Seite 6 Nr. 52.
Stimme dagegen erhoben. Denn
durch ihre starke Vermehrung
und den nie unterbrochenen Zu-
sammenhang mit ihren Volks-
genossen jenseits der Grenze
wuchsen die ungarländischen Ru-
mänen zu einer schweren natio-
nalen Gefahr für die Donau-
monarchie empor, wie es sich heut
erweist, sei es auch nur, um die
rumänischen Gehirne mit Erlö-
sungsgedanken sür die „geknech-
teten" Volksgenoffen nach dem
Muster der lateinischen Schwester
zu umnebeln.
Neben dem völkischen Gegen-
satz ging auch noch der religiöse
einher, denn geradein derZeit, als
Ungarn, von schwachen Königen
regiert und von wilden Partei-
kämpsen zerrissen, Siebenbürgen
unter den Einfluß der Pforte ge-
raten lassen mußte, wandten sich
die Sachsen Siebenbürgens ein-
mütig demlutherischenBekenntnis
zu. Auch mit dem endgültigen
ÜbergangSiebenbürgens in öster-
reichisch-ungarischen Besitz hörten
die Leiden der Bevölkerung nicht
auf, wenngleich sie nunmehr ins
Seelische umschlugen. Das Haus
Habsburg versuchte mit Güte und
auch mit Zwang die Bekehrung
der evangelischen Sachsen zu der
alten Kirche zu erreichen. Unter
dem Reformkaiser Joseph II. ver-
loren sie sogar ihre altehrwürdige
sächsische Vcrfassung und ihre
verbrieften Vorrechte; durch
anhaltende Klageführungen und
Vorftellungen erreichten die «
Sachsen aber bereits von seinem
Nachfolger Leopold die Aufhebung dieser harten Maßregel.
Schon aus der Aufzählung ihrer völkischen Erlebnisse sieht
man, daß es sich bei den Siebenbürger Sachsen um einen
Stamm handelt, der unter dem beständigen Druck von allen
Seiten schärfer als wohl je ein anderer um seine Eigenart
hat kämpsen müffen. Man macht dem Deutschen sonst mit
Altc stebenbürgische Bäuerin.
Recht zum Vorwurf, wie sehr
leicht er fremde Sitte und
Sprache annähme und wie willig
er zumeist in dem ihn umgeben-
den Fremdvolk aufginge. Da-
gegen zeigt sich hier der wun-
dervolle sestigende Einfluß ver-
erbter, alter uberlieferung eines
unter schweren Kämpfen zäh
aufrecht erhaltenen Stammes-
bewußlseins. Der Bürger in den
Städten, der Bauer auf dem
Land mußte feindlichen Lberfalls
stets gewärtig sein. Mit Ring-
mauern, Türmen und tiefen
Wassergräben wurden die Städte
bewehrt und fest gemacht; der
Bauer fand eine ganz eigenartige
Lösung, die ihm und seiner
Habe, wie seinen Heiligtümern
Schutz gegen die Ungläubigen
bot: die befestigte Kirche. Schwer
und kunstlos, mehr Kastellen
als Kapellen ähnlich, stehen die
dörslichen Gotteshäuser mit
altersgrauen Mauern. Schieß-
scharten, und Kugelspuren zeugen
von harter Arbeit; der Kirch-
turm muß zugleich als Wacht-
turm Dienst tun, und zwei, ja
dreifach umzieht eine starke Ring-
mauer, oft turmbewehrt, den
heiligen Bezirk. Brunnen, Hand-
mühle und Backofen sorgten für
alle Notdurft des Lebens; an
die Kirche schmiegte sich die
Pfarrwohnung, und rings um
die Jnnenmauer zog sich in
dreifachem Aufbau eine lange
Reihe von verschlossenen Kam-
mern, in denen jeder der Dorf-
gemeinschast seine Vorräte an
Korn, Früchten und Dauerfleisch aufbewahrte. Noch bis auf
den heutigen Tag dienen sie diesem Zweck. Jn den weiten
Höfen des bewehrten Gotteshauses fand der Bauer mit all
seiner habe Schutz beim Nahen der Gesahr.
Daß in solcher Umgebung, unter solchen Bedingungen ein
ernster, ehrenfester und selbstbewußter Volksstamm sich ent-
Stimme dagegen erhoben. Denn
durch ihre starke Vermehrung
und den nie unterbrochenen Zu-
sammenhang mit ihren Volks-
genossen jenseits der Grenze
wuchsen die ungarländischen Ru-
mänen zu einer schweren natio-
nalen Gefahr für die Donau-
monarchie empor, wie es sich heut
erweist, sei es auch nur, um die
rumänischen Gehirne mit Erlö-
sungsgedanken sür die „geknech-
teten" Volksgenoffen nach dem
Muster der lateinischen Schwester
zu umnebeln.
Neben dem völkischen Gegen-
satz ging auch noch der religiöse
einher, denn geradein derZeit, als
Ungarn, von schwachen Königen
regiert und von wilden Partei-
kämpsen zerrissen, Siebenbürgen
unter den Einfluß der Pforte ge-
raten lassen mußte, wandten sich
die Sachsen Siebenbürgens ein-
mütig demlutherischenBekenntnis
zu. Auch mit dem endgültigen
ÜbergangSiebenbürgens in öster-
reichisch-ungarischen Besitz hörten
die Leiden der Bevölkerung nicht
auf, wenngleich sie nunmehr ins
Seelische umschlugen. Das Haus
Habsburg versuchte mit Güte und
auch mit Zwang die Bekehrung
der evangelischen Sachsen zu der
alten Kirche zu erreichen. Unter
dem Reformkaiser Joseph II. ver-
loren sie sogar ihre altehrwürdige
sächsische Vcrfassung und ihre
verbrieften Vorrechte; durch
anhaltende Klageführungen und
Vorftellungen erreichten die «
Sachsen aber bereits von seinem
Nachfolger Leopold die Aufhebung dieser harten Maßregel.
Schon aus der Aufzählung ihrer völkischen Erlebnisse sieht
man, daß es sich bei den Siebenbürger Sachsen um einen
Stamm handelt, der unter dem beständigen Druck von allen
Seiten schärfer als wohl je ein anderer um seine Eigenart
hat kämpsen müffen. Man macht dem Deutschen sonst mit
Altc stebenbürgische Bäuerin.
Recht zum Vorwurf, wie sehr
leicht er fremde Sitte und
Sprache annähme und wie willig
er zumeist in dem ihn umgeben-
den Fremdvolk aufginge. Da-
gegen zeigt sich hier der wun-
dervolle sestigende Einfluß ver-
erbter, alter uberlieferung eines
unter schweren Kämpfen zäh
aufrecht erhaltenen Stammes-
bewußlseins. Der Bürger in den
Städten, der Bauer auf dem
Land mußte feindlichen Lberfalls
stets gewärtig sein. Mit Ring-
mauern, Türmen und tiefen
Wassergräben wurden die Städte
bewehrt und fest gemacht; der
Bauer fand eine ganz eigenartige
Lösung, die ihm und seiner
Habe, wie seinen Heiligtümern
Schutz gegen die Ungläubigen
bot: die befestigte Kirche. Schwer
und kunstlos, mehr Kastellen
als Kapellen ähnlich, stehen die
dörslichen Gotteshäuser mit
altersgrauen Mauern. Schieß-
scharten, und Kugelspuren zeugen
von harter Arbeit; der Kirch-
turm muß zugleich als Wacht-
turm Dienst tun, und zwei, ja
dreifach umzieht eine starke Ring-
mauer, oft turmbewehrt, den
heiligen Bezirk. Brunnen, Hand-
mühle und Backofen sorgten für
alle Notdurft des Lebens; an
die Kirche schmiegte sich die
Pfarrwohnung, und rings um
die Jnnenmauer zog sich in
dreifachem Aufbau eine lange
Reihe von verschlossenen Kam-
mern, in denen jeder der Dorf-
gemeinschast seine Vorräte an
Korn, Früchten und Dauerfleisch aufbewahrte. Noch bis auf
den heutigen Tag dienen sie diesem Zweck. Jn den weiten
Höfen des bewehrten Gotteshauses fand der Bauer mit all
seiner habe Schutz beim Nahen der Gesahr.
Daß in solcher Umgebung, unter solchen Bedingungen ein
ernster, ehrenfester und selbstbewußter Volksstamm sich ent-