Fliegende Blätter (91.1889 (Nr. 2293-2318))

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Anno Dazumal.

Der Hauptmann — 's war zum Weinen —
Schrie oft: „Der Lümmel lernt es nie,
Wirft um den Tritt der Kompagnie
Mit seinen Hammelbeinen!"

Ja selbst das Fechten mit dem Speer —
Was bei dem röm'schen Militär
Sehr wichtig war und nützlich —

Das machte dem Lucilio Graus;

Bei jedem Stoße riß er aus
Und rief: „Ich bin so kitzlich!"

Natürlich ward der Hauptmann wild,
Lucilius wurde stramm gedrillt
Und kam oft auf die Latten —

Das wäre schließlich ganz egal,
Hätt' nicht ein Mädchen, wie fatal!
Ihm sich verlobt als Gatten.

Sie war ihm schon seit lange gram,
Weil er nicht öfter zu ihr kam,

Und ließ ihn endlich wissen:

„Käm' morgen er in's Gartenhaus
Zur rechten Zeit nicht, dann wär's aus,
Dann sei das Band zerrissen!"

Lucilius schwur zu kommen - doch
Am nächsten Tag saß er im Loch
Und brumnUe ohne Gnade.

Der Hauptmann hatte ihn erblickt,
Als er die Knie' nicht durchgedrückt
Bei'm Marsche der Parade.

Damit die Jungfrau lobesam,
Wenn er zum Stelldichein nicht
kam,

Nicht zürne oder klage,
Schrieb er ihr einen Schreibe-
brief,

Und schilderte sein Elend tief
In sehr gedrückter Lage.

Doch leider gab's noch kein
Papier,

Noch eine Stadtpost, deren wir
Uns freuen, lute gebührlich.
Die Römer schrieben als Billet
Auf ein mit Wachs bezog'nes
Brett

Mehr oder wen'ger zierlich.

Der Putzer übergab den
Brief —

Doch, wenn es sein will,
geht es schief,
Wenn's noch so schlau
erdacht ist —
Noch las den Wachsbrief
nicht die Braut,
Als grimmig in das
Zimmer schaut
Ihr Vater, der er-
wacht ist.

Daß der die Liebschaft
nicht entdeckt,

Den Brief das Töchter-
lein versteckt

Rasch unter ihrem Sitze.

Natürlich daß die Schrift
da schmolz,

Weil sie erwärmte Wachs
und Holz

Mit italien'scher Hitze.

Ach! Bis der Alte aus-
geqnatscht

Und endlich wieder fort-
gehatscht