Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0429
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
400

DER STYX.

Griechen, mit Weib und Kind, Habseligkeiten und Heerden
unter diese steilen unzugänglichen Felsenwände geflüchtet, an
einen Platz, wo sich eine mit Rasen und Sträuchern bewach-
sene Einbuchtung befindet. Um sie gefangen zu nehmen, wa-
ren 5000 Mann Araber zu Fuss und eben so viel Reiterei
geschickt. Unter den Griechen befanden sich 70 mit Geweh-
ren Bewaffnete, aber so sehr auch das Local sie begünstigte,
wo wenige entschlossene Männer, selbst wenn die Munition
zu Ende war, den Zugang hindern, und wo die Reiterei und
das Geschütz ihnen gar nichts schaden konnte, wo Lebens-
mittel und Wasser vorhanden waren, so ergaben sie sich den-
noch bald. Die kräftigsten, jüngsten flüchteten sich über die
umgebenden Abgründe und Felsen; gegen 3000 Seelen wurden
zu Gefangenen gemacht, nachdem die Aegypter die, welche
nicht zum Verkauf taugten, niedergehauen hatten. Bei vielen
war der Schreck so gross, als die Araber kamen, dass sie
ein Kreutz schlugen und sich von den Felsen herabstürzten.
Die Gefangenen wurden nach Korinth, Patras, Modon gebracht
und verkauft.

So rüstig ich stets im Gebirg herumgestiegen war, so
sehr nahmen jetzt mir unbegreiflich bei jedem Schritt meine
Kräfte ab, es fehlte mir an Athem, der böseste Weg war
zurückgelegt, ich war bis an die letzte Schlucht gekommen,
wo dicht unter mir das Wasser des Styx hinabläuft; die
schwarze Felsenwand lag nahe vor mir, noch | St., so wären
wir vollends hinaufgestiegen, aber ich vermochte nicht weiter
zu kommen, als sollt' ich lebend den Styx nicht überschrei-
ten. Wäre eine Quelle dort, so hätte ich mich von meinen
Leuten dahin ziehen lassen; die Felsenwand sah ich deutlich
vor mir und weiter hatte ich dort nichts zu erwarten. Meine
griechischen Begleiter sagten: das Wasser, was an der Fel-
senwand herabträufte, sei von Gott, so wie der Regen, der
auf uns ununterbrochen strömte. In ein Paar nach N. O. ge-
richteten Schluchten lag jetzt noch Schnee vom vorigen Win-
ter. Ich nahm noch die Schichtung ab und mussle zurück-
kehren. Taf. V. giebt eine Ansicht des Styx.
 
Annotationen