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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0240
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WOLFGANG FÜNDERS/DETLEV GADESMANN


244 Gesamtansicht, Endzustand.


245 Frauenbogen über oberem Podest, Zustand 1982 vor der
Restaurierung.

dere Aufmerksamkeit widmete man dabei der pla-
stischen Form, damit sich diese Ergänzungen naht-
los in ihre Umgebung einpassen. Auch in ihrer
Oberflächenstruktur wurden sie dem Erschei-
nungsbild des Holzes angeglichen. Großen Wert
legte man darauf, daß sämtliche Risse, durch die
Wasser in das Holz hätte eindringen können, ge-
schlossen wurden, um hier einer Fäulnisbildung
vorzubeugen.
Nach der Freilegung fanden sich auch einige
bildhauerische Ergänzungen von früheren Maß-
nahmen, die jedoch belassen wurden, da sie ge-
schickt ausgeführt sind und sich gut ins Gesamtbild
einfügen. Ergänzt wurden damals zum Beispiel an
der Justitia die Hand mit einem Großteil der Waage
sowie die Zehen ihres linken Fußes und die Hand
mit dem Schwert. An der anderen weiblichen Figur
scheint der Anker angearbeitet worden zu sein so-
wie am Krieger ein Teil der herausragenden Säbel-
scheide.
Durch aufsteigende Feuchtigkeit haben vor allem
der Ständer mit dem Krieger und der Pfeiler stark
gelitten. In beiden Fällen ist das Holz der Standflä-
chen und am Krieger zusätzlich die Rückseite bis
zu 70 cm hinauf verfault. Das volle Ausmaß dieser
Beschädigung konnte erst nach dem Ausbau er-
kannt werden. Zusätzlich waren nämlich Holz-
schädlinge in die nun schon geschwächte Substanz
eingedrungen und hatten die Zerstörung fortge-
setzt. Die Festigung dieser Bereiche wurde mit
einer Acrylharztränkung durchgeführt.
Nach der vergeblichen Suche nach größeren Re-
sten der originalen Bemalung konnte die Entdek-
kung von Holzgravuren am Brustpanzer der Justi-
tia und des Kriegers als kleine Sensation angesehen
werden. Mit einem Eisen in Form eines einzelnen
Blütenblattes hat man damals, ähnlich den Punzie-
rungen beim Vergolden, runde Blüten in das Holz
eingeschlagen. Auf der Rückenpartie der Justitia
sind diese Prägungen noch gut ablesbar, beim Krie-
ger hingegen befinden sie sich in sehr verwittertem
Zustand. An beiden Stellen hatte die Farbunter-
suchung auch den gleichen Farbaufbau nachgewie-
sen, nämlich die metallimitierende Bestreuung mit
Antimon.
In der Umsetzung der Ergebnisse der Farbunter-
suchung hielt man sich möglichst eng an die Be-
funde. Mit Hilfe der entsprechenden Pigmente und
Zuschlagstoffe, die zum Teil noch mit dem Glasläu-
fer feiner gerieben werden mußten, um eine lasie-
rende Wirkung zu erzielen, wurden die Farben mit
Leinöl und Harz angesetzt. Wie schon erwähnt,
mußten dabei einige Erdfarben leicht nuanciert
werden, da die heute abgebauten Vorkommen farb-
lich nicht ganz den damaligen entsprechen. Die ein-
zige Einschränkung wurde aus Kostengründen
beim Ultramarin gemacht. Hier verwandte man
den synthetisch hergestellten Farbstoff und nicht

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