begrüßt und wegen seiner schnellen Rückkehr belobt.
Aber auch Wimmer jun. hatte über die Situation nach-
gedacht; er mußte in seinen Erwägungen zu dem gleichen Re-
sultat, wie sein Erzeuger, gekommen sein, denn wenige Minuten
nach der Ankunft des Vaters öffnet sich die Thüre des Gast-
zimmers im „Katerbräu" und herein steigt vergnügt — Studiosus
August Wimmer. üch.
Straßen. Pflichtgemäß Hielt Pfarrer Wimmer seinem Jünger
einen Vortrag über die Schädlichkeit der Nachtschwärmerei im
Allgemeinen und im Besonderen, und verabschiedet sich, nachdem
der Vergnügungsplan für den andern Tag festgestellt, unter
Segenswünschen an der Pforte des Gasthofes, in welchem er
sein Nachtlager aufgeschlagen, da crfahrungsmäßig Studcnten-
wohnungeu für Logirbesuch nicht geeignet erscheinen.
Wimmer ,srm. hatte bald seine in der Nähe gelegene Clause
erreicht und Alles hätte somit einen befriedigenden Abschluß
gefunden. Man soll aber den Tag nicht vor dein Abend, ja
nicht einmal vor der gänzlich verflossenen Nacht loben. Pastor
er je berechtigt gewesen wäre, den Anfang des Gesanges auf
sich zu beziehen.
Da kommt eines Tages ein längst erwarteter Besuch an, —
cs ist unseres Bruder Studio Vater; derselbe ist Prediger in
einem entlegenen Dorfe der Provinz, und freut sich unbändig,
seinen Sohn und die ihm wohlbekannte Musenstadt einmal
wiederzusehen. Der „Alte" ist von dem Fleiße und den
Fortschritten seines Sprößlings bald überzeugt, findet in der
engen Bude desselben als Beweismittel eine Menge theologischer
Folianten, und beschließt nach altem Branche den Tag in Ge-
meinschaft des Sohnes im „Katerbräu", dessen Stoff um so
besser mundet, als dort stets eine fröhliche Gesellschaft aus den
verschiedensten Facultäten zu finden ist. Bald fühlt sich der
Alte an der Tafelrunde heimisch; das sonst in ernsten Falten
liegende Gesicht glättet sich und es zeigt sich, daß der Herr
Pfarrer das Lachen noch nicht verlernt hat. Mancher Schoppen
wird vertilgt, alte Scherze werden wieder aufgewärmt, die Wogen
der Fröhlichkeit steigen immer höher, als plötzlich um 1l Uhr
der seines Sohnes wegen von Gewissensbissen gequälte Pastor
das Zeichen zum Aufbruch gibt. Der gute Bruder Studio
folgt dem schönen Beispiel des Alten und Beide verlassen den
Katerbräu und wandeln Arm in Arm durch die noch belebten
123
Wimmer schritt noch einige Zeit in seinem Zimmer ans und
ab.. Wie unbehaglich und einsam ist es hier! Wie traulich
war cs im „Katerbräu"! Jugenderinnerungen steigen in dem
Alten ans. Wie oft hat er nicht als fröhlicher Student bis
zum Hahnschrei durchgczecht.. Wie ganz anders hat sich sein
Leben gestaltet! Wie einsam ist cs doch auf seinem Dorfe!
War es nicht schade, die fröhliche Tafelrunde schon so zeitig zu
verlassen? Wir wollen den guten Pastor und unsere Leser mit
Reflexionen nicht lange aufhalten, kurz gesagt, nach, einer Viertel-
stunde ist er auf dem Wege zum „Katerbrän", wird dort jubelnd
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Aber auch Wimmer jun. hatte über die Situation nach-
gedacht; er mußte in seinen Erwägungen zu dem gleichen Re-
sultat, wie sein Erzeuger, gekommen sein, denn wenige Minuten
nach der Ankunft des Vaters öffnet sich die Thüre des Gast-
zimmers im „Katerbräu" und herein steigt vergnügt — Studiosus
August Wimmer. üch.
Straßen. Pflichtgemäß Hielt Pfarrer Wimmer seinem Jünger
einen Vortrag über die Schädlichkeit der Nachtschwärmerei im
Allgemeinen und im Besonderen, und verabschiedet sich, nachdem
der Vergnügungsplan für den andern Tag festgestellt, unter
Segenswünschen an der Pforte des Gasthofes, in welchem er
sein Nachtlager aufgeschlagen, da crfahrungsmäßig Studcnten-
wohnungeu für Logirbesuch nicht geeignet erscheinen.
Wimmer ,srm. hatte bald seine in der Nähe gelegene Clause
erreicht und Alles hätte somit einen befriedigenden Abschluß
gefunden. Man soll aber den Tag nicht vor dein Abend, ja
nicht einmal vor der gänzlich verflossenen Nacht loben. Pastor
er je berechtigt gewesen wäre, den Anfang des Gesanges auf
sich zu beziehen.
Da kommt eines Tages ein längst erwarteter Besuch an, —
cs ist unseres Bruder Studio Vater; derselbe ist Prediger in
einem entlegenen Dorfe der Provinz, und freut sich unbändig,
seinen Sohn und die ihm wohlbekannte Musenstadt einmal
wiederzusehen. Der „Alte" ist von dem Fleiße und den
Fortschritten seines Sprößlings bald überzeugt, findet in der
engen Bude desselben als Beweismittel eine Menge theologischer
Folianten, und beschließt nach altem Branche den Tag in Ge-
meinschaft des Sohnes im „Katerbräu", dessen Stoff um so
besser mundet, als dort stets eine fröhliche Gesellschaft aus den
verschiedensten Facultäten zu finden ist. Bald fühlt sich der
Alte an der Tafelrunde heimisch; das sonst in ernsten Falten
liegende Gesicht glättet sich und es zeigt sich, daß der Herr
Pfarrer das Lachen noch nicht verlernt hat. Mancher Schoppen
wird vertilgt, alte Scherze werden wieder aufgewärmt, die Wogen
der Fröhlichkeit steigen immer höher, als plötzlich um 1l Uhr
der seines Sohnes wegen von Gewissensbissen gequälte Pastor
das Zeichen zum Aufbruch gibt. Der gute Bruder Studio
folgt dem schönen Beispiel des Alten und Beide verlassen den
Katerbräu und wandeln Arm in Arm durch die noch belebten
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Wimmer schritt noch einige Zeit in seinem Zimmer ans und
ab.. Wie unbehaglich und einsam ist es hier! Wie traulich
war cs im „Katerbräu"! Jugenderinnerungen steigen in dem
Alten ans. Wie oft hat er nicht als fröhlicher Student bis
zum Hahnschrei durchgczecht.. Wie ganz anders hat sich sein
Leben gestaltet! Wie einsam ist cs doch auf seinem Dorfe!
War es nicht schade, die fröhliche Tafelrunde schon so zeitig zu
verlassen? Wir wollen den guten Pastor und unsere Leser mit
Reflexionen nicht lange aufhalten, kurz gesagt, nach, einer Viertel-
stunde ist er auf dem Wege zum „Katerbrän", wird dort jubelnd
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1886
Entstehungsdatum (normiert)
1881 - 1891
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 84.1886, Nr. 2125, S. 123
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg