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Die Handzeichnungen

nser Besitz an Grünewaldzeichnungen war lange Zeit gleichblei*

bend, bis Funde in Lützschena, Stockholm und Weimar unsere
Vorstellung von der Graphik des Meisters in glücklicher Weise be*
reicherten. Einen wesentlichen Zuwachs brachte vor wenigen Jahren
die Entdeckung zweier Klebebände mit Zeichnungen Grüne*
walds im Besitze der Familie von Savigny.107

Wir haben hier wohl einen großen Teil der Blätter vor uns, die der
Maler Uffenbach, der Enkelschüler Grünewalds, nach der Ver*
Sicherung Sandrarts als wertvollen Besitz hegte. Denn F. C. von Sa*
vigny, der bekannte Rechtslehrer, stammte aus Frankfurt a. M. (geb.
1779) und war der Schwager von Klemens Brentano und der Bettina,
die gleichfalls dem Frankfurter Patriziat angehörten.

Zur Stunde kennen wir dreiunddreißig Grünewaldzeich*
n u n g e n , alle mit schwarzer Kreide auf das Papier geworfen. Alle von
vergleichsweise reifem Gehaben. Alle merkwürdig unbeschwert vom
Zwange der Umrißlinie und vom Gewichte des Kubus. Entweder hat
der Meister seine früheren Skizzen verleugnet und vernichtet, oder
er ist mit den Jahren bedenklicher geworden und traute sich nicht ohne
Vorzeichnung, ohne ein vorläufiges Abtasten seiner Formvorstellung
zu Werke zu gehen.

Die Zeichnung einer Frau mit gefalteten Händen in Oxford trägt rechts
oben neben dem Kopfe der Frau von einer alten Hand des sechzehnten
Jahrhunderts den Vermerk: „Disses hatt Mathis von Ossenburg des
Churfürsten v. Mentz Moler gemacht und wo du Mathis geSchriben
findest das hat Er Mit Eigner Handt gemacht.“ Links neben dem Halse
der Frau steht tatsächlich von derselbenHand die Bezeichnung [M]athis.
Ein späterer Besitzer hat diese Bezeichnung fälschlich Matsia (von ihm
darüber geschrieben) gelesen, da er das deutsche h für ein lateinisches s
ansah und das s am Schlüsse verzeihlicherweise für a las.

Da indes kein weiteres der heute bekannten Blätter Grünewalds diesen
 
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