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Adenstedt, Ingrid; Thür, Hilke [Editor]; Rathmayr, Elisabeth [Editor]; Kanitz, Ernst [Editor]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheit 6: Baubefund, Ausstattung, Funde (Band 8,9: Textband 1): Textband 1 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2014

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.46290#0261
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VII Wasserwirtschaftliche Einrichtungen

4 WASSERBECKEN UND BRUNNEN ANLAGEN
Vorbemerkungen
Im Bereich der WE 6 befinden sich insgesamt elf Wasserbecken mit Fließwasseranschluss, davon liegen zehn im unteren Hauptgeschoss
und eines im Obergeschoss55 (Taf. 349). Die Brunnenanlagen der WE 6 wurden 1999 von J. Michalczuk im Rahmen einer Diplomarbeit
mit dem Titel „Architektonisch gestaltete Brunnenanlagen in römischen Privathäusern am Beispiel des H 2 in Ephesos“ analysiert56, die
für die Beschreibung eines Teiles der Wasserbecken als Grundlage dient. Zum damaligen Zeitpunkt der Aufnahme und Bearbeitung war
ein Teil der Wasserbecken nur begrenzt zugänglich und auch die Badeeinrichtungen im O-Umgang waren noch nicht erkannt; dadurch ist
die damalige Auswertung großteils überholt. Die Wasserbecken erhalten nachfolgend als Brunnenbecken die Nummerierung WB-A und
als Badebecken die Nummerierung WB-B. Sie werden im Folgenden in der Form eines Katalogs in chronologischer Reihung57 behandelt.
4.1 Wasserbecken als Brunnenanlagen
4.1.1 Wasserbecken WB-Al im Raum 36a (Taf. 85.17; 347-349; 369.38)
Lfi.: Vetters Ephesos 1981, 146; Michalczuk, Brunnenanlagen, 64-66; Zimmermann, Wandmalerei, 135.
Das Wasserbecken liegt an der N-Seite des Gewölberaums 36a58, seine Vorderwand fluchtet mit der N-Wand, das Becken selbst ragt unter
die Treppe im Raum 32a, die vom Raum 36 nach Westen ins OG verläuft. Das Wasserbecken liegt folglich in einer Wandnische, deren in
W-O-Richtung gespanntes Tonnengewölbe den oberen Teil der Treppe trägt. Das Wasserbecken und die Beckenwand sind mit Marmor
verkleidet, die Nische und das Tonnengewölbe sind mit Wandmalerei dekoriert.
Erhaltungszustand
Das Wasserbecken und die Wandnische sind insgesamt gut erhalten. Die Wandmalerei weist zwei Schichten Putz und Malerei auf, die
obere mit einer Fischmalerei ist über dem Becken an allen drei Seiten erhalten, im Gewölbe hingegen in großen Teilen verloren. Die Rän-
der der Malerei wurden nach der Freilegung mit der üblichen Randsicherung konserviert. Die Marmorplatten der Becken Verkleidung sind
großteils in situ erhalten, die Abdeckung der vorderen Beckenwand fehlt. Das Becken und auch die Außenseite der Vorderwand sind mit
einer Sinterschicht überzogen. Das Beckeninnere weist Reste von Kalk auf; da auf dem Boden Spuren eines Mörtelmischplatzes erhalten
sind, kann es zum Einsumpfen von Kalk verwendet worden sein59.
Ba ubeschreibung
Die Wandnische (Taf. 290) ist 2.07 m lang und 2.01 m tief, vom Boden in 36a aus gemessen ist sie 2.53 m hoch. Da der Beckenboden
0.25 m unter OK Boden liegt, beträgt die Gesamthöhe der Wandnische 2.78 m. Die Nische wird im Süden von einer 32 cm (mit Mar-
morverkleidung 44 cm) dicken Ziegelmauer, die vom Beckenboden 0.86 m hoch ist, begrenzt. Das Becken hat ein Innenmaß von 1.56 x
1.97 x 0.86 m. Die Kämpferlinie für den Gewölbeansatz liegt 1.67 m über dem Beckenboden. Die Wände (W-, N- und O-Wand) sind
aus Bruchsteinmauerwerk gefügt, auch das Tonnengewölbe wurde aus Bruchsteinen hergestellt. Die Beckenvorderwand ist - soweit das
erkennbar ist - aus Ziegeln des Formates b (32 x 3,5-4 m) aufgemauert. Vor der Gewölbenische mit dem Wasserbecken liegt ein 2.10 m
langes und 0.43 m breites Überlaufbecken, das 4 bis 6 cm in den Boden eingesenkt ist60.
Ausstattung
Das Wasserbecken ist in voller Höhe mit graublauem, lokalem Marmor ausgekleidet; große Platten mit einem Randprofil weisen sie als
Spolien aus. Darüber war eine Abschlussleiste versetzt, die aber nur aus Abdrücken erschließbar ist. Während die Wände der W-, N-,
und O-Wand mit graublauem Marmor verkleidet waren, war die nicht sichtbare nördliche Innenseite der Beckenwand über einem blauen
Sockel mit einer weißen Marmorplatte ausgestattet. Der Boden des Beckens wurde in der W-Hälfte mit großen Platten, in der O-Hälfte
hingegen mit Streifen von dunkelgrauem Marmor von 0.27 m Breite ausgelegt.
Die Nische oberhalb des Beckens ist mit zwei Putz- und Malschichten überzogen. Die untere Schicht weist lediglich weiße Malerei auf.
Diese Schicht reicht auch unter die Marmorverkleidung des Beckens. Die letzte Putz- und Malschicht ist von einem breiten, rotbraunen
Randstreifen gerahmt, er ist unten 11-15 cm hoch, am Südrand der Nische ca. 7 cm breit. Auch die Schnittflächen der Archivoltenver-
kleidung, deren raue Fläche mit Putz verspachtelt wurde, ist braun bemalt. Diese Schicht trägt eine Fischmalerei auf blauem Untergrund
und eine Angelszene61

55 Die beiden Tiefbrunnen wurden bereits im Kap. VII.2. behandelt.
56 Michalczuk, Brunnenanlagen.
57 Vgl. dazu Kap. VII. 1.
58 Thür, Kap. III.2.17.

59 Vetters, Ephesos 1982, 121.
60 Der Boden im Raum 36a wurde sekundär in Bauphase III erhöht, s. Thür, Kap.
III.2.17.
61 Zimmermann, Kap. XI.B.1.12; Zimmermann - Ladstätter, Wandmalerei, 135 f.

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