II. Bauteilanalyse
einzelnen Zahns mit einem schwalbenschwanzförmigen Annex in
den Block eingebunden (Taf. 58, 11).
II. 4.3.6 Anschluss Gesims - Kassettenblöcke
Die Auflagereinlassungen an der Hinterseite der Gesimsblöcke
sind zwischen 21,5 und 30 cm gegenüber der Blockoberkante
abgesenkt und greifen von hinten zwischen 13 und 37 cm tief in
die Blöcke ein. Nur auf einem Block ist der Eingriff auf 6 cm
reduziert. Diese Auflagerstufe läuft bei vielen Blöcken über die
ganze Länge durch, bei vielen nimmt sie nur die linke, bei vielen
nur die rechte Hälfte ein. Auf acht Blöcken schließlich ist sie gar
nicht vorhanden. Die durchlaufenden Auflager weisen auf einigen
Blöcken genau in der Mitte Mörtelstreifen, einen Knick in der
Rückwand oder ein Kantendübelloch auf. Das sind lauter Hin-
weise, die eine Steinteilung der aufliegenden Blöcke anzeigen
(Taf. 59, 3-5; 62, 1).
Die großen U-förmigen Kassettenblöcke der dritten Schicht be-
sitzen entsprechende Auflagernasen, die in die Ausnehmungen der
Gesimsblöcke eingepasst werden können. Jeweils zwei U-förmige
Blöcke ergaben eine quadratische Kassettenrahmung. Je drei Ge-
simsblöcke bildeten eine Auflagereinheit - ein Block mit durch-
laufender Stufe war links und rechts flankiert von Blöcken mit
halblangem Einschnitt. Alle drei Auflager zusammen umfassen die
Breite der beiden Kassettenblöcke. Deren Stoßfuge kam auf die
Mitte der mittleren Gesimsblöcke zu liegen (Abb. 96. 111; Taf. 59,
1. 2; 142).
Die Auflagerflächen im Gesims tragen runde Dübellöcher mit
Gusskanal (Taf. 60, 3). Nur zwei Stück haben eckige Kantendübel-
löcher eingelassen, eines in der Mitte, eines an der Außenkante
liegend (Taf. 58, 10). Pro Kassettenblock wurde nur eine Verdübe-
lung mit den Gesimsblöcken ausgeführt, wobei diese entweder auf
dem mittleren (Taf. 59, 3) oder dem seitlichen (Taf. 62, 1) Gesims-
stein liegen konnte. Die Oberkanten von Kassetten- und Gesims-
blöcken schlossen bündig miteinander ab und waren verklammert
(Taf. 58, 6. 10).
Die Gesimsblöcke ohne Auflagerstufe sind den Eckbereichen zu-
zuordnen (Taf. 59, 6. 8; 142). Die Kassettenblöcke der Südwest-
ecke etwa lagen an der Westseite auf und spannten sich bis zum
östlichen Kassettenquerträger. Sie zogen an den drei südlichen
Gesimsblöcken wie Streichbalken vorbei, die dementsprechend
keine Auflager eingearbeitet haben (Taf. 141).
Die Gesimsblöcke ohne Kassettenauflager wurden in der Stan-
dardblockteilung mit drei Werksteinen bis zur Ecksäulenachse
geführt. Die Gesimsblöcke mit Kassettenauflager gliedern sich im
Eckjoch ebenfalls in drei Stücke (Taf. 142). Jedoch nur der An-
schlussblock zum Normaljoch folgt dem Schema eines Standard-
gesimsblocks mit halber Ausnehmung.
Der mittlere Block weist bereits einen Sonderzuschnitt auf. Die
durchgehende Auflagerfläche springt ab der Mitte tiefer nach hin-
ten, sodass für den zur Ecke hin liegenden Kassettenblock eine
breitere Auflagerfläche entsteht. Die entsprechenden Blöcke der
Nordost- und der Nordwestecke B02/601 und B02/603 (Taf. 61,
7. 8) sind erhalten. Auf dem Block der Südwestecke B02/594 ist
allerdings die Tiefenabstufung im Stein nicht ausgeführt, aber die
Auflagerzone verläuft schräg mit Erweiterung zur Ecke hin. Mör-
telspuren zeichnen die zueinander versetzten Hinterseiten der
Kassettenblöcke nach (Taf. 62, 1). Der schräge Verlauf der Auf-
lagerzone setzt sich auf dem anschließenden Eckblock fort. Dieser
ist doppelt so lang wie ein Standardblock, er läuft um die Ge-
bäudeecke herum und endet über der Säulenachse. An dieser
Schmalseite erreicht er eine Tiefe von nur vier Zähnen (Taf. 60,
3). An den anderen drei Ecken besitzt er gar nur drei Zähne mit
einem Leerraum (Taf. 61, 3. 5). In Längsrichtung liegen zehn
Zähne, das quadratische Eckfeld zwischen den Zähnen ist mit
einer Palmette geschmückt. Alle vier Eckblöcke sind schmäler als
die Normalblöcke zugeschnitten, was auch die tiefere Einbindung
der Eckkassettenblöcke erklärt. Die Gesimse kragen etwa 50 cm
gegenüber der Friesoberkante aus, durch den zurückgesetzten
Scamillus liegt der Kipppunkt noch circa 8 cm weiter zurückver-
setzt. Schon die Standardgesimsblöcke haben nur geringes Über-
gewicht auf der Auflagerseite (Taf. 140). Die aufsitzenden Kasset-
tenblöcke sichern sie gegen eine Verschiebung und ein mögliches
Vomüberkippen ab. Bei den schmäleren Eckblöcken ist das Ver-
hältnis von auskragendem zu auflagerndem Teil deutlich ungüns-
tiger. Der auflagemde Kassettenblock bekommt als Gegengewicht
umso größere Bedeutung. Der südwestliche Eckblock B02/622
weist darüber hinaus noch eine zusätzliche Sicherungsmaßnahme
gegen das Vornüberkippen auf: Vom Kassettenblockauflager be-
ginnend ist in die hintere Stoßfläche ein 3 cm breiter, vertiefter,
vertikaler Streifen eingearbeitet, am oberen Ende knickt er einige
Zentimeter weit in die Auflagerebene um. Rostspuren belegen,
dass hier eine Eisenklammer eingesetzt war (Taf. 60, 1. 3)252. Die
Einarbeitung ist daher kein Gusskanal, sondern ein vertikales
Klammerloch, das am Kassettenauflager eingreifend nach unten
geführt und am Kassettenblock der zweiten Schicht verankert
wird. Eine andersartige Zusatzsicherung gegen das Vornüberkip-
pen ist an der Nordostecke auf dem Eckanschlussblock B02/599
abzulesen. Auf dem zurückversetzten hinteren Teil der Stoßfläche
ist ein Dübelloch seitlich in die Fläche eingelassen (Taf. 59, 6).
Der Dübel verband Eck- und Anschlussblock, das Gewicht des
letzteren drückt den Eckblock hinten auf sein Lager. Auf dem süd-
östlichen Eckblock B00/108 ist die dritte, wieder andersartige
Lösungsmöglichkeit für das gleiche Problem abzulesen. Hier wur-
de in das Auflager für die Kassettenblöcke der dritten Schicht eine
tiefe Nische bis auf Höhe der Oberkante der Kassettenrahmungen
der zweiten Schicht eingehauen, um eine - diesmal horizontale -
Verklammerung mit dieser herzustellen (Taf. 61,2. 6). Diese un-
terschiedlichen Lösungen zeigen, dass trotz genauer Planung der
wesentlichen Eigenheiten des Gebälkaufbaus an manchen Details
noch während der Bauausführung experimentiert wurde. Man
hatte wohl für die Lösung solcher Schwierigkeiten nicht sofort
Techniken parat, doch ähnliche Probleme mussten bekannt gewe-
sen sein, denn sie traten an verschiedensten Bauwerken immer
wieder auf. Beim Propylon des Apollon Kameios in Knidos wer-
den vertikale H-Klammem eingesetzt, um die vorkragenden Zahn-
schnittblöcke an den direkt darunterliegenden Architrav anzubin-
252 Die Eintiefung kann nicht als vertikaler Gusskanal interpretiert werden, weil sie an
keinem Dübelloch endet und außerdem direkt über einer Stoßfläche liegt. Ein Fries-
block und der Kassettenblock der zweiten Schicht stoßen an dieser Stelle aneinander,
die Lage eines Dübels kann hier ausgeschlossen werden. Auch der Verguss, etwa
einer Klammer, die den Fries mit einem der unteren Kassettenblöcke verbindet, ergibt
keinen Sinn. So ein >Gusskanal< läge an der nicht abgedeckten Stoßfläche, die erst
mit dem Kassettenblock der dritten Schicht geschlossen, dann aber durch den über-
blatteten Auflagereingriff sogleich von oben überdeckt und für den Verguss blockiert
worden wäre.
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einzelnen Zahns mit einem schwalbenschwanzförmigen Annex in
den Block eingebunden (Taf. 58, 11).
II. 4.3.6 Anschluss Gesims - Kassettenblöcke
Die Auflagereinlassungen an der Hinterseite der Gesimsblöcke
sind zwischen 21,5 und 30 cm gegenüber der Blockoberkante
abgesenkt und greifen von hinten zwischen 13 und 37 cm tief in
die Blöcke ein. Nur auf einem Block ist der Eingriff auf 6 cm
reduziert. Diese Auflagerstufe läuft bei vielen Blöcken über die
ganze Länge durch, bei vielen nimmt sie nur die linke, bei vielen
nur die rechte Hälfte ein. Auf acht Blöcken schließlich ist sie gar
nicht vorhanden. Die durchlaufenden Auflager weisen auf einigen
Blöcken genau in der Mitte Mörtelstreifen, einen Knick in der
Rückwand oder ein Kantendübelloch auf. Das sind lauter Hin-
weise, die eine Steinteilung der aufliegenden Blöcke anzeigen
(Taf. 59, 3-5; 62, 1).
Die großen U-förmigen Kassettenblöcke der dritten Schicht be-
sitzen entsprechende Auflagernasen, die in die Ausnehmungen der
Gesimsblöcke eingepasst werden können. Jeweils zwei U-förmige
Blöcke ergaben eine quadratische Kassettenrahmung. Je drei Ge-
simsblöcke bildeten eine Auflagereinheit - ein Block mit durch-
laufender Stufe war links und rechts flankiert von Blöcken mit
halblangem Einschnitt. Alle drei Auflager zusammen umfassen die
Breite der beiden Kassettenblöcke. Deren Stoßfuge kam auf die
Mitte der mittleren Gesimsblöcke zu liegen (Abb. 96. 111; Taf. 59,
1. 2; 142).
Die Auflagerflächen im Gesims tragen runde Dübellöcher mit
Gusskanal (Taf. 60, 3). Nur zwei Stück haben eckige Kantendübel-
löcher eingelassen, eines in der Mitte, eines an der Außenkante
liegend (Taf. 58, 10). Pro Kassettenblock wurde nur eine Verdübe-
lung mit den Gesimsblöcken ausgeführt, wobei diese entweder auf
dem mittleren (Taf. 59, 3) oder dem seitlichen (Taf. 62, 1) Gesims-
stein liegen konnte. Die Oberkanten von Kassetten- und Gesims-
blöcken schlossen bündig miteinander ab und waren verklammert
(Taf. 58, 6. 10).
Die Gesimsblöcke ohne Auflagerstufe sind den Eckbereichen zu-
zuordnen (Taf. 59, 6. 8; 142). Die Kassettenblöcke der Südwest-
ecke etwa lagen an der Westseite auf und spannten sich bis zum
östlichen Kassettenquerträger. Sie zogen an den drei südlichen
Gesimsblöcken wie Streichbalken vorbei, die dementsprechend
keine Auflager eingearbeitet haben (Taf. 141).
Die Gesimsblöcke ohne Kassettenauflager wurden in der Stan-
dardblockteilung mit drei Werksteinen bis zur Ecksäulenachse
geführt. Die Gesimsblöcke mit Kassettenauflager gliedern sich im
Eckjoch ebenfalls in drei Stücke (Taf. 142). Jedoch nur der An-
schlussblock zum Normaljoch folgt dem Schema eines Standard-
gesimsblocks mit halber Ausnehmung.
Der mittlere Block weist bereits einen Sonderzuschnitt auf. Die
durchgehende Auflagerfläche springt ab der Mitte tiefer nach hin-
ten, sodass für den zur Ecke hin liegenden Kassettenblock eine
breitere Auflagerfläche entsteht. Die entsprechenden Blöcke der
Nordost- und der Nordwestecke B02/601 und B02/603 (Taf. 61,
7. 8) sind erhalten. Auf dem Block der Südwestecke B02/594 ist
allerdings die Tiefenabstufung im Stein nicht ausgeführt, aber die
Auflagerzone verläuft schräg mit Erweiterung zur Ecke hin. Mör-
telspuren zeichnen die zueinander versetzten Hinterseiten der
Kassettenblöcke nach (Taf. 62, 1). Der schräge Verlauf der Auf-
lagerzone setzt sich auf dem anschließenden Eckblock fort. Dieser
ist doppelt so lang wie ein Standardblock, er läuft um die Ge-
bäudeecke herum und endet über der Säulenachse. An dieser
Schmalseite erreicht er eine Tiefe von nur vier Zähnen (Taf. 60,
3). An den anderen drei Ecken besitzt er gar nur drei Zähne mit
einem Leerraum (Taf. 61, 3. 5). In Längsrichtung liegen zehn
Zähne, das quadratische Eckfeld zwischen den Zähnen ist mit
einer Palmette geschmückt. Alle vier Eckblöcke sind schmäler als
die Normalblöcke zugeschnitten, was auch die tiefere Einbindung
der Eckkassettenblöcke erklärt. Die Gesimse kragen etwa 50 cm
gegenüber der Friesoberkante aus, durch den zurückgesetzten
Scamillus liegt der Kipppunkt noch circa 8 cm weiter zurückver-
setzt. Schon die Standardgesimsblöcke haben nur geringes Über-
gewicht auf der Auflagerseite (Taf. 140). Die aufsitzenden Kasset-
tenblöcke sichern sie gegen eine Verschiebung und ein mögliches
Vomüberkippen ab. Bei den schmäleren Eckblöcken ist das Ver-
hältnis von auskragendem zu auflagerndem Teil deutlich ungüns-
tiger. Der auflagemde Kassettenblock bekommt als Gegengewicht
umso größere Bedeutung. Der südwestliche Eckblock B02/622
weist darüber hinaus noch eine zusätzliche Sicherungsmaßnahme
gegen das Vornüberkippen auf: Vom Kassettenblockauflager be-
ginnend ist in die hintere Stoßfläche ein 3 cm breiter, vertiefter,
vertikaler Streifen eingearbeitet, am oberen Ende knickt er einige
Zentimeter weit in die Auflagerebene um. Rostspuren belegen,
dass hier eine Eisenklammer eingesetzt war (Taf. 60, 1. 3)252. Die
Einarbeitung ist daher kein Gusskanal, sondern ein vertikales
Klammerloch, das am Kassettenauflager eingreifend nach unten
geführt und am Kassettenblock der zweiten Schicht verankert
wird. Eine andersartige Zusatzsicherung gegen das Vornüberkip-
pen ist an der Nordostecke auf dem Eckanschlussblock B02/599
abzulesen. Auf dem zurückversetzten hinteren Teil der Stoßfläche
ist ein Dübelloch seitlich in die Fläche eingelassen (Taf. 59, 6).
Der Dübel verband Eck- und Anschlussblock, das Gewicht des
letzteren drückt den Eckblock hinten auf sein Lager. Auf dem süd-
östlichen Eckblock B00/108 ist die dritte, wieder andersartige
Lösungsmöglichkeit für das gleiche Problem abzulesen. Hier wur-
de in das Auflager für die Kassettenblöcke der dritten Schicht eine
tiefe Nische bis auf Höhe der Oberkante der Kassettenrahmungen
der zweiten Schicht eingehauen, um eine - diesmal horizontale -
Verklammerung mit dieser herzustellen (Taf. 61,2. 6). Diese un-
terschiedlichen Lösungen zeigen, dass trotz genauer Planung der
wesentlichen Eigenheiten des Gebälkaufbaus an manchen Details
noch während der Bauausführung experimentiert wurde. Man
hatte wohl für die Lösung solcher Schwierigkeiten nicht sofort
Techniken parat, doch ähnliche Probleme mussten bekannt gewe-
sen sein, denn sie traten an verschiedensten Bauwerken immer
wieder auf. Beim Propylon des Apollon Kameios in Knidos wer-
den vertikale H-Klammem eingesetzt, um die vorkragenden Zahn-
schnittblöcke an den direkt darunterliegenden Architrav anzubin-
252 Die Eintiefung kann nicht als vertikaler Gusskanal interpretiert werden, weil sie an
keinem Dübelloch endet und außerdem direkt über einer Stoßfläche liegt. Ein Fries-
block und der Kassettenblock der zweiten Schicht stoßen an dieser Stelle aneinander,
die Lage eines Dübels kann hier ausgeschlossen werden. Auch der Verguss, etwa
einer Klammer, die den Fries mit einem der unteren Kassettenblöcke verbindet, ergibt
keinen Sinn. So ein >Gusskanal< läge an der nicht abgedeckten Stoßfläche, die erst
mit dem Kassettenblock der dritten Schicht geschlossen, dann aber durch den über-
blatteten Auflagereingriff sogleich von oben überdeckt und für den Verguss blockiert
worden wäre.
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