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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0120
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Dinklage (Beitrag 5. 277 ff.) datiert diese Emails in die
2. Hälfte des 9. Jhs. Sie stammen als Grabbeigaben aus
den Gräbern 42, 48 und 97 (Rötting 1981, 701 f.).
Der Siedlungshorizont liegt stratigraphisch eindeutig
vor dieser ältesten Bestattungsperiode, so daß ein Da-
tierungsansatz noch in der 1. Hälfte des 9. Jhs. vertret-
bar ist. Die Keramik wird wohl noch in der 1. Hälfte
des 10. Jhs. in Gebrauch gewesen sein, darauf deuten
bereits weitere Befunde (Arbeitsstand S. 22).

Grab
Geschlecht
Alter
Körperhöhe
± ca. 3 cm
13
w
35-40
160
14



39
m
40-45
173
41
m
50-60
175
42
w
60±5
165
48
w
11-12

49
w
30±5
166
82
m
40-45

83
m
um 40
175
97



98
w
50-55
161
113
m
20-30
179
116

8

117
m
55-60
183
120
w
50-55

126
w
30-35
163
128
w
40-45
160
129
w
55 ±5
161
131
w
25-35
167
132
w
25 ±5
153
135
w
30±5
161
136
w
50-55
160
138
m
um 30
176
155
w
55 ±5
167
157
m
25-35

158

10

159

3-4

160
w
25-30
163
162
m
um 35
172
163

4-5

169
w


170
w


171

11-12

172
m
20-40

177



185


-

Tab. 10 Altstadt-Südost, Kohlmarkt (Stadtgrabung 21).
Die Bestattungen der Periode Kirchenbau I (2. Hälfte 9. Jh.)
nach Geschlecht, Alter und Körpergröße (vgl. Beitrag Burk-
hardt, S. 193ff).

Nach Abschluß der Stadtgrabung 33 am Eiermarkt
wird der Bearbeitung der Braunschweiger Keramik-
funde aus früh- bis hochmittelalterlicher Zeit Priorität
zukommen.

Zu den Kirchenbaubefunden
Neben der „Kohlmarkt-Keramik“ kommt der ent-
deckten Kirchenfolge für die Quellenlage der praeur-
banen Siedlungsentwicklung entscheidende Bedeu-
tung zu. Die Gründungsdatierung des ersten Kirchen-
baues, einer Holzkirche, orientiert sich zunächst eben-
falls an der Zeitstellung der Emailscheibenfibeln aus
dem zugehörigen Gräberfeld (Abb. 64, vgl. Rötting
1981, 699 f.).
Aufgrund der stratigraphischen und keramischen Be-
funde, in die auch allgemein Grabanlagen (vgl. Beitrag
Burkhardt S. 193 ff.) und hochmittelalterliche Gruben-
hausbefunde des 13. Jhs. mit einzubeziehen sind, ent-
wickelte sich an gleicher Stätte eine Kirchenbaukon-
tinuität. Der Holzkirche (Abb. 10, S. 22) folgte eine
Saalkirche aus Rogenstein mit eingezogenem Chor-
quadrat und einspringenden Chorhausmauern (Bau II,
Außenmaße: ca. 17,65 mx8 m), an der im 10. Jahrhun-
dert zweimalige Vergrößerungen vorgenommen wur-
den.
Der platte, leicht angeschrägte Ostschluß von Bau Ila,
einem Saalbau von ca. 17,65 m Länge und 8 m Breite
bei einer Mauerstärke von 0,90—1,10 m (Abb. 11,
S. 23), hat Parallelen in der Magnikirche von 1031 im
Dorf brunesguik, der späteren Altenwiek (Schult^ 1956,
97—100; 1959, 92 f.; Länge der Kirche ca. 16,50 m;
Breite 8,50 m; Mauerstärke 1,10 m), und in der Nico-
laikirche wohl des 11. Jhs., die auch rechts der Oker
lag (Tode 1958; Länge der Kirche 16 m; Breite 8 m;
Mauerstärke 1,10 m; vgl. Beitrag Busch, S. 171).
Bau III auf dem Kohlmarkt, der aus einer Ummante-
lung von Bau II/IIa entstand, wurde im Osten mit
nördlichem und wohl auch südlichem Annex ausge-
stattet (Länge der Kirche ca. 22,30 m; Breite 9,80 m
ohne Anbauten).
Die dann schrifthistorisch (vgl. Beitrag Römer,
S. 225f.) für die Zeit um 1030 überlieferte St.-Ulrici-
Kirche, Bau IV der Kirchenfolge, ist nach dem archäo-
logischen Befund als Pfeilerbasilika mit westlichem
Turm erbaut worden (Länge insgesamt ca. 32,50 m;
Breite 16,80 m).
Die archäologisch gegenwärtig vorliegenden Befunde
zu Bau V/Va, die auch unter dem Gesichtspunkt der
ab 1494 einsetzenden Neubaumaßnahmen an St. Ulrici
gewertet werden müssen (vgl. Beitrag Römer, S. 230f),
entziehen sich einer gesicherten Rekonstruktion.

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