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Im Eifer.
Sicherster Beweis.
Fremder: „Sagen Sie mir aufrichtig, halten Sie das
hiesige Bad wirklich für so heilkräftig, daß der starke Fremden-
zuspruch gerechtfertigt ist?" — Einheimischer: „O ja, das
Bad ist nicht schlecht! Voriges Jahr hat's sogar ein — Ein-
heimischer versucht!"
Die Weissagung.
Märchen von (Emil Starrer,
n jener glücklichen Zeit, da noch jeder Prophet die
Wahrheit sagte und alle Menschen ihm glaubten,
lebte im Morgenlande Ali, ein weiser und mächtiger
Fürst. Er war schon alt und grau geworden, ohne
daß er die Freude erlebt hatte, einen Thronerben
zu erhalten; aber weil Allah ihn liebte, erfüllte sich
plötzlich sein Lieblingswunsch.
Nun >var große Freude in Stadt und Land,
und Ali gab ein glänzendes Fest, zu dem er alle
Weisen seines Reiches berief, damit sie das Schicksal des Knaben
aus den Sternen verkündeten.
Dieser aber war ein wundersames Kind; denn kaum hatte er
das Licht der Welt erblickt, da lachte er cs mit seinen großen klaren
Augen und dem süßen kleinen Mäulchen so fröhlich an, als ob er
recht von Herzen darüber vergnügt wäre, in eine so schöne Welt
gekommen zu sein. Der Fürst aber erfreute sich doppelt an dem
lachenden Kinde.
Als nun die Propheten beim Sternenschimmer im großen
Palastgarten versammelt waren und Alles in regungsloser Andacht
ihren Weissagungen lauschte, da vernahm man blos Günstiges, und
Jeder verhieß dem heiteren Sprößling ein reiches Maß von Glück.
Zuletzt aber trat Saadnllah vor - das war der Aeltcste und
Weiseste von ihnen. Er betrachtete lange die Sterne und den
jauchzenden und strampelnden Knaben. Dann sprach er feierlich,
aber milden Tones, indes; athcmlose Stille herrschte: „Ali, Dein
Sohn wird nicht alt werden!"
Eine heftige Bestürzung befiel Alle, und Biele murrten in
lautem Unmnth, daß Saadnllah, wenn er wirklich so Schlimmes in
den Sternen gelesen, es nicht verschwiegen und die Freude des
Vaters zerstört hatte.
Dieser aber sprang mit zorngeröthetem- Antlitz auf und ries:
„Wohl, Greis! Aber wehe Dir, wenn Du gelogen! Dir und Deinen
Nachkommen schwöre ich dann ein schreckliches Ende!"
Der Weise hörte diese Drohung mit ruhiger Stirne, verneigte
sich und ging. Alle Anderen aber blieben in tiefer Betroffenheit
zurück. Das Kind jedoch in goldener Wiege lachte mit seiner
wunderbar Hellen Silberstimmc so mnthwillig, daß sein ganzes
Im Eifer.
Sicherster Beweis.
Fremder: „Sagen Sie mir aufrichtig, halten Sie das
hiesige Bad wirklich für so heilkräftig, daß der starke Fremden-
zuspruch gerechtfertigt ist?" — Einheimischer: „O ja, das
Bad ist nicht schlecht! Voriges Jahr hat's sogar ein — Ein-
heimischer versucht!"
Die Weissagung.
Märchen von (Emil Starrer,
n jener glücklichen Zeit, da noch jeder Prophet die
Wahrheit sagte und alle Menschen ihm glaubten,
lebte im Morgenlande Ali, ein weiser und mächtiger
Fürst. Er war schon alt und grau geworden, ohne
daß er die Freude erlebt hatte, einen Thronerben
zu erhalten; aber weil Allah ihn liebte, erfüllte sich
plötzlich sein Lieblingswunsch.
Nun >var große Freude in Stadt und Land,
und Ali gab ein glänzendes Fest, zu dem er alle
Weisen seines Reiches berief, damit sie das Schicksal des Knaben
aus den Sternen verkündeten.
Dieser aber war ein wundersames Kind; denn kaum hatte er
das Licht der Welt erblickt, da lachte er cs mit seinen großen klaren
Augen und dem süßen kleinen Mäulchen so fröhlich an, als ob er
recht von Herzen darüber vergnügt wäre, in eine so schöne Welt
gekommen zu sein. Der Fürst aber erfreute sich doppelt an dem
lachenden Kinde.
Als nun die Propheten beim Sternenschimmer im großen
Palastgarten versammelt waren und Alles in regungsloser Andacht
ihren Weissagungen lauschte, da vernahm man blos Günstiges, und
Jeder verhieß dem heiteren Sprößling ein reiches Maß von Glück.
Zuletzt aber trat Saadnllah vor - das war der Aeltcste und
Weiseste von ihnen. Er betrachtete lange die Sterne und den
jauchzenden und strampelnden Knaben. Dann sprach er feierlich,
aber milden Tones, indes; athcmlose Stille herrschte: „Ali, Dein
Sohn wird nicht alt werden!"
Eine heftige Bestürzung befiel Alle, und Biele murrten in
lautem Unmnth, daß Saadnllah, wenn er wirklich so Schlimmes in
den Sternen gelesen, es nicht verschwiegen und die Freude des
Vaters zerstört hatte.
Dieser aber sprang mit zorngeröthetem- Antlitz auf und ries:
„Wohl, Greis! Aber wehe Dir, wenn Du gelogen! Dir und Deinen
Nachkommen schwöre ich dann ein schreckliches Ende!"
Der Weise hörte diese Drohung mit ruhiger Stirne, verneigte
sich und ging. Alle Anderen aber blieben in tiefer Betroffenheit
zurück. Das Kind jedoch in goldener Wiege lachte mit seiner
wunderbar Hellen Silberstimmc so mnthwillig, daß sein ganzes
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im Eifer"
"Sicherster Beweis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)