DEUTSCHER EXPRESSIONISMUS
DARMSTADT 1920
WILHELM MICHEL
CARLO MENSE
Bonn
DOPPELBILDNIS«
Mit Genehmigung der Galerie Golb, München
Es ist sehr ergötzlich, zu sehen, wie eifrig das Schlagwort „Ende des Expressio-
nismus:“ von den ewig Unmöglichen aufgenommen wird. Beifall gröhlt ihm
aus den verdächtigsten Kehlen, Hochstapler mit noch glattgeschorenen
Zuchthausköpfen lüften vor ihm den Zylinder. Ich bekenne eine gewisse Schaden-
freude: wortgläubige Begriffskrüppelei bestraft sich automatisch durch so bemakelnde
Zustimmung. Ein neuer Universalienstreit täte uns not, der die Schlagworte
wieder hinunterdrücken hülfe in die Kulistellung, die ihnen zukommt. Leben zeugt
Wort, und Wort wirkt unausbleiblich auf Leben zurück. Aber zum lebten Ende
steht das Wort doch nur zur Herrschsucht des Begriffs in einer echten und realen
Beziehung. Wo das Bewußtsein dafür schwindet, gibt es groteske Uberschnei-
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