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Eine dunkle Mordgeschichte
Muß ich leider jetzt erzähl'n,
Dnh der Mensch darnach sich richte,
Thut er einen Stand sich wähl'n.
Weil ihr Kind — 's ist klar wie Butter
Nach und nach sein Geld verlor.
Er studirte viele Jahre,
Wurde endlich Praktikant,
Bis er's bracht' zum Aktuare
Nun, das ist noch keine Schand'.
Als die Haar' der Stirn' entflohen
Und sich färbten grau in grau,
Scheut' er nicht des Unglücks Drohen,
Sondern nahm sich eine Frau.
Mit des Hausschuh's kräft'gen Hieben,
Trifft das Weibsbild er mit Macht,
Schwiegermutter noch um Sieben,
War ein Engel sie um Acht.
Ein Beamter war der Thäter,
Sonst ein ganz charmanter Mann
Auf dem Bilde vor Dir steht er,
Nehmt Euch ein Exempel d'ran!
Was ihn zum Verbrecher machte,
War die Baterliebe nur;
Daß er an was and'res dachte,
Etwa Habsucht — keine Spur!
Johann Jakob Wilhelm Meier
Also hat man ihn getauft;
Daß er ward zum Ungeheuer,
Niemand hätt' es dort geglaubt.
Diese hatte zwar Vermögen —
Nicht so viel, als er gedacht -
Doch ein reicher Kindersegen
Hat ihn bald in Noth gebracht.
Wie alljährlich Schaf' und Säue
Treibt in's Feld hinaus der Hirt, .
Hofft' er jedes Jahr auf's Neue,
Daß er aufgebessert wird.
Aber die Gehaltserhöhung
Heut zu Tage bleibt ein Traum,
Schrecklich war oft seine Schmähung
Deßhalb, man beschreibt es kaum!
Als nun eines schönen Tages
Trat vor Meier hin sein Sohn,
„Was Du werden willst, o sag' eS!"
Sprach er mit bewegtem Ton.
„Ein Beamter", sprach der Knabe.
Kaum, daß er's gesprochen hat,
Sieh', da faßte schon der Vater
Auch den Plan zur Morithat;
Sperrt' in eine dunkle Kammer
Seinen vielgeliebten Sohn,
Nährt' ihn blos von dem, o Jammer!
Was er sich ersparet schon!
Bald — und in den schönsten Jahren
Kam der Knabe Hungers um,
Und — Du magst die Thränen sparen —
Noch ein Mord kommt — Publikum!
Denn, für Meier's Mördertriebe
Eine Leich' war nicht genug,
Unter Einenl —■ nicht aus Liebe —
Schwiegermüttern er erschlug.
Eine dunkle Mordgeschichte
Muß ich leider jetzt erzähl'n,
Dnh der Mensch darnach sich richte,
Thut er einen Stand sich wähl'n.
Weil ihr Kind — 's ist klar wie Butter
Nach und nach sein Geld verlor.
Er studirte viele Jahre,
Wurde endlich Praktikant,
Bis er's bracht' zum Aktuare
Nun, das ist noch keine Schand'.
Als die Haar' der Stirn' entflohen
Und sich färbten grau in grau,
Scheut' er nicht des Unglücks Drohen,
Sondern nahm sich eine Frau.
Mit des Hausschuh's kräft'gen Hieben,
Trifft das Weibsbild er mit Macht,
Schwiegermutter noch um Sieben,
War ein Engel sie um Acht.
Ein Beamter war der Thäter,
Sonst ein ganz charmanter Mann
Auf dem Bilde vor Dir steht er,
Nehmt Euch ein Exempel d'ran!
Was ihn zum Verbrecher machte,
War die Baterliebe nur;
Daß er an was and'res dachte,
Etwa Habsucht — keine Spur!
Johann Jakob Wilhelm Meier
Also hat man ihn getauft;
Daß er ward zum Ungeheuer,
Niemand hätt' es dort geglaubt.
Diese hatte zwar Vermögen —
Nicht so viel, als er gedacht -
Doch ein reicher Kindersegen
Hat ihn bald in Noth gebracht.
Wie alljährlich Schaf' und Säue
Treibt in's Feld hinaus der Hirt, .
Hofft' er jedes Jahr auf's Neue,
Daß er aufgebessert wird.
Aber die Gehaltserhöhung
Heut zu Tage bleibt ein Traum,
Schrecklich war oft seine Schmähung
Deßhalb, man beschreibt es kaum!
Als nun eines schönen Tages
Trat vor Meier hin sein Sohn,
„Was Du werden willst, o sag' eS!"
Sprach er mit bewegtem Ton.
„Ein Beamter", sprach der Knabe.
Kaum, daß er's gesprochen hat,
Sieh', da faßte schon der Vater
Auch den Plan zur Morithat;
Sperrt' in eine dunkle Kammer
Seinen vielgeliebten Sohn,
Nährt' ihn blos von dem, o Jammer!
Was er sich ersparet schon!
Bald — und in den schönsten Jahren
Kam der Knabe Hungers um,
Und — Du magst die Thränen sparen —
Noch ein Mord kommt — Publikum!
Denn, für Meier's Mördertriebe
Eine Leich' war nicht genug,
Unter Einenl —■ nicht aus Liebe —
Schwiegermüttern er erschlug.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schreckliche Morithat, die sich neulich zugetragen hat"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1883
Entstehungsdatum (normiert)
1878 - 1888
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 79.1883, Nr. 2005, S. 210
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg