Fliegende Blätter (73.1880 (Nr. 1823-1848))

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Ein schlauer Anwalt.

begrüßt ihn höhnisch lächelnd mit den Worten: „Guten Morgen,
Herr Collega — guten Morgen! Soeben habe ich gegen Ihre
Partei ein Contumacialurtheil erwirkt!" — Di'. Streiter traut
seinen Augen und Ohren nicht.

„Wie ist cs möglich, daß Sie schon hier sind?" ruft er
zerstreut und eilt zum Gerichtsschreiber, um dort die.Bestätig-
ung der Mittheilung seines Kollegen zu vernehmen, während
dieser sich vergnügt in den goldenen Ochsen begibt.

Die Lösung des Räthsels war einfach. Als Di-, Streiter
an ihm vorüberfuhr, hatte sich Dr. Schlaumeier hinten auf das

Brett gesetzt und war so zu gleicher Zeit mit seinem Gegner
in Lentersheim angckommen.

Des Selchers Töchterlein.

Die Sonne liegt im Sterben
Und ach! ihr letzter Strahl
Küßt einen Sclchcrladcn, —

Den Gott mir schuf — zur Qual!

Dort, — zwischen Wurst und Schinken,
Bei Kalbsfuß und Kalbsohr,

Dort ist es, — ew'ger Himmel!

Wo ich mein Herz verlor!

Dort steht, mit kaltem Busen
Bci'm Gaslaternenschein —

Die heiße Blutwurst wendend -
Des Selchers Töchterlcin!

Des Selchers Töchterlein.

Und mit geschäft'gen Händen
Seh' ich sic walten d'rin.

Die Wärst' sind die Vasallen
Und sic die Königin!.

Die Frankfurter — sie glänzen
Im seligen Gefühl,

Die Leberwürste Hüpfen! — —

O zartes Kinderspiel!

Die Extrawürst', die Plunzen —

Sie seh'n sich an mit Neid,

Wenn ihre kleinen Finger
Sie fassen, lang und breit!

Und Alles glüht und brennet.

Nur sic bleibt kalt allein, — —

Es weiß ja nichts von Liebe
Des Selchers Töchterlein!

Ob auch mein Herz verschmachtet
Im heißen Liebesdurst,

Ob ich vor Schmerz vergehe — —

Das ist ihr Alles — Wurst! Or. u. Radler.