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Beiblatt der Fliegenden Blätter — 82.1885 (Nr. 2058-2083)

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https://doi.org/10.11588/diglit.5281#0025
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„Um Gottes willen, Ama-
lie, sieh' doch dieses Schiff
dort! Das Wasser geht fast
bis an den Rand des-
selben. Wenn das Wasser
noch ein wenig steigt,
muß es ja untergehen!"

Europäisches Sktaventeöen

Von

F. W. Hackländer.

Jllustrirt von JBang^atnmer in München.;

Vollständig in 30—32 Lieferungen ä 40 Pf.

ttlänb tr'8 birühmtister Roman, bin „Europäisches Eklav-nleb cn", erscheint
hier zum ersten Mal in illustrirter Ausgabe.

Die Geschichte einer jungen, schönen Tänzerin, welche in diesem, von tausend Gefahren
umringten Leben ihr Herz und Leben rein erhält und schließlich eines edlen Mannes Weib
wird, ist der eigentliche Mittelpunkt der Handlung. Wo uns Hackländer auch hinführt, sei es
in's Schloß oder Bürgerhaus, sei es die Bühne oder Dachkammer, Heimstätten der Liebe und
Chre und des tiefsten Lasters, welche Bilder er uns auch vor die Seele führt, herzerfreuend
oder herzerschreckend, immer schaut er in das Leben mit dem Blick des Menschenfreundes und
des Künstlers.

Der malerische Reiz des Buches ist ein unglaublich großer: die einzelnen, oft wahrhaft
typischen Figuren wie die reich bewegten Scenen — die Umgebung, ob es nun ein verfallenes
düsteres Winkelwcrk oder ein mit raffinirtcm Luxus ausgestatteter Salon ist, Alles drängt
sich in höchster Anschaulichkeit dem Auge dar. Wie verlockend für einen Künstler und wie
gefährlich — wenn er den Reiz der geschriebenen Bilder nicht erreicht.

Aber unser Künstler, Arthur Lang Hamm er in München, hat ihn erreicht in
vollstem Maße, er hat die Bilder, die in uns entstanden, reicher, bedeutender, geistvoller wiedcr-
gegeben, als unsere Phantasie sie sah. Selten ist es einem Künstler gelungen, ein so voll-
ständiges Jncinandergreifen von Bild und Buch, ein solch' gegenseitiges Genügen zu schassen.
Da ist eine Reihe von Charakterköpfen aus der vornehmen und aus der Bedientcnwelt, die
so inhaltsvoll, so überzeugend wirken, ja so und nicht anders kann der Mann ausgesehen
haben. Da sind einzelne Scenen wie wir sie täglich sehen, wie das vermummte Auseinander-
strömen des Theaterpublikums in einer kalten Winternacht — da ist ein Blick in den Sperr-
sitz und in die Logen mit den verschieden bewegten Gesichtern und Gestalten, von dem sehn-
füchtig nach der Bühne blickenden jungen Mädchen und der behaglich wartenden Matrone,
dem eleganten jungen Offizier, der die Damen mustert, bis zu all' denen, die im Theater
thre eigenen kleinen Komödien aufführen — wie lebensvoll und pikant! Das Orchester mit
dem übereifrigen Kapellmeister und den über die Roten gebeugten Köpfen, die man allerorts
als alte Bekannte erkennen wird, und nicht minder die graziösen Gestalten der Ballerinen,

™an sie nicht allerorts sieht, aber überall sehen möchte.

Welch' unerschöpflicher Reichthum! Man hat oft gesagt, Hackländer hat viel Glück gehabt —
zu Allem, das ihm zu Theil geworden, gesellt sich nun noch das, einen so vorzüglichen Illustrator
gesunden zu haben, wie er selten einem Autor zu Theil geworden.

Verlag von Kart Krabbe in Stuttgart.

Pvobe-IUustrationvn aus Harklaudvr's Sklavcnlrben.

SCg“ Umstehend weitere Illustrativ,«Spröde». 'zJt

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