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Waldner, Alice; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Die Chronologie der Kuretenstraße: Archäologische Evidenzen zur Baugeschichte des unteren Embolos von Ephesos von der lysimachischen Neugründung bis in die byzantinische Zeit — Forschungen in Ephesos, Band 11,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.52321#0188
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7 ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Publikation befasst sich mit der kontextuellen Auswertung des stratifizierten
Fundmaterials aus Grabungen, die von 1988-1999 am unteren Embolos von Ephesos statt-
fanden. Die vorwiegend keramischen Funde umfassen einen zeitlichen Rahmen von rund ein-
tausend Jahren (3. Jh. v. Chr. - 7. Jh. n. Chr.) und tragen maßgeblich zur Verfeinerung der
Chronologie des Embolos bei. Anhand des Fundmaterials konnten einerseits chronologische
Fragen zu den Einzelmonumenten am unteren Embolos geklärt und andererseits seine Baupha-
sen präzisiert werden.
Nach dem einleitenden Kapitel (Kap. 1) zu Fragestellung und Zielsetzung sowie Methode
und Vorgangsweise wird in Kapitel 2 die Forschungsgeschichte dargelegt. Es folgt die Dis-
kussion der Grabungsbefunde und Fundkomplexe (Kap. 3), beginnend mit den Einzelmonu-
menten an der Südseite des unteren Embolos. Am Beginn der Studie steht das hellenistische
Brunnenhaus (Kap. 3.1), daran anschließend werden Befunde und feinchronologisch relevante
Keramikfunde aus drei Fundamentgrabungen im Bereich des Heroons besprochen (Kap. 3.2).
Die Datierung des Oktogons steht im Fokus von Kapitel 3.3, das sich mit zwei Grabungen in
Raum 45c des Hanghauses 2 befasst, die für die Datierung des Oktogons von Relevanz sind.
Im Kapitel 3.4 wird auf die Datierung des östlich des Oktogons befindlichen Hexagons einge-
gangen, anschließend folgt die Diskussion eines ursprünglich am Südrand des unteren Embolos
gelegenen Tiefbrunnens in Raum WT 2 des Hanghauses 2 (Kap. 3.5). Schließlich werden die
Befunde und Fundkomplexe der Grabungen in der sog. Kuretenhalle ausgewertet, die für die
nördliche Randgestaltung des unteren Embolos von der hellenistischen Zeit bis in die Spätantike
aufschlussreich sind (Kap. 3.6). Nach einem Exkurs zu Technologie und Typologie der Kureten-
straße (Kap. 4) erfolgt die Erläuterung der aus der Auswertung des keramischen Fundmaterials
gewonnenen Erkenntnisse zur Entwicklung des unteren Embolos in seinen einzelnen Phasen
von der hellenistischen bis in die frühbyzantinische Zeit. Schlussendlich wird die Entwicklung
des unteren Embolos vor dem Hintergrund stratifizierter Fundkomplexe in den Kontext der
gesamten Kuretenstraße eingebettet (Kap. 6).
Der untere Embolos bildete bereits bei der lysimachischen Neugründung Arsinoeia eine wich-
tige neuralgische Achse der Stadt. Wie hier gezeigt werden konnte, ist die geschotterte Trasse
der Straße ab dem ausgehenden 3. Jahrhundert v. Chr. nachzuweisen. Die ursprünglich unge-
pflasterte Schotterstraße wurde bis in das 1. Jahrhundert v. Chr. immer wieder aufgeschüttet und
festgefahren oder festgetreten. Für den Norden des unteren Embolos konnte im Bereich der spä-
teren Kuretenhalle eine dreiphasige Begrenzung durch Bordsteinmauern ermittelt werden, deren
Orientierung zumindest vom 3. bis in das 1. Jahrhundert v. Chr. die Ausrichtung des Embolos
vorgab. Gemäß der Auswertung und Interpretation der hellenistischen Befunde und Fundkon-
texte in diesem Bereich ist für die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. ein spitzwinkeliger
Straßenverlauf zu rekonstruieren, der von der letzten fassbaren Orientierung der Kuretenstraße,
aber auch von der gleichzeitiger Strukturen im Bereich der späteren Hanghäuser im Süden, der
Insula Ml im Norden, des sog. Auditoriums sowie der Tetragonos Agora im Westen abweicht
und nachweislich nicht in das für die hellenistische Zeit postulierte rechtwinkelige Stadtraster
passt. Möglicherweise ist die Orientierung der Begrenzungsmauern und die vom etablierten
Rastermodell abweichende Ausrichtung der Straße mit der Topografie des Panayirdag, dessen
Ausläufer vermutlich noch weiter nach Südwesten ragten, zu erklären.
Im Unterschied zu der Nordseite des unteren Embolos ließen sich an seiner Südseite für die
(spät-)hellenistische Zeit auch Versorgungsbauten wie etwa ein Schachtbrunnen im Raum WT 2
im Nordwesten des späteren Hanghauses 2 nachweisen. Dieser Brunnen stand mindestens ab
dem 2. Jahrhundert v. Chr. in Benutzung, bevor er nach Ausweis des Fundmaterials in der ers-
ten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. trocken fiel und in mehreren Etappen bis in die tiberische
Zeit verfällt wurde. Außerdem ist die Anlage einer Raumreihe (sog. Tabernae) im Norden des
späteren Hanghauses 2 bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. anhand der keramischen Evidenz im
 
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