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Auf, zur Gründung eines Vereins fiir „heilgymnastische Tafelfrenden"!
Speisen und Getränke zu uns zu nehmen! Ist es unter
diesen Umständen ein Wunder, wenn der Körper solcher natur-
widrigen Behandlung gegenüber rebellisch wird und sich der ihm
gebotenen gastronomischen Tyrannei durch ein energisches Strike-
verfahren zu entziehen sucht?
Doch wahrhaftig nicht!
Zwar hat der leider bisher in's Dunkel der Anonymität
gehüllt gebliebene Erfinder des „kalten Büffets" die
Unhaltbarkeit der bisherigen Speise-
zustände instinktiv erkennend - eine
Einrichtung in's Leben gerufen, welche
wenigstens einigermaßen dazu ange-
than ist, einem weiteren Rückschritt
unserer traurigen Magen- und Ver-
daunngs - Verhältnisse vorzubeugen;
aber jenes Speise-Wettrennen
mit Hindernissen abgesehen
davon, daß es leider in der Reihe
unserer gastronomischen Institutionen
noch immer zu den Ausnahmen ge-
hört — trägt den Stempel seiner
Unvollkommenheit denn doch allzu
deutlich zur Schau und entbehrt über-
dies völlig der wissenschaftlichen
Grundlage und einer systemati-
schen Gliederung.
Der „kalte Büffctist" be-
findet sich ja in der Thal in der
glücklichen Lage, die ihm Vorgesetzten Nahrungsmittel nur unter
einer mit den Verdauungsfunktionen gleichen Schritt
haltenden bedeutenden Anstrengung der Körper-
Extremitäten in seinen Besitz und zur Verzehrung zu bringen;
aber es geschieht dies Ringen nach Nährstoff eben in durchaus
ungeregelter Weise.
Niemand belehrt den zum Ansturm ans das kalte Büffet
Losgelassenen darüber, ob zur Verdauung dreier Gabelspißen
voll Fischmajonnaise ein sechs- oder siebenmaliger Rundlauf um
die aufgestellte Tafel erforderlich ist, und ob er nach der Er-
langung eines marinirten Fünftehalbauges den Teller mit dem-
selben vier- oder fünfmal steifen Armes bis zur halben Zimmer-
höhe zu erheben hat, um eben jene eroberte Nennaugenhälfte
seinem Magen bekömmlich zu machen. —
Immerhin hat mir das „kalte Büffet" die Basis gc'
boten, auf der weiterbauend ich jetzt beim Beginn der darin'
erschütterndsten Epoche des Jahres — der eigentlichen Festmahl'
Saison — der leidenden Menschheit einen Heilstempel zu
errichten vermochte, in welchem sie Rettung und Erlösung von
allen stomachalisch-habituellen Mißständen zu finden hoffen darf.
Ausführliche Mittheilnng der Statuten des mit dem heutigen
Tage das Licht der Speisewelt erblickenden
Dwcutss
für heilgymnastische Lafclfrcudcn
mir vorbehaltend, begnüge ich mich
an dieser Stelle damit, einen gedräng-
ten Abriß der Tendenzen und
Ziele desselben zu geben, welche vor
allem darin bestehen, jeden Gang
eines ausgedehnteren Menus nur
unter gleichzeitiger Ausführ-
ung derjenigen gymnastischen
Ucbungen zu genießen, welche —
nach genauer Feststellung durch
die medizinischen Autoritäten
des Vereins — dazu geeignet sind,
eben für die betreffende Speise einen
schnellen und mühelosen Stoff-
wechsel zu bewirken.
Das Beispiel des bereits fiir die
nächste Zeit in Aussicht genommenen
Stiftungs-Festessens des Ver-
eins Ivird meine Strebungen am leichtesten deutlich machen.
Erster Gang: Moc-Turtle-Suppe.
Auf das erste Zeichen des Präsidenten oder Voressers
(ein leichter Schlag auf die Magengegend) ergreift jeder
Festtheilnehmer — stehend — mit der Rechten den ge-
füllten Suppenteller, mit der Linken den Löffel.
Zweites Zeichen des Voressers (wiederholter leichter Magen-
schlag): halbe Wendung nach links sämmtlicher Vcreins-
genossen und „Vordermann genommen". — Drittes
Zeichen (starker Magenschlag): Beginn des Essens im Dan er-
lauf um die Festtafeln herum; nach dreifacher Umkreisung
derselben muß der Teller geleert sein, und durch ein drei Mal
wiederholtes Klatschen auf den Unterleib gibt der Voreffende
das Zeichen zum Wegstellen der Speisegcräthe, zum
Auf, zur Gründung eines Vereins fiir „heilgymnastische Tafelfrenden"!
Speisen und Getränke zu uns zu nehmen! Ist es unter
diesen Umständen ein Wunder, wenn der Körper solcher natur-
widrigen Behandlung gegenüber rebellisch wird und sich der ihm
gebotenen gastronomischen Tyrannei durch ein energisches Strike-
verfahren zu entziehen sucht?
Doch wahrhaftig nicht!
Zwar hat der leider bisher in's Dunkel der Anonymität
gehüllt gebliebene Erfinder des „kalten Büffets" die
Unhaltbarkeit der bisherigen Speise-
zustände instinktiv erkennend - eine
Einrichtung in's Leben gerufen, welche
wenigstens einigermaßen dazu ange-
than ist, einem weiteren Rückschritt
unserer traurigen Magen- und Ver-
daunngs - Verhältnisse vorzubeugen;
aber jenes Speise-Wettrennen
mit Hindernissen abgesehen
davon, daß es leider in der Reihe
unserer gastronomischen Institutionen
noch immer zu den Ausnahmen ge-
hört — trägt den Stempel seiner
Unvollkommenheit denn doch allzu
deutlich zur Schau und entbehrt über-
dies völlig der wissenschaftlichen
Grundlage und einer systemati-
schen Gliederung.
Der „kalte Büffctist" be-
findet sich ja in der Thal in der
glücklichen Lage, die ihm Vorgesetzten Nahrungsmittel nur unter
einer mit den Verdauungsfunktionen gleichen Schritt
haltenden bedeutenden Anstrengung der Körper-
Extremitäten in seinen Besitz und zur Verzehrung zu bringen;
aber es geschieht dies Ringen nach Nährstoff eben in durchaus
ungeregelter Weise.
Niemand belehrt den zum Ansturm ans das kalte Büffet
Losgelassenen darüber, ob zur Verdauung dreier Gabelspißen
voll Fischmajonnaise ein sechs- oder siebenmaliger Rundlauf um
die aufgestellte Tafel erforderlich ist, und ob er nach der Er-
langung eines marinirten Fünftehalbauges den Teller mit dem-
selben vier- oder fünfmal steifen Armes bis zur halben Zimmer-
höhe zu erheben hat, um eben jene eroberte Nennaugenhälfte
seinem Magen bekömmlich zu machen. —
Immerhin hat mir das „kalte Büffet" die Basis gc'
boten, auf der weiterbauend ich jetzt beim Beginn der darin'
erschütterndsten Epoche des Jahres — der eigentlichen Festmahl'
Saison — der leidenden Menschheit einen Heilstempel zu
errichten vermochte, in welchem sie Rettung und Erlösung von
allen stomachalisch-habituellen Mißständen zu finden hoffen darf.
Ausführliche Mittheilnng der Statuten des mit dem heutigen
Tage das Licht der Speisewelt erblickenden
Dwcutss
für heilgymnastische Lafclfrcudcn
mir vorbehaltend, begnüge ich mich
an dieser Stelle damit, einen gedräng-
ten Abriß der Tendenzen und
Ziele desselben zu geben, welche vor
allem darin bestehen, jeden Gang
eines ausgedehnteren Menus nur
unter gleichzeitiger Ausführ-
ung derjenigen gymnastischen
Ucbungen zu genießen, welche —
nach genauer Feststellung durch
die medizinischen Autoritäten
des Vereins — dazu geeignet sind,
eben für die betreffende Speise einen
schnellen und mühelosen Stoff-
wechsel zu bewirken.
Das Beispiel des bereits fiir die
nächste Zeit in Aussicht genommenen
Stiftungs-Festessens des Ver-
eins Ivird meine Strebungen am leichtesten deutlich machen.
Erster Gang: Moc-Turtle-Suppe.
Auf das erste Zeichen des Präsidenten oder Voressers
(ein leichter Schlag auf die Magengegend) ergreift jeder
Festtheilnehmer — stehend — mit der Rechten den ge-
füllten Suppenteller, mit der Linken den Löffel.
Zweites Zeichen des Voressers (wiederholter leichter Magen-
schlag): halbe Wendung nach links sämmtlicher Vcreins-
genossen und „Vordermann genommen". — Drittes
Zeichen (starker Magenschlag): Beginn des Essens im Dan er-
lauf um die Festtafeln herum; nach dreifacher Umkreisung
derselben muß der Teller geleert sein, und durch ein drei Mal
wiederholtes Klatschen auf den Unterleib gibt der Voreffende
das Zeichen zum Wegstellen der Speisegcräthe, zum
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auf, zur Gründung eines Vereines für 'heilgymnastische Tafelfreuden'!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)