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110 Sehr glaublich.

„Da ist ja schon wieder eins von diesen modernen Porträts.
Nein! So würde Ich mich nie malen lassen!"

An Laura.

Den hübschen Doktor willst Du frei'n?

Das find' ich äußerst klug von Dir!

Jndeß, auch er scheint klug zu sein:

Gib Acht, der Schlankopf dankt dafür!

«. E.

Viel geboten.

(Annonce.) Empfehle mein Hütel auf's Wärmste. Sonnen-
aufgang bis zum Schluß der Saison.

Das Zauberlied.

Märchen von Tßcobald Groß.

(Schluß.)

II.

Als die acht Tage herum waren und Gretel wieder in den
Rittersaal zu den Gasten kam, crschrack der alte Graf über die
Blässe seines Kindes.

Das Zanberlied.

Sein Urtheilsspruch war damals pünktlich vollzogen worden.
Man hatte Gretel in ihre Kammer cingespcrrt und Heinrich
itt'g Burgverließ. Als aber die stille Nacht gekommen war,
erklang das Lied des jungen Sängers schöner als je. Alle
Ritter und alle Damen lauschten mit heimlichem Entzücken. Sic
schauten dabei zum Himmel empor und sahen erstaunt zum
ersten Mal, wie schön der Vollmond sei. Von Allen am
meisten entzückt beim Anhören des Liedes war Gretel, entzückt
und doch zugleich' voll Traurigkeit. Sie hätte dem Sänger
gerne geantwortet in der gleichen Weise, aber sie fürchtete ihren
Vater gar zu sehr. Drei Nächte hatte Heinrich gesungen, immer
sehnsüchtiger, aber auch immer schwächer, und in der vierten
Nacht und allen folgenden hatte Gretel vergebens gewartet, denn
der junge Sänger war vor lauter Gram und Herzeleid sterbens-
krank geworden. Da hatte auch Gretel sich abgehärmt, Tag
und Nacht in unbeschreiblicher Sehnsucht und war so bleich
geworden wie eine Lilie.

„Gretelchen!" rief der Graf, „wie siehst Du denn aus?
Ich hätte dieses harte Urtheil niemals gefüllt, wenn ich geahnt
hätte, daß Dir die Entziehung des Weines bei Tische so viel
Schaden thut! Komm' doch her, Gretelchen, und trink'!"

Aber Gretel schüttelte traurig das Köpfchen und endlich, da
der Graf immer angstvoller und dringender um den Grund
ihres Leidens fragte, stanimelte sie: „Verzeiht, Herr Vater, liebster
Herr Vater, ich möchte nur noch ein einziges Mal das Lied
des jungen Sängers hören!"

„Ei potz Wetter, Gretelchen", erwiderte daraus der Graf,
„das hättest Du gleich sagen sollen! Wenn es Dir nur um
das Lied zu thun ist, dazu brauchen wir den jungen Sänger
nicht! Wir Beide, mein Freund hier und ich, sind auch
musikalisch und haben jenes Lied auch schon gesungen; wir wissen
nur nicht mehr, bei welcher Gelegenheit - nicht wahr, Bruder-
herz?" — „Jawohl!" antwortete der Junggeselle.

„Also, Paß' jetzt auf, Gretelchen", fuhr der Graf fort, „ich
will Dir das Lied einmal singen!"

Und nun begann der alte Herr mit noch sehr kräftigem
Basse seinen Gesang. Doch unterbrach er sich sogleich selbst
mit den Worten: „Nein, das ist nicht das rechte!" Dann
sing er ein anderes Lied an, hörte aber auch mit diesem gleich
wieder auf. „Probir' Du es einmal, Bruderherz!" wandte
er sich jetzt an den Junggesellen.

Als aber der anfing zu singen, hielt Gretel sich die Ohren
zu. Keines von diesen drei Liedern war das von ihr gewünschte,
denn das erste hatte geheißen: „Ich und mein Fläschchen sind
immer beisammen" - das zweite: „Qa, HR, geschmauset!" -
und das dritte: „Brüder, zu den festlichen Gelagen —" -
Solche Gesänge waren nicht im Stande, das kranke Kind zu
trösten, und der Graf wandte sich mit seinem Anliegen au
die Gäste.

Man merkte denselben wohl an: sie hätten das Lied gar
zu gern gesungen. Aber weil sie einander in gespannter Er-
wartung anblickten, die Damen die Ritter und diese wieder die
Damen, genirten und zierten sich die Letzteren und versicherten,
sie könnten nur vierstimmige, heilige Lieder singen, und darauf-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sehr glaublich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 91.1889, Nr. 2305, S. 110
 
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