1.2 Ältere Forschung
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1.2 ÄLTERE FORSCHUNG
Wie aus verschiedenen historischen Berichten hervorgeht, hatte die raumgreifende, gebäudetypische Gestalt
der Theaterruine bereits Reisende in vergangenen Jahrhunderten stark beeindruckt. Die früheste bekannte
Erwähnung der zunächst als amphitheatrum magnum bezeichneten Anlage stammt aus der Frührenaissance.
Der Kaufmann, Humanist und Reisende Cyriacus von Ancona11 besuchte das Theater in den Jahren 1446
und 1447 und dokumentierte die ersten Inschriften12. Vor allem ab dem 18. Jh. kam es vermehrt zum Besuch
der Ruinen von Ephesos durch europäische Reisende13. Zu den meist kurzen Berichten gesellten sich Über-
blickspläne und Perspektiven der Ruinenlandschaft von Ephesos mit dem Theater, die in verschiedenen
Beschreibungen, Reisehandbüchern und Nachschlagewerken abgebildet wurden14. Da die erhaltenen Struk-
turen des Bühnengebäudes unter hohen Versturzmassen lagen und kaum erkennbar waren, bildeten die
Verfasser das Bauwerk in idealisierter Darstellung ab. Ferner besuchte R. Pococke 1740 während seiner
mehrjährigen Orientreise (1737-1742) Ephesos und erstellte - im weitesten Sinne - analytische Grundriss-
und Schnittskizzen des Theaters15. Darin ist bereits eine erste Einordnung der Dimensionen des Gebäudes
sichtbar (Textabb. 4).
Auch A. L. J. de Laborde16 zeigte in seinem 1838 erschienenen Buch das Theater (Textabb. 5). Die Dar-
stellung ist jedoch stark idealisiert. So ist es recht unwahrscheinlich, dass de Laborde das Theater zwar
zerstört vorgefunden hatte, aber ohne jegliche Versturzmasse im Westen, die den später als Marmorstraße
bezeichneten Straßenzug meterhoch bedeckte. Zur Südfassade werden hingegen Details angegeben, die
vermutlich zu beobachten waren. So ist der Zugang ES2 an der Außenseite gut erkennbar, während die
Textabb. 5: Stadtansicht nach de Laborde 1838, Detail
11 Bürchner 1905, 58; Heberdey u. a. 1912, 1.
12 Eine ausführliche Beschreibung der Ruinen von Ephesos durch Cyriacus von Ancona liegt nicht vor. Es ist nur eine insgesamt 20
Inschriften umfassende Dokumentation erhalten (Ziebart 1922, 222), wobei aus diesem Konvolut lediglich IvE 2044 und (nach
Riemann 1877, 289-294 auch) IvE 709 aus dem Theater stammen. Vgl. De Rossi 1888, 373; Heberdey u. a. 1912, 164 f; Bodnar
-Foss 2003,217.283.
13 L. Bürchner benannte für das 17. bis 19. Jh. über vierzig Reisende, deren Aufenthalt in Ephesos überliefert war (Bürchner 1905,
58 f).
14 Beispielhaft seien die Reiseberichte von McGarvey 1881, 576 sowie das Calwer Bibellexikon 1893, 187 genannt.
15 Pococke 1745, 74 f. Taf. 49.
16 de Laborde 1838, 90 Taf. 43.
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1.2 ÄLTERE FORSCHUNG
Wie aus verschiedenen historischen Berichten hervorgeht, hatte die raumgreifende, gebäudetypische Gestalt
der Theaterruine bereits Reisende in vergangenen Jahrhunderten stark beeindruckt. Die früheste bekannte
Erwähnung der zunächst als amphitheatrum magnum bezeichneten Anlage stammt aus der Frührenaissance.
Der Kaufmann, Humanist und Reisende Cyriacus von Ancona11 besuchte das Theater in den Jahren 1446
und 1447 und dokumentierte die ersten Inschriften12. Vor allem ab dem 18. Jh. kam es vermehrt zum Besuch
der Ruinen von Ephesos durch europäische Reisende13. Zu den meist kurzen Berichten gesellten sich Über-
blickspläne und Perspektiven der Ruinenlandschaft von Ephesos mit dem Theater, die in verschiedenen
Beschreibungen, Reisehandbüchern und Nachschlagewerken abgebildet wurden14. Da die erhaltenen Struk-
turen des Bühnengebäudes unter hohen Versturzmassen lagen und kaum erkennbar waren, bildeten die
Verfasser das Bauwerk in idealisierter Darstellung ab. Ferner besuchte R. Pococke 1740 während seiner
mehrjährigen Orientreise (1737-1742) Ephesos und erstellte - im weitesten Sinne - analytische Grundriss-
und Schnittskizzen des Theaters15. Darin ist bereits eine erste Einordnung der Dimensionen des Gebäudes
sichtbar (Textabb. 4).
Auch A. L. J. de Laborde16 zeigte in seinem 1838 erschienenen Buch das Theater (Textabb. 5). Die Dar-
stellung ist jedoch stark idealisiert. So ist es recht unwahrscheinlich, dass de Laborde das Theater zwar
zerstört vorgefunden hatte, aber ohne jegliche Versturzmasse im Westen, die den später als Marmorstraße
bezeichneten Straßenzug meterhoch bedeckte. Zur Südfassade werden hingegen Details angegeben, die
vermutlich zu beobachten waren. So ist der Zugang ES2 an der Außenseite gut erkennbar, während die
Textabb. 5: Stadtansicht nach de Laborde 1838, Detail
11 Bürchner 1905, 58; Heberdey u. a. 1912, 1.
12 Eine ausführliche Beschreibung der Ruinen von Ephesos durch Cyriacus von Ancona liegt nicht vor. Es ist nur eine insgesamt 20
Inschriften umfassende Dokumentation erhalten (Ziebart 1922, 222), wobei aus diesem Konvolut lediglich IvE 2044 und (nach
Riemann 1877, 289-294 auch) IvE 709 aus dem Theater stammen. Vgl. De Rossi 1888, 373; Heberdey u. a. 1912, 164 f; Bodnar
-Foss 2003,217.283.
13 L. Bürchner benannte für das 17. bis 19. Jh. über vierzig Reisende, deren Aufenthalt in Ephesos überliefert war (Bürchner 1905,
58 f).
14 Beispielhaft seien die Reiseberichte von McGarvey 1881, 576 sowie das Calwer Bibellexikon 1893, 187 genannt.
15 Pococke 1745, 74 f. Taf. 49.
16 de Laborde 1838, 90 Taf. 43.