Drittes Buch. Zrveytes Kapitel. i Z7
zimmer gewesen, ehe ich zu ihr kam. Ich fand
sie ans den Knien, eine Stellung, in welcher
ich sie nie Zu ftöhren pflegte. Nach einigen
Minuten stand sie auf, kam Zu mir, umarmte
mich und sagte, sie hätte Gott um Muth gebe-
ten, den schrecklichsten Augenblick zu überstehen,
den sic stmahls gehabt hätte und Haden könnte.
Ich erinnerte sie, wie viel bitterer ein Ab-
schied auf dem Todtbette seyn würde, da wir
uns, wenigstens in dieser Welt, nie wieder
sähen. Dann bemühte ich mich jeden Um-
stand, der sie am meisten beunruhigte, bcson-
deck- die Gefahr, der ich mich aussetzen mußte,
zu verkleinern, und sie schien dadurch einiger-
maßen getröstet. Aber die wahrscheinlich lange
Dauer meiner Abwesenheit, und die Weite mei-
ner Reise waren Dinge die meine ganze Be-
redtsamkeil nicht Zu verringern oder nur einiger-
maßen zu bemänteln, vermochte. O, Gott!
sagte sie, unv brach in Tyranen aus, kann ich
ihn nur denken den Gedanken, daß hundert,
tausend, und wer weiß wie viele Meilen, daß
ganze Länder und Seen uns trennen werden!
Was ist dagegen die Aussicht von dem Berge
in unserm Garten, wo ich so viele selige Stau-
den mit meinem Wilhelm zubrachte! was ist die
Eutferuuw, zwischen diesem und dem weitesten
Hügel, den wir von da sehen, gegen die, die
bald zwischen uns seyn wird. Diese Vorstellungen
in meiner Seele dürfen dich nicht befremden.
zimmer gewesen, ehe ich zu ihr kam. Ich fand
sie ans den Knien, eine Stellung, in welcher
ich sie nie Zu ftöhren pflegte. Nach einigen
Minuten stand sie auf, kam Zu mir, umarmte
mich und sagte, sie hätte Gott um Muth gebe-
ten, den schrecklichsten Augenblick zu überstehen,
den sic stmahls gehabt hätte und Haden könnte.
Ich erinnerte sie, wie viel bitterer ein Ab-
schied auf dem Todtbette seyn würde, da wir
uns, wenigstens in dieser Welt, nie wieder
sähen. Dann bemühte ich mich jeden Um-
stand, der sie am meisten beunruhigte, bcson-
deck- die Gefahr, der ich mich aussetzen mußte,
zu verkleinern, und sie schien dadurch einiger-
maßen getröstet. Aber die wahrscheinlich lange
Dauer meiner Abwesenheit, und die Weite mei-
ner Reise waren Dinge die meine ganze Be-
redtsamkeil nicht Zu verringern oder nur einiger-
maßen zu bemänteln, vermochte. O, Gott!
sagte sie, unv brach in Tyranen aus, kann ich
ihn nur denken den Gedanken, daß hundert,
tausend, und wer weiß wie viele Meilen, daß
ganze Länder und Seen uns trennen werden!
Was ist dagegen die Aussicht von dem Berge
in unserm Garten, wo ich so viele selige Stau-
den mit meinem Wilhelm zubrachte! was ist die
Eutferuuw, zwischen diesem und dem weitesten
Hügel, den wir von da sehen, gegen die, die
bald zwischen uns seyn wird. Diese Vorstellungen
in meiner Seele dürfen dich nicht befremden.