Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 4: Hameln: Verlag C.W. Niemeyer, 1987

Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/fdn_4/0232
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KLAUS RENNER


203 Mischmauerwerk in der Westfassade, Zustand 1969.

wiesen. Der Muschelkalk läßt sich vom Steinmetz
gut bearbeiten, ist widerstandsfähig als Quader-
stein in der Fläche, besonders dann, wenn er aus
tiefen Schichten gewonnen wurde. Für freiste-
hende, allseitig dem Wetter ausgesetzte Plastiken
ist er aber dem Vergang eher preisgegeben. Er
bleibt hell an den Wetterseiten und verkrustet
graubraun an den geschützten Stellen. Der Sand-
stein dagegen, obwohl härter als der Kalkstein, ver-
färbt sich und verkrustet schneller, auch an den
Wetterseiten, und neigt zu schollenartigen Abplat-
zungen in der Fläche und Abrundungen an den
Eckgliedern.
Zur Instandsetzung mußten daher verschiedene
Arbeitsvorgänge, bei denen die Erfahrungen der
staatlichen Denkmalpflege eine wertvolle Hilfe be-
deuteten, eingeplant werden: Reinigung aller ver-
schmutzten, versinterten und verkrusteten Ge-
steinsoberflächen durch langanhaltende Wasser-
spülungen und mechanische Bearbeitung, Aus-
spitzen sämtlicher verwitterter und gerissener
Steinteile, Ausbau aller verrosteten Eisenteile, Ar-
mierung der Steinwunden mit Messingdübeln und
-drahtgeflecht, Ergänzung und Antragung von

letzten Unterfangungen zu Beginn dieses Jahrhun-
derts die Setzungen abgeklungen sein mußten und
kostenintensive Verstärkungen der Fundamente
wie an der Katharinenkirche in Braunschweig nicht
notwendig waren.
Die Sicherungsarbeiten an den Wänden von
Turm, Schiff und Chor sowie an den vorgestellten
Strebepfeilern konnten sich somit auf die Verfesti-
gung gelockerter Mauerwerksteile beschränken.
Stahlanker und -nadeln, die in das Mauerwerk ein-
gebohrt und mit Betonsuspension verpreßt wur-
den, mußten dafür sorgen, gerissene und teilweise
abgelöste Bauglieder wieder zusammenzubinden
und kraftschlüssige Anschlüsse zu gewährleisten.
Für die Steinsamerung ergaben sich besondere
Schwierigkeiten aus den verschiedenen Steinmate-
rialien.
203 Das Mauerwerk besteht aus einer Mischung von
Muschelkalkstein aus dem nahegelegenen Elm und
Sandstein, wobei letzteres Material vorwiegend in
der Fläche als Quaderstein vorkommt. Für die Gie-
belaufbauten und die reichen Dekorationen ist
weitgehend der Elmkalkstein verwandt worden.
Die Eigenschaften beider Steinsorten haben sich im
Laufe der Jahrhunderte als sehr unterschiedlich er-


204 Gelockertes Steingefüge an der Schallöffnung der west-
liehen Turmfassade.

228
 
Annotationen