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Fechter, Werner
Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.53422#0050
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eigens für den Beſitzer oder beſſer die Beſitzerin geſchrieben ſein ſollten und
nicht eine für die Allgemeinheit beſtimmte Nutzanwendung darſtellen. Denn
dann wäre die Handſchrift zweifellos einer frouwe, d. h. einer Dame der
adeligen Geſellſchaft, zu eigen geweſen.

Eine dritte Triſtan-Handſchrift mit Alrichs von Türheim Fortſetzung, eine
rheiniſche Bilderhandſchrift von 1323°%3, zeigt auf dem letzten Blatt ein kurzes
Spruchband MAN (= Manderſcheid?) mit der Jahreszahl 1438 und ein
längeres VVDLYWYZAF (S Alrich Weinzapf) um die Jahreszahl 1477.
Sie gehörte zur großen Bibliothek der Grafen von Manderſcheid auf Schloß
Blankenheim, in der noch manch andere Handſchrift höfiſcher Dichtung ſich be—
fand.

Leider iſt e& uns noch nicht möglich feſtzuſtellen, welchen Imfang dieſe Bü—
cherei vor Beginn der Neuzeit hatte; denn kunſt⸗ und wiſſenſchaftsliebende Gra—
fenss- haben auch nach dem 15. Jahrhundert die Sammlungen immer neu ver—
mehrt, bis dann die franzöſiſche Revolution und die in ihrem Gefolge ausbre—
chenden Kriege die reichen Schätze in alle Winde zerſtreuten, ſoweit ſie nicht von
dem Kölner Prieſter und Profeſſor Wallraf gerettet werden konnten.

So entzieht es ſich auch unſerer Kenntnis, ob zwei weitere Triſtan-Hand—
ſchriften ſchon im Mittelalter den Grafen von Manderſcheid gehörten. Die eine,
die noch anderes enthält, war zwar ſicher in Blankenheim, aber es iſt unbe—
ſtimmt, ſeit wann ſie ſich dort befand?“s. Die zweite ſtammt aus der bekannten
Illuminatorenwerkſtatt des Diebold Lauber in Hagenau?“s und war zuletzt im
Beſitz des Kunſtfreundes Graf Clemens Wenzeslaus von Reneſſe (1774 bis
1833), der ſie entweder von ſeinem Onkel, einem Freiherrn von Breidbach—
Bürresheim, ererbt oder bei der Zerſtreuung der Blankenheimer Bibliothek er—
worben haben könnte?“?. Ebenſo wenig wiſſen wir, ob die Heidelberger Triſtan—
Handſchrift?s ſchon vor Ott Heinrich in der Pfälzer Bibliothek ſtand.

Müſſen wir uns bei den Triſtan⸗Handſchriften meiſt mit einem „ignoramus“
begnügen, ſo entſchädigt dafür Hartmanns Erec. Da dieſes Epos nur
im großen Ambraſer Heldenbuch, das im Auftrag des Kaiſers Maximilian von
Hans Ried, Zöllner am Eiſack zu Bozen, geſchrieben, 1515 vollendet und dann
bis 1517 wahrſcheinlich von Veit Ried ausgemalt wurde??s, und in einem ein—

362 pgl. Triſtan, hgb. v. H. F. Maßmann, S. 659; hgb. v. Marold, S. 271.

363 Köln, Stadtarchiv W. kl.fol. 88*; Marold, S. XLLff.; Menne, S. 25.

364 pgl. etwa Ennen, Allg. dt. Biogr. 2, 690 f.

365 Berlin, Mſ. Germ. quart. 284; v. d. Hagens Germania 6, 251; Marold,
S. XLIII. Haag, Zfoͤph 3, 96.

366 R. Kautzſch, Zoͤl. f. Bibl⸗Weſen 12, 1—32, 57—113; weitere Literatur bei
£. Baer im Allgem. Lexikon der bildenden Künſtler, hgb. v. H. Vollmer 22 (1928),
S. 430.

367 Brüſſel 14692; Marold, S. XLVII f.

368 cpg 360; Marold, S. XVII ff.; Bartſch, Nr. 182. ;

369 Wien, Kunſthiſt. Muſeum XX, a. 118; D. Schönherr, Arch. f. Geſch. Tirols
1, 100 -6 = Germ. 9, 381—4; Gottlieb, S. 137, dazu J. Seemüller, Anz. 27, 156.

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