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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0162
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DIE KA.STALISCHE QUELLE.

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der Quelle geht, ausräumten, fanden sie ein sehr hübsch ge-
arbeitetes, ein Paar Zoll grosses goldnes Pferd. An der süd-
lichen Seite der Hinterwand des Bassins hat man nicht er-
mangelt, eine kleine, ganz einfache Kapelle Johannes des Täu-
fers aufzuführen, bei dem Wasser, das die Pythia vor dem
heiligen Dienste als Bad oder Waschung gebrauchen musste.
In ihr liegen noch die den ganzen Gang früher deckenden
Steinplatten; in der an der linken Seite ist eine grosse Oeff-
nung roh durchgearbeitet; über ihr, erzählen die Bewohner
von Kastri, habe die Pythia gesessen, wenn sie wahrsagte;
diess Loch ist aber jedenfalls durch die Steinplatte geschlagen
worden erst als die Kapelle erbaut wurde und das Orakel
mit der üunsthöhle längst verschwunden war. Es hat sich
ferner noch bei ihnen erhalten, dass man im Wasserbehälter
dieser Quelle die Pythia oft gefunden habe, das lange, schwarze,
von Wasser triefende Haar wild um den Kopf hängend, mit
stierem Geisterblick. Unter dieser Kapelle ist die Vorder-
wand des dahinter befindlichen Ganges eingeschlagen, so dass
man hier in ihn hineinsteigen kann. In dieser Vorderwand
sind in einiger Entfernung über dem Wasser Löcher einge-
halten, als hätten einst Hölzer darin gesteckt. Alles und
auch der Eingang des kleinen Stollens war wahrscheinlich einst
überbaut. So zweckmässig und günstig nun auch dieser Platz
zu einem Orakel ist, so passt er doch nicht zu den Beschrei-
bungen der Alten.
 
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