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Beiblatt der Fliegenden Blätter — 129.1908 (Nr. 3284-3309)

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https://doi.org/10.11588/diglit.5312#0020
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Zur Reform ücr kaarMege.

Die Zeit ist nicht ferne, wo es ebensowenig anständig ist,
dünne oder gar keine Haare zn haben, wie heute etwa große
Zahnlücken zu zeigen.
Schon heute ist, was ein Trost für viele Leute mit aus-
gehendem Haar sein mag, bereits soviel sicher, daß man in
vielen Fällen den Haarausfall aufhalten kann und zwar,
wie wir weiter unten sagen werden, auf sehr einfache Weise.
Das Mittel, die Haare bis ins Alter möglichst gesund und
voll zu erhalten, ist in der Tat von verblüffender Einfachheit.
Man wird das sofort verstehen, wenn man sich vorstellt, in
welcher Weise der Haarausfall in den meisten Fällen zustande
kommt.
Man tut gut, sich das Bild eines einzelnen Haares vor
Augen zu führen. Das Haar steckt, wie jeder in Abbildungen
schon häufig gesehen hat, in einer Vertiefung, dem sogenannten
Haarbalg, der in die Kopfhaut wie eine Grube hineingeht und
das Haar, wie ein Handschuh den Finger, eng um-
schließt. Am oberen Rande dieser Grube sitzen kleine
Talgdrüsen, die das Haar einfetten.
Es ist das dieselbe weise Einrichtung, wie sie über-
haupt für die menschliche Haut besteht, die ebenfalls
fortwährend durch die Tätigkeit der Hautdrüsen mit einem
leichten Fettüberzug versehen wird, der sie geschmeidig
hält, und auch vor äußeren Einflüssen schützen soll.
Nun hat diese Einfettung bei der Haut sowohl wie
bei den Haaren den Nachteil, daß sehr häufig zu viel
Fett produziert wird, das sich dann natürlich irgendwo
uicderlassen muß. Dieses Fett trocknet ein. An Gesicht
und Händen, wo man diesen Überschuß zufolge des sich
daran haftenden Schmutzes bald äußerlich wahrnehmen
kann, hat man sich sehr bald daran gewöhnt, diesen
Überschuß einfach wegzuwaschen. Auf der Kopfhaut aber,
wo diese Fettablagerungen nicht in die Augen fallen,
häufen sie sich natürlich immer mehr an, und da die
Haare große Staubfänger sind, bilden sich darauf
sehr bald dicke Schichten, die den Haarwuchs beein-
trächtigen.
Das ist eigentlich so selbstverständlich, daß man
sich wundern muß, daß so wenig Menschen darauf
achten. Wenn man heute eine Anzahl Menschen fragt,
wie sic ihren Kopf pflegen, so wird man in den
seltensten Fällen hören, daß sie ihn regelmäßig waschen,
und cs ist beinahe amüsant, festznstellcn, wie es auf
solchem Kopf anssieht. Natürlich ist es dann kein
Wunder, daß bei solchen Leuten die Haare ausgchen.
Diese Nachlässigkeit dem Kopfhaar gegenüber ist um
so verwunderlicher, als jedes Handbuch für Körperpflege
in Uebereinstimmung mit den Spezialisten für Haar- und
Hautpflege das regelmäßige Waschen des Haares
und der Kopfhaut als die beste Haarpflegc-
mcthvde bezeichnen und aurate».
Nun muß man zwar, wie jedes Ding,
auch das Waschen der Haare und der
Kopfhaut mit etwas Überlegung be-
werkstelligen. Vor allen Dingen
ist nötig, daß man eine geeignete
Seife wählt, die imstande ist,
diese Fcltkrusten (Schuppen oder
Schinnen genannt) auszulösen
und auch das Haar vom über-
schüssigen Fett zn befreien. Es
ist ferner nötig, daß man den
Seifenschaum durch reichliche
Abspülungcn mit vorher- abge-
kochtcm Wasser sorgfältig ent-

fernt und das Haar dann wieder gut abtrocknet oder im
Zimmer trocknen läßt.
Manche Leute fürchten, daß das Waschen den Haaren
schade; das ist eine Ansicht, die jeder Begründung entbehrt;
denn ebenso wie der Bart beim Waschen des Gesichtes täglich
ohne jeden Schaden mit gewaschen wird — im Gegenteil, es
gibt sehr wenig Haarausfall beim Bart — so ist auch dem
Kopfhaar das Waschen außerordentlich zuträglich. Bei den
ersten Waschungen gehen zwar immer einige Haare ans, das
ist aber etwas ganz Naturgemäßes; denn es sind diejenigen
Haare, die ohnehin ausfallen würden. Das ist gar kein Ver-
lust. Diese Haare sitze» nur noch lose im Haarbodcn und
haben gar keinen Zweck mehr. Es ist sogar gut, daß sie
ansfallen; denn sie machen anderem, gesunden Nachwuchs Platz.
Das beste Mittel, seine Haare gesund zu halten, ist
also regelmäßige Wäsche der Kopfhaut mit einer geeigneten
Seife.
Wenn man nun weiter weiß, daß die oben er-
wähnten Fettschichten einen vorzüglichen Nährboden
für parasitäre Erreger von Hautkrankheiten abgeben,
wodurch der Haarausfall weiter begünstigt wird, so
wird man gut tun, eine Seife zu nehmen mit einem
antiseptischen Zusatz, dcr diese Erreger an der Ent-
wicklung hemmt.
Unter allen Zusätzen dieser Art hat sich, wie
allgemein jbekannt, der Teer als geradezu souveraines
Mittel bewährt. Der Teer wirkt antiseptisch und hat
außerdem die bemerkenswerte Eigenschaft, die Tätigkeit
der Kopfhaut und damit das Wachstum der Haare
anzuregen. Trotz dieser Eigenschaften, die in der
Medizin hochgeschätzt werden, hat sich der Teer zur
Kopfwäsche doch nicht so einbürgern können, weil
vielen der Geruch einfach unerträglich ist und die
gewöhnlichen Teerpräparate, wie sie bisher im Handel
waren, in vielen Füllen doch unangenehme Reiz-
wirkungen hervorriefen.
Es sind deshalb jahrelange Versuche angestellt
worden, um den Teer in geeigneter Weise umzu-
arbeiten, und es ist schließlich gelungen, ein fast ge-
ruchloses Tecrpräparat herzustellen, das auch keine
unerwünschten Nebenwirkungen mehr hat. Dieses
Präparat (Pittylen genannt) wurde sodann mit
flüssiger milder Kaliseife vereinigt zum Pixavon
(Pix ---- Teer, Savon ----- Seife) und so endlich das
längst gesuchte Teerpräparat für Kopfwaschungen ge-
schaffen.
Das Pixavon löst mit Leichtigkeit Schuppen und
Schmutz von der Kopfhaut, gibt einen pracht-
vollen Schaum und läßt sich sehr leicht von
den Haaren herunterspülen. Es hat einen
sehr sympathischen Geruch und infolge
seines Teergehaltes wirkt es para-
sitärem Haarausfall entgegen. Schon
nach wenigen Pixavon-Wasch-
ungen wird jeder die wohl-
tätige Wirkung verspüren,
und man kann wohl
das Pixavon als das
Jdealmirtel für Haar-
pflege ansprechen.


Verantwortlich für die Redaktion: I. Schneider in München; für den Inseratenteil: K. Gabler in München. —- Verlag von Srann K Schneider in München. — In Österreich-
Ungarn für die Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Dskar Lechner in Wien I. — Druck von K. Mühlthaler's Such- und Knnstdruckerci S. §. in München.
 
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