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Früchtenhändler, auch Obstlerincn genannt.
Die Pflanze ist das glücklichste Geschöpf, denn sic ist !
beinahe im Stande, von der Luft zu leben, hat geringe Aus- j
gaben für Wohnung und Kleidung und erreicht mitunter ein
hohes Alter, wie die Affenbrodbäume am Senegal, welche 6000
Jahre alt werden. Linno, ein alter Schwede, hat die Pflanzen j
in 24 Klassen ciugcihcilt, was für unseren Vortrag zu weit
führen würde. Wenn wir weit einfacher die Pflanze» cin-
thcilcn in solche, von j
denen hier die Rede
ist, und in solche, von
welchen hier nicht die ;
Rede ist, so dürfen wir |
hoffen, nicht nur alle !
Arten von Pflanzen mit
dieser Eintheilung um-
faßt, sondern auch den j
streng wissenschaftlichen \
Standpunkt genügend ge-
wahrt zu haben. Die
Pflanzen, von denen hier
die Rede ist, sind folgende:
1. Die Algen(Algae),
Wasserpflanzen,besonders
im Meere vorkommend,
tvoselbst man sic Tang
nennt. Der Riescntang,
nicht zu verwechseln mit
dem Orangutang, er-
reicht eine fabelhafte
Länge, so daß er am Ende nicht mehr weiß, >vo er anfängt.
2. Die Flechten (Lickenes), welche besonders jungen
Mädchen sehr lieblich zu Gesicht stehen, und auch Zöpfe oder
Chiguon gcuauut werden.
3. Die liebliche Familie der Pilze (Fungi), zu welchen die
Schwammerliuge gehören, welche giftig geuvsscu leicht schädlich
wirken. Die Bcucidetstcn sind die Glückspilze, welche schon als
Millionäre geboren werden oder sonst Schwein haben. Besonders
merkwürdig unter den Schwämmen ist der Feuerschwamm, jetzt
Zündhölzchen genannt. Zu den Schwämmen gehören außer dem
Waschschwamme auch die Trüffeln, welche am häufigsten in
Pasteten und Ragouts Vorkommen.
4. Die Moose (Nusei), von denen das Gebräuchlichste
das bekannte „famos" ist. Daher kommt auch die Bezeichnung:
„bemoostes Haupt", ferner Moses und Mosaik.
5. Die alten Schachtelhalme, ein sehr unangenehmes Ge-
wächs, das auch als Feile verwendet werde» kann.
Diese fünf Familien gehören zur Gesellschaft der Akotplc-
doneu, dagegen zählen zu den Mouokotyledvnen folgende Familien,
die gleichfalls sehr achtbar sind:
1. Familie der Gräser (üraminoav). Unter Gras ver-
steht man dasjenige, was ein besonders kluger Mensch wachsen
hört. In der Regel dient das Gras nur dem Thiere zur
Nahrung, doch muß zuletzt auch der Mensch in's Gras beißen.
Zu den Gräsern gehören das Getreide, von welchem vorzugs-
weise die Getreidehändler leben, und der Reis, von welchem
in Deutschland drei Arten unterschieden werden: Reis-Kreuz,
Rcis-Schlcitz und Reis - Lobenstein. Ferner gehört in diese
Familie das Schilfrohr, das
"Vv Sinnbild eines charakterfesten
Politikers, der sich immer dahin
/* J \ neigt, wo der Wind will, und
\ das Bambus oder spanische
A / ' J \ Rohr, welches, zur rechten Zeit
y' ' . 1 augcwcndct, einen vortrefflichen
Gehorsam hervorbringt.
Biel süßer schmeckt das Zu ckcr-
rohr, welches auch raffiuirt als
^J Runkelrübe vorkommt und nicht
d zu verwechseln ist mit dem Pust-
Sa* oder Blas-Rohr. Das Ofenrohr
darf, wenn mau nicht schwarz
werden ivill, nur vorübergehend berührt werden:
2. Die Familie der Zeitlosen (Oolvkiooav), das sind
solche, die eigentlich keine Familie haben — Sitzcngcblicbcnc,
denen Anfangs Keiner recht war und welche jetzt allein in
der Welt stehen, wcßhalb sie meistens giftig sind. Doch bieten
dieselben in neuerer Zeit insoferne einigen Nutzen, als sie statt
des Hopfens zum Bicrsicdcn verwendet werden.
3. Die Familie der Spargel, theils als Salat, thcils
als Gemüse vorkommeud, jedoch meistens so theucr, daß man sie
nicht ganz, sondern nur bis dahin essen kann, wo sie holzig werden.
4. Die Lilien (lalmeoae), sehr unschuldige Dinger, welche
weder nähen, noch spinnen, und dennoch gekleidet werden, wie
viele Damen, welche aber nichts weniger als Lilien sind. Zu
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Früchtenhändler, auch Obstlerincn genannt.
Die Pflanze ist das glücklichste Geschöpf, denn sic ist !
beinahe im Stande, von der Luft zu leben, hat geringe Aus- j
gaben für Wohnung und Kleidung und erreicht mitunter ein
hohes Alter, wie die Affenbrodbäume am Senegal, welche 6000
Jahre alt werden. Linno, ein alter Schwede, hat die Pflanzen j
in 24 Klassen ciugcihcilt, was für unseren Vortrag zu weit
führen würde. Wenn wir weit einfacher die Pflanze» cin-
thcilcn in solche, von j
denen hier die Rede
ist, und in solche, von
welchen hier nicht die ;
Rede ist, so dürfen wir |
hoffen, nicht nur alle !
Arten von Pflanzen mit
dieser Eintheilung um-
faßt, sondern auch den j
streng wissenschaftlichen \
Standpunkt genügend ge-
wahrt zu haben. Die
Pflanzen, von denen hier
die Rede ist, sind folgende:
1. Die Algen(Algae),
Wasserpflanzen,besonders
im Meere vorkommend,
tvoselbst man sic Tang
nennt. Der Riescntang,
nicht zu verwechseln mit
dem Orangutang, er-
reicht eine fabelhafte
Länge, so daß er am Ende nicht mehr weiß, >vo er anfängt.
2. Die Flechten (Lickenes), welche besonders jungen
Mädchen sehr lieblich zu Gesicht stehen, und auch Zöpfe oder
Chiguon gcuauut werden.
3. Die liebliche Familie der Pilze (Fungi), zu welchen die
Schwammerliuge gehören, welche giftig geuvsscu leicht schädlich
wirken. Die Bcucidetstcn sind die Glückspilze, welche schon als
Millionäre geboren werden oder sonst Schwein haben. Besonders
merkwürdig unter den Schwämmen ist der Feuerschwamm, jetzt
Zündhölzchen genannt. Zu den Schwämmen gehören außer dem
Waschschwamme auch die Trüffeln, welche am häufigsten in
Pasteten und Ragouts Vorkommen.
4. Die Moose (Nusei), von denen das Gebräuchlichste
das bekannte „famos" ist. Daher kommt auch die Bezeichnung:
„bemoostes Haupt", ferner Moses und Mosaik.
5. Die alten Schachtelhalme, ein sehr unangenehmes Ge-
wächs, das auch als Feile verwendet werde» kann.
Diese fünf Familien gehören zur Gesellschaft der Akotplc-
doneu, dagegen zählen zu den Mouokotyledvnen folgende Familien,
die gleichfalls sehr achtbar sind:
1. Familie der Gräser (üraminoav). Unter Gras ver-
steht man dasjenige, was ein besonders kluger Mensch wachsen
hört. In der Regel dient das Gras nur dem Thiere zur
Nahrung, doch muß zuletzt auch der Mensch in's Gras beißen.
Zu den Gräsern gehören das Getreide, von welchem vorzugs-
weise die Getreidehändler leben, und der Reis, von welchem
in Deutschland drei Arten unterschieden werden: Reis-Kreuz,
Rcis-Schlcitz und Reis - Lobenstein. Ferner gehört in diese
Familie das Schilfrohr, das
"Vv Sinnbild eines charakterfesten
Politikers, der sich immer dahin
/* J \ neigt, wo der Wind will, und
\ das Bambus oder spanische
A / ' J \ Rohr, welches, zur rechten Zeit
y' ' . 1 augcwcndct, einen vortrefflichen
Gehorsam hervorbringt.
Biel süßer schmeckt das Zu ckcr-
rohr, welches auch raffiuirt als
^J Runkelrübe vorkommt und nicht
d zu verwechseln ist mit dem Pust-
Sa* oder Blas-Rohr. Das Ofenrohr
darf, wenn mau nicht schwarz
werden ivill, nur vorübergehend berührt werden:
2. Die Familie der Zeitlosen (Oolvkiooav), das sind
solche, die eigentlich keine Familie haben — Sitzcngcblicbcnc,
denen Anfangs Keiner recht war und welche jetzt allein in
der Welt stehen, wcßhalb sie meistens giftig sind. Doch bieten
dieselben in neuerer Zeit insoferne einigen Nutzen, als sie statt
des Hopfens zum Bicrsicdcn verwendet werden.
3. Die Familie der Spargel, theils als Salat, thcils
als Gemüse vorkommeud, jedoch meistens so theucr, daß man sie
nicht ganz, sondern nur bis dahin essen kann, wo sie holzig werden.
4. Die Lilien (lalmeoae), sehr unschuldige Dinger, welche
weder nähen, noch spinnen, und dennoch gekleidet werden, wie
viele Damen, welche aber nichts weniger als Lilien sind. Zu
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Populärwissenschaftlicher Wandervortrag des Dr. Culphurius über Botanik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 67.1877, Nr. 1686, S. 155
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg