Mainzer Dombilder
133
falls überaus stark gewesen sein — versuchte, dem Beschauer einen
Vorgeschmack himmlischer Herrlichkeit zu geben. Alles in allem eine
seltene Hochwertigkeit, verbunden mit einem Liebreiz, der Sandrart
zu seinem entzückten Beschrieb veranlaßte.
Der blinde Einsiedler hat zu einem wilden Rätselraten ge*
führt. An Lambertus, Bischof von Lüttich, hat H. A. Schmid gedacht,
an Magnus oder Bonifatius Kautzsch und Neeb, und Firmenich*
Richartz spricht von Petrus Martyr. Aber alle diese Benennungen
wollen nicht befriedigen, weil sie zur Legende nicht stimmen. Nun hat
Rudolf Günthe r102 in der richtigen Einsicht, daß der Dargestellte
unter den Mainzer Ortsheiligen zu suchen ist, zwei alte A1 b a n u s *
legenden ausgegraben, die eine im Ehebüchlein des Albrecht von
Eyb, das in den Jahren 1472 bis 1540 nicht weniger als zwölfmal auf*
gelegt wurde, und die andere im Catalogus Sanctorum von Pietro de
Natali, gedruckt zu Vicenza 1493. Beide erzählen übereinstimmend von
unserem Heiligen: „Er ward als Einsiedler und Pilger im Wald bei
der Stadt Mainz von heidnischen Räubern aufgefunden, und da er
sich als Christ bekannte, erwürgt. Sein Leichnam wurde in den Fluß
geworfen. Der Fluß trug ihn bis zu einer Mühle. Als die aussätzige
Tochter eines Ritters sich im Flusse badete, wurde sie plötzlich vom
Aussatz rein. Als sie das voll Verwunderung in der Stadt berichtete,
kamen viele Aussätzige und wurden, sobald sie sich in den Fluß tauch*
ten, rein. Und während man sich allgemein wunderte, woher das
Wasser solche Kraft habe, und es durchsuchte, fand man den Leib des
Märtyrers und trug ihn unter Danksagungen gegen Gott ehrenvoll zur
Stadt und bereitete ihm am 1. Dezember eine würdige Grabstätte, in
der er noch immer im Strahlenglanz der Wunder ruht.“
Der heilige Alban von Mainz ist sonst ikon ^graphisch der Doppel*
gänger des heiligen Dionysius. Beide erscheinen als Bischöfe, das ab*
geschlagene Elaupt in den Händen. Während Dionysius monastischen,
näherhin benediktinischen Einfluß verrät, folgt die Verehrung des hei*
ligen Alban im Süden der Rheinlinie von Mainz aufwärts bis ins Allgäu,
und es muß auf dieser Strecke bei der mehrdeutigen Darstellung des
Bischofs mit dem abgeschlagenen Haupt immer in erster Linie auf
133
falls überaus stark gewesen sein — versuchte, dem Beschauer einen
Vorgeschmack himmlischer Herrlichkeit zu geben. Alles in allem eine
seltene Hochwertigkeit, verbunden mit einem Liebreiz, der Sandrart
zu seinem entzückten Beschrieb veranlaßte.
Der blinde Einsiedler hat zu einem wilden Rätselraten ge*
führt. An Lambertus, Bischof von Lüttich, hat H. A. Schmid gedacht,
an Magnus oder Bonifatius Kautzsch und Neeb, und Firmenich*
Richartz spricht von Petrus Martyr. Aber alle diese Benennungen
wollen nicht befriedigen, weil sie zur Legende nicht stimmen. Nun hat
Rudolf Günthe r102 in der richtigen Einsicht, daß der Dargestellte
unter den Mainzer Ortsheiligen zu suchen ist, zwei alte A1 b a n u s *
legenden ausgegraben, die eine im Ehebüchlein des Albrecht von
Eyb, das in den Jahren 1472 bis 1540 nicht weniger als zwölfmal auf*
gelegt wurde, und die andere im Catalogus Sanctorum von Pietro de
Natali, gedruckt zu Vicenza 1493. Beide erzählen übereinstimmend von
unserem Heiligen: „Er ward als Einsiedler und Pilger im Wald bei
der Stadt Mainz von heidnischen Räubern aufgefunden, und da er
sich als Christ bekannte, erwürgt. Sein Leichnam wurde in den Fluß
geworfen. Der Fluß trug ihn bis zu einer Mühle. Als die aussätzige
Tochter eines Ritters sich im Flusse badete, wurde sie plötzlich vom
Aussatz rein. Als sie das voll Verwunderung in der Stadt berichtete,
kamen viele Aussätzige und wurden, sobald sie sich in den Fluß tauch*
ten, rein. Und während man sich allgemein wunderte, woher das
Wasser solche Kraft habe, und es durchsuchte, fand man den Leib des
Märtyrers und trug ihn unter Danksagungen gegen Gott ehrenvoll zur
Stadt und bereitete ihm am 1. Dezember eine würdige Grabstätte, in
der er noch immer im Strahlenglanz der Wunder ruht.“
Der heilige Alban von Mainz ist sonst ikon ^graphisch der Doppel*
gänger des heiligen Dionysius. Beide erscheinen als Bischöfe, das ab*
geschlagene Elaupt in den Händen. Während Dionysius monastischen,
näherhin benediktinischen Einfluß verrät, folgt die Verehrung des hei*
ligen Alban im Süden der Rheinlinie von Mainz aufwärts bis ins Allgäu,
und es muß auf dieser Strecke bei der mehrdeutigen Darstellung des
Bischofs mit dem abgeschlagenen Haupt immer in erster Linie auf