Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
179

Wie cs dem Oberstlieutenant Kreuzsch

wußte nicht, wie ickfts anders machen sollte, um Dir ein wenig
auf den Zahn zu fühlen. Aber Scherz bei Seite. Sei auf-
richtig Kauz. Ich möchte gern — wegen der Anwendung dieses
Dinges Deinen Rath — —"

„Unsinn!" donnerte der Kauz jetzt ernstlich böse, „reitet
Dich denn der Satan? Ich und halsleidend?"

„Na — weil Du das Ding so genau kennst. Es ist
nämlich eine ganz neue Art. auch patentirt. Wer aber schon
mit solchen Maschinen zu thun hatte. —"

„Niemals! niemals! Aber bist Du denn halsleidend?"

„Leider," antwortete ich und schwatzte weiter, eine Menge
Krankheitssymptome iills Treffen führend, an die ich nie. auch
nur im Traum gedacht. — O. unseliges Komödienspiel! Um
die Ehre meines Schädels zu retten, verdächtigte ich erbarmungs-
los meinen armen Kehlkopf. Und der Kauz? Wie schüttelte er
so mystisch grübelnd den Kopf! Wie grinste er so unheimlich
in sich hinein!

Er empfahl sich bald und ließ mich in einer ganz ver-
zweifelten Stimmung zurück.

Es war ja auch eine verteufelte Geschichte. Ich hatte eine
Maschine auf dem Halse, die für mich keinen Pfifferling Werths
besaß und ein Halsleiden dazu, mit dem ich gleichfalls nichts
anzufangen wußte.

Und wie die Sache auch verlaufen mochte ... ein Nach-
spiel gab es in jedem Falle. Kauz hatte mich sicher durch-
schaut. Und richtig ... es waren kaum drei Tage vergangen.
— da nahm das Nachspiel seinen Anfang.

Der Lieutenant Josef hatte mir soeben einen ziemlich um-
fangreichen Bericht an das Kriegsministerium vorgelegt und sich
dabei die bescheidene Bemerkung gestattet, daß er bei dieser
„ziemlich complicirten Sache" viel Mühe habe aufwenden müssen,
um sie zu einem so guten Ende zu führen, und ich hatte so-
eben nieincn Namen darunter gemalt und dem Josef mit einem
Mark und Bein erschütternden „Sand!" meine Anerkennung
ausgesprochen, als die Thür meines Bureaux sich öffnete und
das Pfiffige mnlitiöse Antlitz meines Abthcilungs-Chefs sichtbar
wurde.

„Oberstlieutenant Kreuzschnabel! Ich bitte auf einen
Augenblick."

Ich folgte dem Vorgesetzten in sein Zimmer. Hier sah
mich derselbe mit einem seltsam prüfenden Blicke an und endlich
begann er:

„Sagen Sie mal. lieber Kreuzschnabel! Ist es wahr, daß
Sie ein Kehlkopfleiden haben?"

„Ein wenig. Herr Oberst, aber cs ist von keiner Be-
deutung. Die Zimmerluft, der Aktenstaub —"

„Der Aktenstaub.. . hm! Kreuzschnabel! Ich will Ihnen
Etwas sagen! Sie lassen zu viel Sand streuen. Das gibt
Staub."

„Der Sand kommt nur ans meinen Namen und dahin
gehört er. Herr Oberst!"

„Bitte sehr. Er kommt auch in die Augen und in die
Respirations-Organe, und so was macht vor der Zeit dienst-
unfähig. lieber Kreuzschnabel."

nabel im großen Generalstabe erging.

Schweigend würgte ich die bittere Pille hinunter. Der
Herr Oberst schien die Verpflichtung zu fühlen, sie einiger-
maßen zu versüßen.

„Sic sollen also zu Ihrer Erholung ein wenig in die frische
Luft. Kreuzschnabel. In drei Tagen wird ein Kommando aus
der trigonometrischen Abtheilung unter der Leitung des Herrn
Oberst von Brause zur Vermessung der Ostseeküste nach Swine-
mnnde abgehen. Daran können Sie sich betheiligen. — —
Sand Halls da in Menge!" fügte er bissig hinzu.

Ich verbeugte mich. Es >var immerhin eine angenehme
Abwechslung, und einmal an Ort und Stelle, zweifelte ich
nicht, daß ich mich würde nützlich machen können. Ucberdies
wohnte in Swinemünde ein alter Freund von mir. ein pensio-
nirter Rittmeister, der sich mit Fortificationsstudien befaßte
und sich für einen äußerst gewiegten Ingenieur hielt. Ich
konnte darauf rechnen, daß er mich bei den mir zufallenden
Aufgaben unterstützen würde. <Fortsetzung folgt.)

Für alle Fälle.

Dame: „Haben Sie die Brücke auch recht gut und fest
gemacht?" — Arbeiter: „Jawohl, Fräulein, da können Sie
mit gutem Gewissen d'rüber geh'n." — Dame: „Ja. ich will
aber auch mit schlechtem Gewissen darüber gehen können."

23*
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Für alle Fälle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bechstein, Ludwig
Entstehungsdatum
um 1883
Entstehungsdatum (normiert)
1878 - 1888
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 78.1883, Nr. 1975, S. 179

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen