3.2 Bühnen des Theaters
39
der Nordseite gab es allen Anschein nach auch an der Südseite eine Gruppe von Räumen, die mehr oder
weniger gleichzeitig mit dem großen Umbau des Theaters in flavisch-trajanischer Zeit errichtet wurden.
Damit sind sie vermutlich auch in Zusammenhang mit dem Betrieb des Theaters zu verstehen. Der jüngere
Boden ist deutlich später und zeigt die Bedeutung dieser Räume über eine lange Zeitspanne. Da die Mosa-
ikfußböden bereits höher liegen als der Fußboden der gedeckten Süd-Parodos, deren Raumhöhe ohnedies
schon recht niedrig ausfiel, hätte sich dieser Eingang nur gesenkten Hauptes< betreten lassen. Daraus könn-
te man die Aufgabe dieses Zugangs bereits mit der Errichtung der Raumabfolge im Süden des Bühnenge-
bäudes in Verbindung bringen. Doch ob dem so ist, muss gegenwärtig unbeantwortet bleiben. Eine detail-
lierte archäologische Untersuchung steht nach wie vor aus. Somit wissen wir zu wenig über die genauen
baulichen Verhältnisse. Es ist nicht auszuschließen, dass der Verschluss der Parodos mit der späten Quader-
mauer vor der hellenistischen Südwand zeitlich einherging. Diese Mauer könnte der Zeit des Stadtmauerbaus
angehören, wo eine Verstärkung der nur 0,76 m breiten hellenistischen Wand angeraten schien (Taf. 49
Abb. 91; 51 Abb. 96). Mit dem späteren Mauerwerk im Norden ist diese Mauer nicht zu vergleichen (Taf. 47
Abb. 86), eher mit der Orthostatenverkleidung am Tor der Stadtmauer (Taf. 51 Abb. 97).
3.2 BÜHNEN DES THEATERS
3.2.1 Hellenistische Bühne
Eindeutige archäologische Befunde, die mit dem hellenistischen Proskenion in Verbindung gebracht werden
können, liegen bislang nicht vor. Das wurde bereits von R. Heberdey um die vorige Jahrhundertwende18 und
W. Alzinger im Jahr 196919 festgestellt. Ein positiver Nachweis konnte auch nicht durch die jüngsten Gra-
bungen erbracht werden. Der Grund für das Fehlen jedweder Hinweise ist im Bau der kaiserzeitlichen
scaenae frons zu sehen, die praktisch die gesamte Grundfläche des alten Proskenion einnimmt. Nachdem
bereits die vermeintlichen architektonischen Reste, die von W. Wilberg dem Proskenion hellenistischer Zeit
zugewiesen worden waren20, von A. von Gerkan in den 1920er Jahren richtigerweise als kaiserzeitlich er-
kannt wurden21, bleibt nur die Möglichkeit einer theoretischen Rekonstruktion, die sich an Proportionen und
an Vergleichen mit anderen Theatern Kleinasiens orientiert, was jedoch nicht Thema dieses Bandes ist. An
dieser Stelle muss auf den Folgeband verwiesen werden22.
3.2.2 Kaiserzeitliche Bühnen
Im Bereich der römischen Bühne, dem Logeion, wurde in den Jahren 2001 bis 2005 eine ganze Reihe von
Schnitten angelegt (Plan 18), die von Norden bis Süden einen großen Teil des Areals umfassen. Obzwar die
Fläche mit 32 m Länge und einer Breite von gut 5,30 m durchaus nicht als klein bezeichnet werden kann,
sind die Verhältnisse sehr beengt. Eine Vielzahl unterschiedlicher Fundamente verschiedenster Bauphasen
zerschneidet die Fläche in kleine Einheiten, die mehr oder weniger exakt dem Geviert der sichtbaren Stüt-
zenstellungen entsprechen. Kanaleinbauten und die seit 100 Jahren andauernde Grabungstätigkeit - nicht
immer in ausreichender Weise dokumentiert - haben eine kleinteilige stratigrafische Landschaft hinterlas-
sen, die stellenweise schwer, manchmal auch kaum zu interpretieren ist. Um jedenfalls die bauliche Struk-
tur in größeren Zusammenhängen besser fassen zu können, wurden mehrfach Altgrabungen erneut geöffnet.
Gelegentlich konnte erst im Zuge der Arbeiten das genauere Ausmaß älterer archäologischer Tätigkeit
festgestellt werden.
18 Heberdey u. a. 1912, 26.
19 Das Ergebnis ist unpubliziert, liegt aber in Form von Tagebuchaufzeichnungen am ÖAI vor. Vgl. dazu auch Vetters 1970, 4.
20 Heberdey u. a. 1912, 21 f.
21 von Gerkan 1921,90-93. Hier präsentiert A. von Gerkan auch einen Rekonstruktionsvorschlag und spricht sich für ein Proskenion
aus Stein aus, welches seiner Meinung nach bereits der Errichtungszeit des Proskenion angehörte.
22 Styhler-Aydin (in Vorbereitung).
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der Nordseite gab es allen Anschein nach auch an der Südseite eine Gruppe von Räumen, die mehr oder
weniger gleichzeitig mit dem großen Umbau des Theaters in flavisch-trajanischer Zeit errichtet wurden.
Damit sind sie vermutlich auch in Zusammenhang mit dem Betrieb des Theaters zu verstehen. Der jüngere
Boden ist deutlich später und zeigt die Bedeutung dieser Räume über eine lange Zeitspanne. Da die Mosa-
ikfußböden bereits höher liegen als der Fußboden der gedeckten Süd-Parodos, deren Raumhöhe ohnedies
schon recht niedrig ausfiel, hätte sich dieser Eingang nur gesenkten Hauptes< betreten lassen. Daraus könn-
te man die Aufgabe dieses Zugangs bereits mit der Errichtung der Raumabfolge im Süden des Bühnenge-
bäudes in Verbindung bringen. Doch ob dem so ist, muss gegenwärtig unbeantwortet bleiben. Eine detail-
lierte archäologische Untersuchung steht nach wie vor aus. Somit wissen wir zu wenig über die genauen
baulichen Verhältnisse. Es ist nicht auszuschließen, dass der Verschluss der Parodos mit der späten Quader-
mauer vor der hellenistischen Südwand zeitlich einherging. Diese Mauer könnte der Zeit des Stadtmauerbaus
angehören, wo eine Verstärkung der nur 0,76 m breiten hellenistischen Wand angeraten schien (Taf. 49
Abb. 91; 51 Abb. 96). Mit dem späteren Mauerwerk im Norden ist diese Mauer nicht zu vergleichen (Taf. 47
Abb. 86), eher mit der Orthostatenverkleidung am Tor der Stadtmauer (Taf. 51 Abb. 97).
3.2 BÜHNEN DES THEATERS
3.2.1 Hellenistische Bühne
Eindeutige archäologische Befunde, die mit dem hellenistischen Proskenion in Verbindung gebracht werden
können, liegen bislang nicht vor. Das wurde bereits von R. Heberdey um die vorige Jahrhundertwende18 und
W. Alzinger im Jahr 196919 festgestellt. Ein positiver Nachweis konnte auch nicht durch die jüngsten Gra-
bungen erbracht werden. Der Grund für das Fehlen jedweder Hinweise ist im Bau der kaiserzeitlichen
scaenae frons zu sehen, die praktisch die gesamte Grundfläche des alten Proskenion einnimmt. Nachdem
bereits die vermeintlichen architektonischen Reste, die von W. Wilberg dem Proskenion hellenistischer Zeit
zugewiesen worden waren20, von A. von Gerkan in den 1920er Jahren richtigerweise als kaiserzeitlich er-
kannt wurden21, bleibt nur die Möglichkeit einer theoretischen Rekonstruktion, die sich an Proportionen und
an Vergleichen mit anderen Theatern Kleinasiens orientiert, was jedoch nicht Thema dieses Bandes ist. An
dieser Stelle muss auf den Folgeband verwiesen werden22.
3.2.2 Kaiserzeitliche Bühnen
Im Bereich der römischen Bühne, dem Logeion, wurde in den Jahren 2001 bis 2005 eine ganze Reihe von
Schnitten angelegt (Plan 18), die von Norden bis Süden einen großen Teil des Areals umfassen. Obzwar die
Fläche mit 32 m Länge und einer Breite von gut 5,30 m durchaus nicht als klein bezeichnet werden kann,
sind die Verhältnisse sehr beengt. Eine Vielzahl unterschiedlicher Fundamente verschiedenster Bauphasen
zerschneidet die Fläche in kleine Einheiten, die mehr oder weniger exakt dem Geviert der sichtbaren Stüt-
zenstellungen entsprechen. Kanaleinbauten und die seit 100 Jahren andauernde Grabungstätigkeit - nicht
immer in ausreichender Weise dokumentiert - haben eine kleinteilige stratigrafische Landschaft hinterlas-
sen, die stellenweise schwer, manchmal auch kaum zu interpretieren ist. Um jedenfalls die bauliche Struk-
tur in größeren Zusammenhängen besser fassen zu können, wurden mehrfach Altgrabungen erneut geöffnet.
Gelegentlich konnte erst im Zuge der Arbeiten das genauere Ausmaß älterer archäologischer Tätigkeit
festgestellt werden.
18 Heberdey u. a. 1912, 26.
19 Das Ergebnis ist unpubliziert, liegt aber in Form von Tagebuchaufzeichnungen am ÖAI vor. Vgl. dazu auch Vetters 1970, 4.
20 Heberdey u. a. 1912, 21 f.
21 von Gerkan 1921,90-93. Hier präsentiert A. von Gerkan auch einen Rekonstruktionsvorschlag und spricht sich für ein Proskenion
aus Stein aus, welches seiner Meinung nach bereits der Errichtungszeit des Proskenion angehörte.
22 Styhler-Aydin (in Vorbereitung).