Hainen schluchzender Amsein kösflidre Kadenz“, oder
„dodi ich wußte dir von seltsamen Siriusfahrten zu
erzählen“.
Er ist der große überströmende Bruder der Armen,
der Ausgestoßenen, der Elenden und Verachteten,
franziskanisdies Feuer durchströmt sein gütiges Flerz,
wenn er durch die Winterabende der Städte streift.
Er ist das große verwunderte Kind, das zum Kinde
spricht:
„Ich lade dich ein,
wir wollen im Wald, wo die Finken sdrlagen,
vorm Dorf in den Wiesen, in Hecken, am Rain
Falter fangen und Vögel jagen,
Bogen schienen und Bälle sdrlagen,
zum Sommer wollen wir Bruder sagen,
eitel Freud soll dein Herz sein.“
Dieses Gedicht schneidet vielleicht am klarsten und
schärfsten Sdriebelhufhs Herz auf, das daliegf im
wundervollen Querschnitt, sdilackenlos, ungefaltet,
sdrneehaft rein und durchglüht von Güte und Ein-
fachheit, kindlich, voll brausendem und hohem Jubel
über die unendliche und fürstliche Sdrönheit der Welt.
Er ist ein ewig Trunkener, ein ewig Erfüllter, auf den,
nachts unter blendender Mondsichel aus dem Cafe
nach Hause wandelnd, angewehf vom betäubenden
Duft blühender Linden, Ekstasen, Verse, Strophen,
farbige Worte voll Musik und Klang über die Lippen
quellend, das Leben, das Dasein so gewaltig ein-
strömt und ihn so inbrünstig umfaßt, daß er in die
Nadrt hineinjubelt:
„Wann werde idr einmal so betrunken sein, daß idi
sage zu dir: „Deine Hüften sind mein Sommer,
Madame.“
Zu reinster Innigkeit, überhaupt zu unmerklicher
zarter Musik und herber, lächelnder Melandrolie er-
hebt sich sein Wort, entblühf sein Vers, wenn er von
der Geliebten spricht:
„Du aber wohnst im Grün verschütteter Sommertage.
Deinen Fenstern ladrt Lenz. Sorglose Springbrunnen
silbern Kronen auf über bunten Beeten.“
Oder nodr schöner, noch leiser und verklungener, nodi
mehr ins Geheimnisvolle, Versdrleierte, Zarte gebradif:
„In deinen Traum reden Riedvögel, redet das zärt-
lidie Reh.
Silber singender Regen rauscht auf dein Dadi,“
Aber nidit immer umspannt ihn dieser Reif aus Freude,
Helligkeit, Klarheit, Dunkles stöbt sich in ihm plöß-
(idr empor und erfüllt sein Blut, Tierisches, Böses,
Hartes und Wildes, eine finstere Gewalt, die über
ihn kommt, plößüch, steil und rätselhaft, aus dem
Abgrund des Dämonisdren, daß er stöhnend rufen
muß (etwas rhetorisch und der didrterisdren Substanz
entspannt):
„Du, spridr leis, geh leis, begegne mir nicht,
bleib vor den Bildern betend mit seidnem Gesicht,
sieh meine Stirn nidit an, meine Stirn ist bläh-
Strahlender Maitag ist dein. Mein sei finstres Gelaß.“
In seinem Blut und seiner Diditung liegt viel Auf-
rührerisches, Gewaltiges, das sidr hie und da zum
Gewaltsamen steigert, viel LInbändigkeit und Maß-
losigkeit bridrt aus ihr, aber, und dies ist das Merk-
würdige, allenthalben von einer Musikalität unter-
woben, die an zartes Glasklingen, Geigen im Adagio
und schludrzend geblasene Flöten erinnert. Seine Lyrik
liebt das Rauschende, Brausende, sie ist ganz unnervös,
sie ist stroßend gesund, bis in den Kern hinein, sie
ist von glühendem Vitalismus, sie ist ganz unspielerisch,
ohne jede Geste zum Koketten. Seine Spradie ist von
überraschender Kraft, sie ist sogar schöpferisch in der
Zusammenseßung neuer, glänzender Worte, ihm unter-
laufen keine Unklarheiten, keine Verschwommenheiten,
sie bleibt scharf, plasfisdi, malerisdr und ist stets
wahrhaftig, da sie wirklidi gefühlt, erlebt und nicht
anempfunden ist.
Es ist klar: Schiebelhuth ist ein neuer, großer Lyriker,
langsam ansteigend, aber sicher und reif. Er, dem
es gelang, in seinem Gedicht »Strophen an die blaue
Madonn«, ein Gedidif von faszinierender Sdrönheit
zu sdraffen, ein Gedicht, das wie keines in der mir
bekannten Literatur das LIrhaft-Weiblidre, das Frauen-
tum und das Muttertum in so gewaltiger Inbrunst
umfaßt und in so ausladendem Hymnenton hinaus-
wädrst aus dem Zeitlosen in das Zeitlose, aus dem
Unendlichen in das Unendliche, das das rätselhafte
Wesen der Frau wirbelnd umflutet und die rätselhafte
Sehnsudit des Mannes glühend aussdireit, indem er
spridrf:
„Als mich die unendlidre Spieluhr meiner Kindheit in
Schlaf sang und mein Blut dich rief,
blaue Madonn, Fanforn, kamst du, stiegst du aut
im Lidrfe von Sdmee und Mond, das mild in den
Fenstern sdrhef,
du, die du mein warst, Wandelbare, wo idr Wandel-
barer in den grauen Jahrtausenden gelebt,
sdrienst lädrelnde, ladrende, labende, groß in mein
kleines Zimmer gesdrwebt.“
Er hat in diesem Gedidrt ein vollkommenes Symbol
seines geistigen und seelisdren Geseßes gesdraffen, das
sdron in der Brust Walter von der Vogelweide trug
und das der Franke Max Dauthendey brennend fühlte,
da er auf Java in exotisdrer Landsdiaft fern den
830
„dodi ich wußte dir von seltsamen Siriusfahrten zu
erzählen“.
Er ist der große überströmende Bruder der Armen,
der Ausgestoßenen, der Elenden und Verachteten,
franziskanisdies Feuer durchströmt sein gütiges Flerz,
wenn er durch die Winterabende der Städte streift.
Er ist das große verwunderte Kind, das zum Kinde
spricht:
„Ich lade dich ein,
wir wollen im Wald, wo die Finken sdrlagen,
vorm Dorf in den Wiesen, in Hecken, am Rain
Falter fangen und Vögel jagen,
Bogen schienen und Bälle sdrlagen,
zum Sommer wollen wir Bruder sagen,
eitel Freud soll dein Herz sein.“
Dieses Gedicht schneidet vielleicht am klarsten und
schärfsten Sdriebelhufhs Herz auf, das daliegf im
wundervollen Querschnitt, sdilackenlos, ungefaltet,
sdrneehaft rein und durchglüht von Güte und Ein-
fachheit, kindlich, voll brausendem und hohem Jubel
über die unendliche und fürstliche Sdrönheit der Welt.
Er ist ein ewig Trunkener, ein ewig Erfüllter, auf den,
nachts unter blendender Mondsichel aus dem Cafe
nach Hause wandelnd, angewehf vom betäubenden
Duft blühender Linden, Ekstasen, Verse, Strophen,
farbige Worte voll Musik und Klang über die Lippen
quellend, das Leben, das Dasein so gewaltig ein-
strömt und ihn so inbrünstig umfaßt, daß er in die
Nadrt hineinjubelt:
„Wann werde idr einmal so betrunken sein, daß idi
sage zu dir: „Deine Hüften sind mein Sommer,
Madame.“
Zu reinster Innigkeit, überhaupt zu unmerklicher
zarter Musik und herber, lächelnder Melandrolie er-
hebt sich sein Wort, entblühf sein Vers, wenn er von
der Geliebten spricht:
„Du aber wohnst im Grün verschütteter Sommertage.
Deinen Fenstern ladrt Lenz. Sorglose Springbrunnen
silbern Kronen auf über bunten Beeten.“
Oder nodr schöner, noch leiser und verklungener, nodi
mehr ins Geheimnisvolle, Versdrleierte, Zarte gebradif:
„In deinen Traum reden Riedvögel, redet das zärt-
lidie Reh.
Silber singender Regen rauscht auf dein Dadi,“
Aber nidit immer umspannt ihn dieser Reif aus Freude,
Helligkeit, Klarheit, Dunkles stöbt sich in ihm plöß-
(idr empor und erfüllt sein Blut, Tierisches, Böses,
Hartes und Wildes, eine finstere Gewalt, die über
ihn kommt, plößüch, steil und rätselhaft, aus dem
Abgrund des Dämonisdren, daß er stöhnend rufen
muß (etwas rhetorisch und der didrterisdren Substanz
entspannt):
„Du, spridr leis, geh leis, begegne mir nicht,
bleib vor den Bildern betend mit seidnem Gesicht,
sieh meine Stirn nidit an, meine Stirn ist bläh-
Strahlender Maitag ist dein. Mein sei finstres Gelaß.“
In seinem Blut und seiner Diditung liegt viel Auf-
rührerisches, Gewaltiges, das sidr hie und da zum
Gewaltsamen steigert, viel LInbändigkeit und Maß-
losigkeit bridrt aus ihr, aber, und dies ist das Merk-
würdige, allenthalben von einer Musikalität unter-
woben, die an zartes Glasklingen, Geigen im Adagio
und schludrzend geblasene Flöten erinnert. Seine Lyrik
liebt das Rauschende, Brausende, sie ist ganz unnervös,
sie ist stroßend gesund, bis in den Kern hinein, sie
ist von glühendem Vitalismus, sie ist ganz unspielerisch,
ohne jede Geste zum Koketten. Seine Spradie ist von
überraschender Kraft, sie ist sogar schöpferisch in der
Zusammenseßung neuer, glänzender Worte, ihm unter-
laufen keine Unklarheiten, keine Verschwommenheiten,
sie bleibt scharf, plasfisdi, malerisdr und ist stets
wahrhaftig, da sie wirklidi gefühlt, erlebt und nicht
anempfunden ist.
Es ist klar: Schiebelhuth ist ein neuer, großer Lyriker,
langsam ansteigend, aber sicher und reif. Er, dem
es gelang, in seinem Gedicht »Strophen an die blaue
Madonn«, ein Gedidif von faszinierender Sdrönheit
zu sdraffen, ein Gedicht, das wie keines in der mir
bekannten Literatur das LIrhaft-Weiblidre, das Frauen-
tum und das Muttertum in so gewaltiger Inbrunst
umfaßt und in so ausladendem Hymnenton hinaus-
wädrst aus dem Zeitlosen in das Zeitlose, aus dem
Unendlichen in das Unendliche, das das rätselhafte
Wesen der Frau wirbelnd umflutet und die rätselhafte
Sehnsudit des Mannes glühend aussdireit, indem er
spridrf:
„Als mich die unendlidre Spieluhr meiner Kindheit in
Schlaf sang und mein Blut dich rief,
blaue Madonn, Fanforn, kamst du, stiegst du aut
im Lidrfe von Sdmee und Mond, das mild in den
Fenstern sdrhef,
du, die du mein warst, Wandelbare, wo idr Wandel-
barer in den grauen Jahrtausenden gelebt,
sdrienst lädrelnde, ladrende, labende, groß in mein
kleines Zimmer gesdrwebt.“
Er hat in diesem Gedidrt ein vollkommenes Symbol
seines geistigen und seelisdren Geseßes gesdraffen, das
sdron in der Brust Walter von der Vogelweide trug
und das der Franke Max Dauthendey brennend fühlte,
da er auf Java in exotisdrer Landsdiaft fern den
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