Für den Hekatompedos sind bei einem Querpro-
fil entlang seiner Südseite 1986 noch einige strati-
graphisch wichtige Keramikfunde gemacht worden,
und zwar an der Ostkante der westlichen Südante
(86/K241) eine ionische Schale mit schwarzer Spi-
rale, und an seiner Westgrenze ein in einer an ihn
anstoßenden Brandschicht befindliches frühkorinthi-
sches Alabastron (86/K251). Bei einer kleinen Son-
dage im Zentrum des Naiskos wurde eine poly-
chrome Scherbe mit Lotosblüten- und Pantherfries
gefunden (84/K431).3
Im Laufe der Jahre wurden verschiedene bauge-
schichtliche Konzepte entworfen, welche durch die
sich ständig ändernden Grabungsergebnisse zustande
gekommen sind. Dabei war eine Annahme die, daß
die Umfassung des Altares (Thrinkos) erstmals in
spätarchaischer Zeit errichtet wurde, ihr Fundament
und ihr Aufbau nach dem Brand von 356 wiederver-
wendet bzw. erneuert wurde. Nur die aufgehende
Architektur und Plastik dieser Phase wäre uns erhal-
ten geblieben. Grundlage dieser Annahme war vor
allem der polygonal-trapezoide Steinschnitt der Um-
fassungsfundamente und der Marmorplatten des Ho-
fes. Der polygonal-trapezoide Steinschnitt ist eindeu-
tig auch am Marmorstylobat des Kroisostempels er-
halten. Ein Problem stellen die in der Fundamentie-
rung des Marmorpflasters im Hof erhaltenen Säu-
lentrommelspolien dar, welche unfertig sind, weil
ihre Rundung keine Kanneluren zeigt, sondern
Spitzeisenbearbeitung. Ihr Dm von 131cm könnte zu
den Kroisostempelsäulen passen.4 Unfertige archai-
sche Architekturteile sind noch an einer anderen
Stelle verbaut worden, nämlich im gleichen Niveau
direkt westlich an den Weststereobat des Kroisos-
tempels anschließend. Hier wurden einige unfertige
Marmordachziegel freigelegt, welche wahrscheinlich
für den Kroisostempel vorbereitet waren.5 Die Frage
ist nur, wie kamen unfertige Dachziegel ein und
desselben Baues in seine Fundamente. Das ganze
Südwestfundament des Kroisostempels ist dagegen
voll mit Marmorspolien eines älteren Baues,
vermutlich des Hekatompedos. Die zweite chronolo-
gische Hypothese, von der ich ausging, war daher,
daß der Hekatompedos im Zuge des Baues des Kroi-
sostcmpcls geschleift wurde und seine unfertigen
und fertigen Teile in die Fundamente des Kroiso-
stempels gelangten und daß über das Hekatompedos-
fundament ein Marmorpflaster gelegt wurde, dessen
Fundament das schon erwälmte polygonale kristal-
line Kalksteinpflaster war. Die frühklassische Datie-
rung dieses Pflasters schien auch durch die damali-
gen vorläufigen Kenntnisse der Keramik bestätigt,
die zum großen Teil aus dem späten 7. und 6. Jh. zu
kommen schien und nur zu einem sehr geringen Teil
aus dem 4. Jh.6 Diese Auffassung hat sich aber durch
die quantitative Bearbeitung der Importkeramik
durch A. Gasser geändert. Das polygonal-trapezoide
kristalline Kalksteinpflaster ist jedoch sowohl mit
dem Umfassungsfundament des Altares als auch mit
dem späteren Stiegenaufgang des großen Tempels
verbunden. Es spricht alles dafür, daß dieses Pflaster
technisch und zeitlich in einem Zuge mit dem
Thrinkos errichtet wurde, denn die einzelnen
polygonalen Steine sind untereinander verzahnt.
Eindeutig in einem Zug sind die untere Steinlage des
Thrinkosfundamentes und der südlichen anschlie-
ßenden, mit Rinnen versehenen polygonal-trape-
zoiden Fundamente verlegt worden. Hier gibt es
Steine, welche beiden Fundamenten gleichzeitig an-
gehören. Das Altar und Tempel verbindende Fun-
damentpflaster ist aber auch die Unterlage für die
beiden untersten Stufen eines Tempels der Nachkroi-
soszeit (da das Krepidoma des Kroisostempels öst-
lich davon erhalten ist). Das steht aber im Wider-
spruch zur bisherigen spätarchaisch-frühklassischen
Rekonstruktion des Westteiles des Heiligtums. Ich
versuchte diesen Widerspruch mit einer in der anti-
ken Literatur erwähnten Erweiterung des Kroiso-
stempels aufzuheben.7 Diese Annahme muß aber
fallengelassen werden. Es konnte bei einem Nord-
Südschnitt entlang der Ostkante des polygonalen
Fundamentpflasters eine eindeutig darunter durchge-
hende Schicht aus verbranntem Marmor festgestellt
werden.8 Diese Schicht aus verbranntem Marmor
kann vorerst nur dem Brand von 356 zugeordnet
werden, daher ist das darüberliegende polygonale
Fundament als jünger anzusehen. Wenn die bau-
technische Verbindung zwischen Altarumfassung
und polygonalem Verbindungspflaster richtig ist, so
wäre der Bau des gesamten Westbereiches des Ar-
temisions, d.h. Altarumfassung, verbindendes Pfla-
ster zum großen Tempel und der Ansatz des Stufen-
baues in die zweite Hälfte des 4. Jhs. zu datieren.
Eine chronologische Veränderung könnte sich nur
dann ergeben, wenn der Brand, der dieser verbrann-
ten Marmorschicht zugrunde liegt, nicht der des Jah-
res 356 v. Chr. wäre, sondern auf einen von Eusebius
erwähnten, zwischen 398 und 395 v. Chr. stattgefun-
denen Brand zurückgeführt werden kann.9
Auch die C14-Datierung zweier Holzproben bo-
ten für die Chronologie eher Verwirrendes als Klä-
rendes. Die eine Probe 69/K5 stammt aus dem Be-
reich südlich der Altarrampe unterhalb des Marmor-
belages direkt von ihrer Ostkante, wo sie zusammen
mit Ziegenhornzapfen und archaischer Keramik ent-
nommen wurde. Die andere Probe 71/K73 stammt
aus einer der zahlreichen Opfergruben zwischen He-
katompedos und dem südlich von diesem liegenden
quadratischen Fundament (Naiskos oder Altar ge-
nannt). Aus diesem Bereich stammt ebenfalls fast
ausschließlich archaische Keramik bzw. archaische
Kleinfunde. Die C14-Datierung ergab für beide Pro-
ben ein Alter von ±350 v. Chr.10 Wenn die C14-
Datierung richtig ist, könnte für beide Bereiche die-
ses Alter nur erklärt werden, wenn Mitte des 4. Jhs.
an beiden Stellen größere Umbauten erfolgt sind,
wobei archaische Reste zusammen mit verbrannten
Holzresten, sei es durch den Tempelbrand, sei es
durch Opferhandlungen aus der Mitte des 4. Jhs. neu
eingeebnet worden und überbaut worden wären. Für
10
fil entlang seiner Südseite 1986 noch einige strati-
graphisch wichtige Keramikfunde gemacht worden,
und zwar an der Ostkante der westlichen Südante
(86/K241) eine ionische Schale mit schwarzer Spi-
rale, und an seiner Westgrenze ein in einer an ihn
anstoßenden Brandschicht befindliches frühkorinthi-
sches Alabastron (86/K251). Bei einer kleinen Son-
dage im Zentrum des Naiskos wurde eine poly-
chrome Scherbe mit Lotosblüten- und Pantherfries
gefunden (84/K431).3
Im Laufe der Jahre wurden verschiedene bauge-
schichtliche Konzepte entworfen, welche durch die
sich ständig ändernden Grabungsergebnisse zustande
gekommen sind. Dabei war eine Annahme die, daß
die Umfassung des Altares (Thrinkos) erstmals in
spätarchaischer Zeit errichtet wurde, ihr Fundament
und ihr Aufbau nach dem Brand von 356 wiederver-
wendet bzw. erneuert wurde. Nur die aufgehende
Architektur und Plastik dieser Phase wäre uns erhal-
ten geblieben. Grundlage dieser Annahme war vor
allem der polygonal-trapezoide Steinschnitt der Um-
fassungsfundamente und der Marmorplatten des Ho-
fes. Der polygonal-trapezoide Steinschnitt ist eindeu-
tig auch am Marmorstylobat des Kroisostempels er-
halten. Ein Problem stellen die in der Fundamentie-
rung des Marmorpflasters im Hof erhaltenen Säu-
lentrommelspolien dar, welche unfertig sind, weil
ihre Rundung keine Kanneluren zeigt, sondern
Spitzeisenbearbeitung. Ihr Dm von 131cm könnte zu
den Kroisostempelsäulen passen.4 Unfertige archai-
sche Architekturteile sind noch an einer anderen
Stelle verbaut worden, nämlich im gleichen Niveau
direkt westlich an den Weststereobat des Kroisos-
tempels anschließend. Hier wurden einige unfertige
Marmordachziegel freigelegt, welche wahrscheinlich
für den Kroisostempel vorbereitet waren.5 Die Frage
ist nur, wie kamen unfertige Dachziegel ein und
desselben Baues in seine Fundamente. Das ganze
Südwestfundament des Kroisostempels ist dagegen
voll mit Marmorspolien eines älteren Baues,
vermutlich des Hekatompedos. Die zweite chronolo-
gische Hypothese, von der ich ausging, war daher,
daß der Hekatompedos im Zuge des Baues des Kroi-
sostcmpcls geschleift wurde und seine unfertigen
und fertigen Teile in die Fundamente des Kroiso-
stempels gelangten und daß über das Hekatompedos-
fundament ein Marmorpflaster gelegt wurde, dessen
Fundament das schon erwälmte polygonale kristal-
line Kalksteinpflaster war. Die frühklassische Datie-
rung dieses Pflasters schien auch durch die damali-
gen vorläufigen Kenntnisse der Keramik bestätigt,
die zum großen Teil aus dem späten 7. und 6. Jh. zu
kommen schien und nur zu einem sehr geringen Teil
aus dem 4. Jh.6 Diese Auffassung hat sich aber durch
die quantitative Bearbeitung der Importkeramik
durch A. Gasser geändert. Das polygonal-trapezoide
kristalline Kalksteinpflaster ist jedoch sowohl mit
dem Umfassungsfundament des Altares als auch mit
dem späteren Stiegenaufgang des großen Tempels
verbunden. Es spricht alles dafür, daß dieses Pflaster
technisch und zeitlich in einem Zuge mit dem
Thrinkos errichtet wurde, denn die einzelnen
polygonalen Steine sind untereinander verzahnt.
Eindeutig in einem Zug sind die untere Steinlage des
Thrinkosfundamentes und der südlichen anschlie-
ßenden, mit Rinnen versehenen polygonal-trape-
zoiden Fundamente verlegt worden. Hier gibt es
Steine, welche beiden Fundamenten gleichzeitig an-
gehören. Das Altar und Tempel verbindende Fun-
damentpflaster ist aber auch die Unterlage für die
beiden untersten Stufen eines Tempels der Nachkroi-
soszeit (da das Krepidoma des Kroisostempels öst-
lich davon erhalten ist). Das steht aber im Wider-
spruch zur bisherigen spätarchaisch-frühklassischen
Rekonstruktion des Westteiles des Heiligtums. Ich
versuchte diesen Widerspruch mit einer in der anti-
ken Literatur erwähnten Erweiterung des Kroiso-
stempels aufzuheben.7 Diese Annahme muß aber
fallengelassen werden. Es konnte bei einem Nord-
Südschnitt entlang der Ostkante des polygonalen
Fundamentpflasters eine eindeutig darunter durchge-
hende Schicht aus verbranntem Marmor festgestellt
werden.8 Diese Schicht aus verbranntem Marmor
kann vorerst nur dem Brand von 356 zugeordnet
werden, daher ist das darüberliegende polygonale
Fundament als jünger anzusehen. Wenn die bau-
technische Verbindung zwischen Altarumfassung
und polygonalem Verbindungspflaster richtig ist, so
wäre der Bau des gesamten Westbereiches des Ar-
temisions, d.h. Altarumfassung, verbindendes Pfla-
ster zum großen Tempel und der Ansatz des Stufen-
baues in die zweite Hälfte des 4. Jhs. zu datieren.
Eine chronologische Veränderung könnte sich nur
dann ergeben, wenn der Brand, der dieser verbrann-
ten Marmorschicht zugrunde liegt, nicht der des Jah-
res 356 v. Chr. wäre, sondern auf einen von Eusebius
erwähnten, zwischen 398 und 395 v. Chr. stattgefun-
denen Brand zurückgeführt werden kann.9
Auch die C14-Datierung zweier Holzproben bo-
ten für die Chronologie eher Verwirrendes als Klä-
rendes. Die eine Probe 69/K5 stammt aus dem Be-
reich südlich der Altarrampe unterhalb des Marmor-
belages direkt von ihrer Ostkante, wo sie zusammen
mit Ziegenhornzapfen und archaischer Keramik ent-
nommen wurde. Die andere Probe 71/K73 stammt
aus einer der zahlreichen Opfergruben zwischen He-
katompedos und dem südlich von diesem liegenden
quadratischen Fundament (Naiskos oder Altar ge-
nannt). Aus diesem Bereich stammt ebenfalls fast
ausschließlich archaische Keramik bzw. archaische
Kleinfunde. Die C14-Datierung ergab für beide Pro-
ben ein Alter von ±350 v. Chr.10 Wenn die C14-
Datierung richtig ist, könnte für beide Bereiche die-
ses Alter nur erklärt werden, wenn Mitte des 4. Jhs.
an beiden Stellen größere Umbauten erfolgt sind,
wobei archaische Reste zusammen mit verbrannten
Holzresten, sei es durch den Tempelbrand, sei es
durch Opferhandlungen aus der Mitte des 4. Jhs. neu
eingeebnet worden und überbaut worden wären. Für
10