vorwurf der Niederträchtigkeit entgegen!
Sie, nur Sie, haben meines Vaters Sturz und unerhörte
Kränkung bewirkt!"
„Wie beliebt?" sprach Sommaruga und seine Lippen ent-
färbten sich. „Sie dringen friedensbrüchig hier ein! Ich soll
Ihnen Genugthuung geben? Wissen Sie nicht, daß Ihr Vater
m i ch auf Leben und Tod angegriffen? Eine Verbindung unserer
Häuser schlug er ans und verdächtigte meine Hofhaushaltnng;
ich suchte darauf meine Waffen hervor! Doktor Stürz kam
mir dabei zu Hilfe. — Seine Durchlaucht haben auf Mandls
Memorandum hin meinen Hofhaushalt im Großen und Ganzen
als der Würde des Churfürstlichen Hauses entsprechend erklärt,
welche Würde keine Knauserei duldet. Einiges Unziemliche,
bau dem ich keine Kenntnis; hatte, wird abgestellt. Ueber Ihren
Vater ist und bleibt der Stab gebrochen. Seine Durchlaucht
theilen Störzcns Ansicht — daß der alte Mandl sich im Laufe
von fünfzig Jahren eben auch nicht — am Unantastbarsten
bereichert hat!"
„Das ist Lüge, hundertfache Lüge!" donnerte der junge
Mandl. „Den ehrlichen Erwerb seines Besitzes könnte mein
Vater leicht dem Fürsten Nachweisen — Sie und unsre andern
Feinde lassen aber meinen Vater seine Unschuld nicht darthun.
O, Sie haben sich, Eleonoren und den Buben Corallo da
meisterlich gerächt! Aber heute steht der Vertheidiger des Zer-
tretenen auf! Wenn Sie kein Feigling sind—" und Sigismund
schlug rasch den Mantel auseinander und wies blanke Waffen
— „so wählen Sie von diesen beiden Degen! Die Waffen
sind gleich! — Halt, Herr Graf! Stille! Nicht gelaufen!
Nicht nach Ihren Leuten gerufen! Der erste Schrei und ich
durchbohre Sie! Schlagen Sie sich!"
Und flammenden Auges stellte sich Sigismund vor die
Thüre, welche in die Gemächer führte, hielt Corallo von der
Flucht ab und nachdem Sommaruga bösen Blicks einen der
Degen ergriffen hatte, standen beide Männer zum Zweikampf
bereit. Corallo hatte sich hinter seinen Oheim geschlichen, sich
an dessen Seite gedrückt und seinen zierlichen Galladegen in
der Scheide gelüftet. Sommaruga aber sprach: „Gut, ich nehme
den Kampf an. Ich sehe, daß ich es mit einem unerbittlichen
Rasenden zu thun habe. Sehen Sie sich vor, Baron Mandl!"
Der Wälsche, gleich Sigismund waffengcwandt, hatte bald
die vollste Kaltblütigkeit gewonnen, der Deutsche aber focht mit
Erbitterung. Sigismund war seiner Scelenstimmung längst nicht
mehr Meister. Der Grimm wider Sommaruga riß ihn fort.
_ (Schluß folgt.)
Zcitfragrn.
Weßhalb haben die Türken so viele Schulden? —.
Weil sie von jeher Pumphosen getragen haben.
Warum kam Murad V. auf den Thron? —
Die Antwort ist in seinem Namen enthalten, wenn man ihn
von rückwärts liest. _
Lösun g des Bildcrräthsels in voriger Nummer.
Eine Schachtel mit Soldaten.
Wurst wider Wurst.
Ein Geizhals hielt in seinem Haus
Ein volles Faß mit Wein,
Davon er jedem Bettler schenkt
Ein Gläschen gerne ein.
Doch sonderbar, noch keiner trank
Den Wein im Glase aus.
Ein erster Schluck, — ein sau'r Gesicht —
Dann rasch zur Thür hinaus.
Der Geizhals lacht. Die List gelingt.
Kein Bettler zeigt sich mehr.
Seit mau die edle Gabe kannt':
Das Faß ward so nicht leer. —
Einstmals in düst'rer Abendstund',
Nach manchem langen Jahr,
Kam in das Haus ein übler Gast:
„Freund Hain" benannt er war.
Der alte Mandl.
Beurtheilung meines Besuches. Ich komme nicht, zu danken,
nur eine Rechnung abzugleichen. Ich fordre Genugthuung. Ich
schleudre Ihnen den Vorwurf der Niederträchtigkeit entgegen!
Sie, nur Sie, haben meines Vaters Sturz und unerhörte
Kränkung bewirkt!"
„Wie beliebt?" sprach Sommaruga und seine Lippen ent-
färbten sich. „Sie dringen friedensbrüchig hier ein! Ich soll
Ihnen Genugthuung geben? Wissen Sie nicht, daß Ihr Vater
m i ch auf Leben und Tod angegriffen? Eine Verbindung unserer
Häuser schlug er ans und verdächtigte meine Hofhaushaltnng;
ich suchte darauf meine Waffen hervor! Doktor Stürz kam
mir dabei zu Hilfe. — Seine Durchlaucht haben auf Mandls
Memorandum hin meinen Hofhaushalt im Großen und Ganzen
als der Würde des Churfürstlichen Hauses entsprechend erklärt,
welche Würde keine Knauserei duldet. Einiges Unziemliche,
bau dem ich keine Kenntnis; hatte, wird abgestellt. Ueber Ihren
Vater ist und bleibt der Stab gebrochen. Seine Durchlaucht
theilen Störzcns Ansicht — daß der alte Mandl sich im Laufe
von fünfzig Jahren eben auch nicht — am Unantastbarsten
bereichert hat!"
„Das ist Lüge, hundertfache Lüge!" donnerte der junge
Mandl. „Den ehrlichen Erwerb seines Besitzes könnte mein
Vater leicht dem Fürsten Nachweisen — Sie und unsre andern
Feinde lassen aber meinen Vater seine Unschuld nicht darthun.
O, Sie haben sich, Eleonoren und den Buben Corallo da
meisterlich gerächt! Aber heute steht der Vertheidiger des Zer-
tretenen auf! Wenn Sie kein Feigling sind—" und Sigismund
schlug rasch den Mantel auseinander und wies blanke Waffen
— „so wählen Sie von diesen beiden Degen! Die Waffen
sind gleich! — Halt, Herr Graf! Stille! Nicht gelaufen!
Nicht nach Ihren Leuten gerufen! Der erste Schrei und ich
durchbohre Sie! Schlagen Sie sich!"
Und flammenden Auges stellte sich Sigismund vor die
Thüre, welche in die Gemächer führte, hielt Corallo von der
Flucht ab und nachdem Sommaruga bösen Blicks einen der
Degen ergriffen hatte, standen beide Männer zum Zweikampf
bereit. Corallo hatte sich hinter seinen Oheim geschlichen, sich
an dessen Seite gedrückt und seinen zierlichen Galladegen in
der Scheide gelüftet. Sommaruga aber sprach: „Gut, ich nehme
den Kampf an. Ich sehe, daß ich es mit einem unerbittlichen
Rasenden zu thun habe. Sehen Sie sich vor, Baron Mandl!"
Der Wälsche, gleich Sigismund waffengcwandt, hatte bald
die vollste Kaltblütigkeit gewonnen, der Deutsche aber focht mit
Erbitterung. Sigismund war seiner Scelenstimmung längst nicht
mehr Meister. Der Grimm wider Sommaruga riß ihn fort.
_ (Schluß folgt.)
Zcitfragrn.
Weßhalb haben die Türken so viele Schulden? —.
Weil sie von jeher Pumphosen getragen haben.
Warum kam Murad V. auf den Thron? —
Die Antwort ist in seinem Namen enthalten, wenn man ihn
von rückwärts liest. _
Lösun g des Bildcrräthsels in voriger Nummer.
Eine Schachtel mit Soldaten.
Wurst wider Wurst.
Ein Geizhals hielt in seinem Haus
Ein volles Faß mit Wein,
Davon er jedem Bettler schenkt
Ein Gläschen gerne ein.
Doch sonderbar, noch keiner trank
Den Wein im Glase aus.
Ein erster Schluck, — ein sau'r Gesicht —
Dann rasch zur Thür hinaus.
Der Geizhals lacht. Die List gelingt.
Kein Bettler zeigt sich mehr.
Seit mau die edle Gabe kannt':
Das Faß ward so nicht leer. —
Einstmals in düst'rer Abendstund',
Nach manchem langen Jahr,
Kam in das Haus ein übler Gast:
„Freund Hain" benannt er war.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der alte Mandl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 65.1876, Nr. 1618, S. 27
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg