Alleinige Inseralen-Annahme
bei ku^olf Mosse
Annoncen-Expedition
für sämmtliche Zeitungen
Deutschlands u. d. Auslandes.
derIlikAMdW Bife.
Insertions-Gebühren
4 gefpalt. Üonpareülc-3rtl£
IM. 25 Netchsw.
ßlitttdltfH» Berlin. Breslau. (Lbeninitz. Löln a. Hb., Dresden, Frankfurt a. m., Hainburg, teipng, Magdeburg. Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich, London, Parts.
itr. 2302 (10) Erstes Matt.
München, den 8. September 1889.
X6I. Land.
Berliner Tngedlntt.
AöoLpK WiEvcrnöL.
toch sind die deutschen Völker nicht arm an geistigen Heerführern.
Mit festlichen Grüßen für Friedrich Spielhagen begann das
Jahr, Gottfried Keller feierten wir im fruchtreichen Erntemonat,
Theodor Fontane werden wir feiern, wenn das Jahr zur Rüste geht,
und noch stehen unerschüttert und jugendfrisch die beiden gewaltigen
Schönheitspropheten Paul Heyse und Adolph Wilbrandt. Adolph
Wilbrandt — wenn jeder Name in seinem Klang ein eigenes charak-
teristisches Bild vor die Seele zaubert, so ist es hier ein Bild farben-
prächtiger Schönheitsfreude. Denn zu Jenen hat Wilbrandt immer ge-
hört, die dem schönen Inhalt ein schön' Gewand zu geben trachten und
ihren Gästen nicht güldenen Wein im hölzernen Becher kredenzen wollen.
Und er war immer ein freundlicher Wirth und hat uns oft zu
Gast geladen. Mit unermüdlichem Schaffensdrang hat er Werk zu
Werk gefügt und das Schöne zum Schönen gezaubert. Er hat dann
und wann gefehlt und ist ein lvcnig eingenickt, wie ja auch der gute
Homer bisweilen geschlafen haben soll, aber er hat sich nie lange auf
dem Holzwege aufgehalten, hat schnell zurückgefunden auf die rechte
Straße, die ihn zu den edelsten Zielen führte. Und wie ist er
nicht stets auf den verschiedensten Gebieten zu Hause gewesen!
Im Roman, im Drama, im Lustspiel, im litterarischen Essay
hat er die lautersten Erfolge errungen.
Wie viel blühende Farbenpracht liegt über seinen Romanen
und Novellen gebreitet, und daneben welch' gedankliche Schönheit,
welch' gemüthreiche Sinnigkeit! Eine große, edle, schönheitslech-
zende Natur sprach aus all' diesen Werken, und selbst da, wo dieser
Schönheitsdrang ein wenig über die Stränge zu schlagen schien,
verleugnete sich niemals das wahrhaft dichterische Empfinden
Wilbrandt's. Und dieselbe Gluth spricht aus seinen Dramen,
aus „Grachus", aus „Arria und Messalina", aus „Giordano
Bruno", „Nero", „Kriemhild" u. s. w. Wilbrandt wählte seine
Stoffe gern aus den verklungenen Jahren des Alterthums.
Es war immer ein lebendiges Verlangen nach Größe in ihm,
nach großen Leidenschaften und großem Ringen. Und die ver-
sunkene Welt mit ihrer plasttschen Schönheitsfreude, und zu-
gleich — in den späteren, den Nero- und Messalina-Zeiten —
mit ihrem heißblütigen Sinnentaumel, der ja nichts anderes
war als ein überreiztes Glücks- und Schönheitsverlangen, sie
forderte seinen Gestaltungsdrang heraus. Doch hat er daneben
niemals die Gegenwart vergessen und gerade jene Romane,
Lustspiele und Dramen, in denen er mit Meisterhand das
zeitgenössische Leben zeichnete, haben zumeist seinen Ruhm
verbreitet. (Fridolins heimliche Ehe, Novellen: Jugendliebe,
Die Maler, die Töchter des Herrn Fabricins.) Nachdem er
vor einem Jahr die Kaiserstadt an der Donau, wo man ihn
zum Burgtheater-Direktor gemacht, verlassen, kehrte er in seine
Vaterstadt Rostock zurück, wo er jetzt lebt, unermüdet und zu-
frieden in seiner beschaulichen und glücklichen Arbeit.
Adolph Wilbrandt steht heute im 52. Lebensjahr. Da hat
er noch gute Jahre des Schaffens vor sich — mögen es gute
Erntejahre werden! Von Zeit zu Zeit verläßt ein schönflügliger
Bote des Dichters einsames Heim und fliegt hinüber über das
Land und erzählt uns, was der träumerische Poet Neues und Herrliches
ersonnen. An solchen Tagen ist bei den Verehrern Adolph Wilbrandt's
viel Freude und Jubel, denn sie halten ihren Dichter hoch als Einen,
der allezeit für das Schöne und Edle focht, dessen vornehmer Sinn
zu stolz war, den Forderungen des Unverstands sich zu beugen, und
der einer der wenigen echten Verkündiger deutschen Dichtergeistes ist
und bleiben wird.
Nach viel Jahre langer Pause hat Wilbrandt sich jetzt auf's Neue der Romandichtung zugewendet. Er hat in seiner stillen Zurück-
gezogenheit zu Rdstock, in seinem beschaulichen Poetenheim oben im mecklenburgischen Lande, einen neuen großen Roman vollendet, den er
betitelt. „Adams Söhne" — der Dichter schildert ihr Kämpfen und Ringen in der modernen, widcrspruchsreichen Welt. Der Kampf,
den fanatische Weltverbesserer gegen die Gesellschaft führen, verwebt sich in die Schilderung eben dieser Gesellschaft mit all' ihren Licht-
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bei ku^olf Mosse
Annoncen-Expedition
für sämmtliche Zeitungen
Deutschlands u. d. Auslandes.
derIlikAMdW Bife.
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4 gefpalt. Üonpareülc-3rtl£
IM. 25 Netchsw.
ßlitttdltfH» Berlin. Breslau. (Lbeninitz. Löln a. Hb., Dresden, Frankfurt a. m., Hainburg, teipng, Magdeburg. Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich, London, Parts.
itr. 2302 (10) Erstes Matt.
München, den 8. September 1889.
X6I. Land.
Berliner Tngedlntt.
AöoLpK WiEvcrnöL.
toch sind die deutschen Völker nicht arm an geistigen Heerführern.
Mit festlichen Grüßen für Friedrich Spielhagen begann das
Jahr, Gottfried Keller feierten wir im fruchtreichen Erntemonat,
Theodor Fontane werden wir feiern, wenn das Jahr zur Rüste geht,
und noch stehen unerschüttert und jugendfrisch die beiden gewaltigen
Schönheitspropheten Paul Heyse und Adolph Wilbrandt. Adolph
Wilbrandt — wenn jeder Name in seinem Klang ein eigenes charak-
teristisches Bild vor die Seele zaubert, so ist es hier ein Bild farben-
prächtiger Schönheitsfreude. Denn zu Jenen hat Wilbrandt immer ge-
hört, die dem schönen Inhalt ein schön' Gewand zu geben trachten und
ihren Gästen nicht güldenen Wein im hölzernen Becher kredenzen wollen.
Und er war immer ein freundlicher Wirth und hat uns oft zu
Gast geladen. Mit unermüdlichem Schaffensdrang hat er Werk zu
Werk gefügt und das Schöne zum Schönen gezaubert. Er hat dann
und wann gefehlt und ist ein lvcnig eingenickt, wie ja auch der gute
Homer bisweilen geschlafen haben soll, aber er hat sich nie lange auf
dem Holzwege aufgehalten, hat schnell zurückgefunden auf die rechte
Straße, die ihn zu den edelsten Zielen führte. Und wie ist er
nicht stets auf den verschiedensten Gebieten zu Hause gewesen!
Im Roman, im Drama, im Lustspiel, im litterarischen Essay
hat er die lautersten Erfolge errungen.
Wie viel blühende Farbenpracht liegt über seinen Romanen
und Novellen gebreitet, und daneben welch' gedankliche Schönheit,
welch' gemüthreiche Sinnigkeit! Eine große, edle, schönheitslech-
zende Natur sprach aus all' diesen Werken, und selbst da, wo dieser
Schönheitsdrang ein wenig über die Stränge zu schlagen schien,
verleugnete sich niemals das wahrhaft dichterische Empfinden
Wilbrandt's. Und dieselbe Gluth spricht aus seinen Dramen,
aus „Grachus", aus „Arria und Messalina", aus „Giordano
Bruno", „Nero", „Kriemhild" u. s. w. Wilbrandt wählte seine
Stoffe gern aus den verklungenen Jahren des Alterthums.
Es war immer ein lebendiges Verlangen nach Größe in ihm,
nach großen Leidenschaften und großem Ringen. Und die ver-
sunkene Welt mit ihrer plasttschen Schönheitsfreude, und zu-
gleich — in den späteren, den Nero- und Messalina-Zeiten —
mit ihrem heißblütigen Sinnentaumel, der ja nichts anderes
war als ein überreiztes Glücks- und Schönheitsverlangen, sie
forderte seinen Gestaltungsdrang heraus. Doch hat er daneben
niemals die Gegenwart vergessen und gerade jene Romane,
Lustspiele und Dramen, in denen er mit Meisterhand das
zeitgenössische Leben zeichnete, haben zumeist seinen Ruhm
verbreitet. (Fridolins heimliche Ehe, Novellen: Jugendliebe,
Die Maler, die Töchter des Herrn Fabricins.) Nachdem er
vor einem Jahr die Kaiserstadt an der Donau, wo man ihn
zum Burgtheater-Direktor gemacht, verlassen, kehrte er in seine
Vaterstadt Rostock zurück, wo er jetzt lebt, unermüdet und zu-
frieden in seiner beschaulichen und glücklichen Arbeit.
Adolph Wilbrandt steht heute im 52. Lebensjahr. Da hat
er noch gute Jahre des Schaffens vor sich — mögen es gute
Erntejahre werden! Von Zeit zu Zeit verläßt ein schönflügliger
Bote des Dichters einsames Heim und fliegt hinüber über das
Land und erzählt uns, was der träumerische Poet Neues und Herrliches
ersonnen. An solchen Tagen ist bei den Verehrern Adolph Wilbrandt's
viel Freude und Jubel, denn sie halten ihren Dichter hoch als Einen,
der allezeit für das Schöne und Edle focht, dessen vornehmer Sinn
zu stolz war, den Forderungen des Unverstands sich zu beugen, und
der einer der wenigen echten Verkündiger deutschen Dichtergeistes ist
und bleiben wird.
Nach viel Jahre langer Pause hat Wilbrandt sich jetzt auf's Neue der Romandichtung zugewendet. Er hat in seiner stillen Zurück-
gezogenheit zu Rdstock, in seinem beschaulichen Poetenheim oben im mecklenburgischen Lande, einen neuen großen Roman vollendet, den er
betitelt. „Adams Söhne" — der Dichter schildert ihr Kämpfen und Ringen in der modernen, widcrspruchsreichen Welt. Der Kampf,
den fanatische Weltverbesserer gegen die Gesellschaft führen, verwebt sich in die Schilderung eben dieser Gesellschaft mit all' ihren Licht-
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