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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0460
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KARYSTO.

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haben; der Deckel fehlte jetzt; ob der Sarkophag an den
Seiten Verzierungen hat, habe ich nicht untersucht, er stand
im Schlamm und Wasser.

Am Wege vom Strande nach der Stadt findet man weit
verbreitet eine Menge Eisenschlacken. Die Eisensteine wur-
den wahrscheinlich von den Kykladen (Thermia, Serpho u. a.)
hierher gebracht, um hier, weil Holz genug in den Gebirgen
von Karysto wuchs, verschmolzen zu werden; in dem hiesi-
gen Gebirg ist kein Eisenerz bekannt.

Ueber dieser sich allmählig liebenden Ebene steigt ein
schroffer, niedriger Berg empor, auf welchem die mit einer
Mauer und Thürmen umgebene Stadt liegt, sie wird von den
zurückgebliebenen Türken bewohnt, welche noch Liindereien
besitzen, die sie nach und nach so gut als möglich "zu ver-
kaufen suchen, um in ihr Vaterland zurückzukehren; ausser
Türken wohnt in der Stadt nur der Bischof (Despötis) und
der Gouverneur (Eparchos), beide waren verreist. Bechts
unter der Stadt steht ein Trupp Häuser auf einem Vor-
sprunge des Gebirgs-Fusses, worinn nur Griechen wohnen,
wir bekamen daher hier Quartier. Ueber der Stadt erheben
sich auf steilen, besonders an der Nordseite senkrecht her-
abgehenden Felsen die Ruinen der Burg, Castel Rosso, die
nicht unbeträchtlich sind und von den Veuetianern herrühren;
ob und wo noch alterthümliche Ueberreste der alten Burg von
Karysto vorhanden sind, auf welche die neue gebaut wurde,
ist nicht untersucht worden. Sie hat eine grosse Cisterne
und war wichtig durch ihre Lage und Festigkeit; sie wurde
mehrmals bestürmt, auch 1821 unter dem Banner der schö-
nen, muthigen, ihr Vaterland liebenden Griechinn Modena
Mauroge'nTa.

Die Felsen der Burg sind durch eine tiefe Schlucht von
dem nordöstlich sich felsig und zerrissen höher und höher
erhebenden Gebirg getrennt. Auf dem abschüssigen, ein gu-
tes Stück weit ebenen obern Abhänge des über dieser Schlucht
liegenden felsigen Berges sieht man sieben riesenhafte Säulen
liegen, vom Lager getrennt und rund gehauen, vier neben-
 
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