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214 Die Vergangenheit.

„Und Sie, Madame", rief ich aufspringend, „werden einsehen,
daß wir uns trennen müssen. Auf solcher Ehe kann kein Segen des
Himmels ruhen. Sie haben einen Candidatcn — einen Studenten
geliebt, und Ihren bildschönen Vetter lieben Sie noch! — Ich ver-
lasse Sie" — und hier ging nieine Stimme in Schluchzen über — „ich
sage dem sechstägigen Traum meiner Ehe und Liebe Lebewohl —
ich reise zu meiner Mutter!"

Da sprang Klara auf, lachte fröhlich und rief, in die Hände
klatschend: „Bravo, Karl, bravo, das war gut gespielt. So ganz

und gar hast Du es doch
nicht verlernt. Ich danke
Dir für die Leclion, die
Du mir gegeben! Ich
sehe ein, wie Unrecht ich
Dir heute früh gcthan.
Verzeihe mir! Es mar
der erste Streit in unserer
Ehe, ein zweiter soll ihm
nicht folgen!"

Und meine Frau um-
armte und küßte mich herz-
haft.

WaS während dieser
Scene in Emil vorging,
läßt sich schwer beschreiben.
Sein Verstand schien voll-
ständig still zu stehen.
Klara trat lächelnd
auf ihn zu. „Vetter,
ängstigen Sie sich nicht
mehr. Ihre ziemlich in-
discreten Mittheilnngen
haben nur Gutes hervorgebracht. Ich erzähle Ihnen das später.
Sie bleiben unser Gast!"

Emil erhob sich lang und langsam, wie die Braut von
Korinth, aus seinem Stuhl.

„Wir schlagen uns also nicht?" fragte er zaghaft.

„Nein. Mein Mann ist kein blutdürstiger Tiger, sondern ein
ganz zahmes Hanskaterchen, das nur hin und wieder seine Krallen
zeigt und etwas Comödie spielt."

Emils Wangen röthe-
ten sich wieder.

Und als ich ihn um Ver-
zeihung bat, war er ganz der
Alle.

„Wüthend waren Sie,

Cousin", rief er bei der
zweiten Flasche Wein, „aber
selbst in der Wuth immer
höflich, immer Gentleman.

Sie sprachen von meinem
Exterieur in den schmeichel-
haftesten Ausdrücken. Ja, und
Sie haben recht, ich weiß es,
ich bin in der That unwider-
stehlich schön."

Dabei stand er schon
wieder vor dem Spiegel.

Die lange Rede.

Der alte Oberst von Beiß hatte seinen Abschied erhalten. Obwohl
er nie in seinem Leben eine Rede gehalten, die länger gewesen wäre,
als: „Unser gnädigster Landesherr lebe hoch!" beschloß er, sich von
seinem Regiment mit einer längeren Rede zu verabschieden. Dieselbe
war auch nach mancher schlaflosen Nacht zu Stande gekommen und
hatte den wohlklingenden Anfang: „Hat je. . ." u. s. w.

An dem Tage des Abschiedes ist das Regiment versammelt;
der Oberst reitet vor die Front und beginnt mit feierlicher Stimme:
„Hat je —"

„Adje, Herr Oberst!" antwortet das Regiment wie aus einem
Munde auf den vermeintlichen Abschiedsgruß — und auch diese
lange Rede war so kurz geblieben wie alle ihre Vorgängerinnen.

Im Düsel.

Ein Studiosus kommt spät am Abend stark angezecht nach Hause
und will sich noch waschen. Sein Waschtisch steht neben dem offenen
Fenster und er gießt daher das Wasser aus der Kanne, statt in
das Waschbecken, zum Fenster hinaus.

Stimme von unten: „Was soll denn das Heruntergicßcn
von Wasser., ich werde die Polizei holen!" — Studiosus:
„Was wollen Sie denn eigentlich — wie kommen Sic über-

haupt in mein Waschbecken?!"

Verde »tschuiig.

Wie übersetzt man Hachä-Pastctchen auf einer Speisekarte
in's Deutsche?

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Vergangenheit" "Im Dusel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Flashar, Max
Graetz, Theodor
Entstehungsdatum (normiert)
1893 - 1893
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 99.1893, Nr. 2524, S. 214

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