Fliegende Blätter (94.1891 (Nr. 2371-2396))

Die Raphael'schen Engel.

Moderne Gespenster.

Pag für Tag hör' ich die Thürmer
Warnung rufen durch's Revier:
Weh', der Hund hat Schnauzenwürmer!
Weh', das Glas ist Gift für's Bier!

Weh', die duftende Havannah
Hat gedreht 'ne kranke Maid!

Weh', der Urahn Deiner Anna
War vielleicht nicht recht gescheidt!

Jedes Markstück — Krankheitsträger,
Jeder Hauch — bakterienvoll!

Bor der Leinwand warnet Jäger,
Pfarrer Kneipp warnt vor der Woll'!

Und die Dichter — ungeschmeichelt
Malen sie die Welt — o weh!

Alles lügt, betrügt und heuchelt,
Mordet, stiehlt und bricht die Eh'!

Für die alten Nachtgespenster
Bringt uns neue nur der „Tag" —
Liebe Sonne, schau' durch's Fenster,
Nimm von uns auch diese Plag'!

Emil peschlum.

Auf demHcimwcg vom Commers.

Fatale Höflichkeit.

Onkel: „Aber, Karl, ich besuche Dich
jetzt zum ersten Male hier und in allen
Gasthäusern grüßt man mich so freundlich!"

Neffe (der seine Gläubiger stets auf die
baldige Ankunft seines Onkels vertröstet hat):
„Ja, lieber Onkel, Du kannst gar nicht ahnen,
wie populär Du bereits hier bist!"

Trost. 179

HIenn dich die Menge schmäht und haßt,
Ertrag' es stumm, ertrag's gefaßt.
Entscheidend ist nur, wie du's meinst,

Und was du bist — nicht was du scheinst!

- f s

Antwort aus dieFrage »onpag. 174.

Nichts hat er zu thun — sonst könnte er
ja nicht spazieren gehen!

„Du, hör' 'mal, was das hier summt !"
„Aha — das ist sicherlich die brummige
Antwort von meinem Alten, den ich vor-
hin um Geld antelegraphirt habe!"

Verschnappt.

A: „Denken Sie, lieber Freund, was mir
neulich auf der Wildschweinjagd passirt ist!
Ich tret' aus einem Gebüsch, da. . —

B: „Ah, das haben Sie ja vorgestern schon
erzählt!" — A: „Unmöglich! Ich hab's
ja selbst erst gestern gehört!"

„Sag', Karl, gefallen Dir die Engelchen nicht?" — „Nein!" — „Warum
denn , nicht?" — „Wenn ich mich so auflegen wollte, wie die, dann würde ich
schöne Klapse kriegen!" _