Fliegende Blätter (74.1881 (Nr. 1849-1874))

Lieder eines fahrenden Schülers.

Die einen grün, die andern welk.

Und alle ihm eigen.

Er blüht und keimt in cw'gcm Schmuck,

Die Früchte prangen — —

Was liegt daran, an welchem Zweig
Die Früchte hangen?

Stüter Trost.

Drum zieh' ich muthvoll meiner Wege,

Was war und wird, mir gilt's wie Traum;
Nicht fragt, wenn ich mich nicderlcgc.

Nach meinem Pfad der Lindenbauin.

Ich sch' die Lerche hoch im Blauen,

Und Morgenduft an jedem Strauch,

Ich seh's im Grase wogen,. thanen.

Ich fühl' der Blumen Honighanch!

Waldvöglcin flattern im Gestände,

Wildveiglein knospen im Gestein;

Ich seh' die ganze Lebensfreude ■—

Und sollte selber freudlos sein?

O, nimmer tvill. ich solches sagen!

D'rum fahr' ich froh im Mai einher —

Die Erde, die so viel muß tragen.

Trügt willig einen Wand'rer mehr!

Und doch wär's anders leicht gekommen —
Denn über aller irren Fahrt
Steht wie ein Stern, in Duft verschwommen.
Mein Jugendwort — Frau Jrmingard!

Seifenblasen. 91

Es ist ein häufig vorkommender Fall von Farbenblind-
heit, daß Einer unseren neuen grünseidenen Regenschirm mit-
nimmt und seinen alten, braunen, baumwollenen dafür zurückläßt.

Nichts wird einer jungen Dame von achtzehn Frühlingen
schwerer, als so recht gleichgültig drcinznschancn, wenn sic in
einem nagelneuen Kostüm zum ersten Male ihrer Freundin
begegnet.

Noah war der einzige Mann, der aus Furcht vor dem
Wasser zur See ging. ___ ^

Zwei Taubstumme unterhalten sich durch die Fingersprache.
Als der Eine etwas lebhaft gestikulirt, telegraphirt der Andere
entrüstet: Warum schreist Du mich denn so an?

Mine und Gegenmine.

Im Jnseratentheil einer Zeitung befindet sich folgende
Annonce: „Jener Herr, der in der Blumenstraße eine Geld-
börse gefunden hatte, wird aufgefordert, dieselbe an die Adresse
des Verlierers einzusenden, da er erkannt wurde." — Wenige
Tage später erscheint folgende Entgegnung: „Der erkannte
Herr, welcher in der Blumenstraße die Geldbörse an sich nahm,
ersucht den Verlustträger, dieselbe ans seiner Wohnung

abzuholen." _

Dopp clsin nig.

Schon sind es an die dreizehn Jahr,

Daß ich sic holte aus der Schaar
Der Schwestern.

Und doch — trotz manchem scharfen Hieb
Ist sie mir heute noch so lieb —

Wie gestern! zz $. $.

Der pfiffige Jean.

Herr: „Ist der Herr Referendar zu Hause?" — Jean:
„Ihr Name, mein Herr?" — Herr: „Neumann." — Jean:
„Also nicht Müller, ganz bestimmt nicht Müller?" — Herr:
„Sic hören ja, ich heiße Neumann — weßhalb fragen Sic
so?" — Jean: „Na, wenn Sie Müller hießen — in dem
Falle hätte der Herr Referendar gestern eine achttägige Reise
angetreten." _

Doch etwas.

A.: „Sic werden wissen, daß ich meinem Freunde vor
fast einem Jahre mit einer beträchtlichen Summe ausgeholfcn;
da habe ich mir nun neulich erlaubt, ihn zu mahnen." —
B.: „Sie werden aber vermnthlich nichts bekommen haben?"
— A.: „O ja — Grobheiten."

A' gschcidtcr Apotheker.

„I sag' no', unser Apotheker dcar ist no' g'schcidter als
der Viehdokter." — „Wia so decs, Johannes?" — „Dear
Hot mir cbbes für mein' kranke Kuh' gcba und Hot zua m'r
g'sait: Wenn decs nex hilft, no hilft ncx mch'. Und richtig
ist's so g'wea. Mei' Bleß ist no' am gleiche Tag — verreckt!"

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