Drittes Buch. Achtes Kapitel. 209
gewesen seyn, denn ich behalte es sehr leicht,
was sie mir sagt.
Sie können leicht denken, da sich der Ma-
jor so edelmülhig gegen seine Schwester betrug,
und da sie selbst das beste Mädchen von der
Welt war, so durften wir ihr durchaus nichts
merken lassen, daß wir über ihren Bruder lach-
ten. Dieß war aber würklich sehr leicht, denn
das gute Mädchen war vor Liebe und Dankbar-
keit gegen ihren Bruder ganz blind, und hatte
eine solche Hochachtung gegen ihn, daß es ihr
gar nicht einfiel, daß jemand über ihn lachen
könnte. Ich glaube, daß sie gewiß nie unser
Lachen bemerkt hat, sonst würde sie gewiß em-
pfindlich darüber geworden seyn, denn außer
der Liebe zu ihren Bruder hatte sie einen kleinert
Familienstolz, der sich dann und wann äußerte.
Wenn sie einen Fehler hatte, so war es Eitel-
keit; im Ganzen war sie aber doch ein gutes
Mädchen, und ganz frey von Fehlern ist ja
niemand.
Miß Matthews. Sie mepnen es gut,
lieber Wilhelm, aber Eitelkeit ist doch ein
großer Fehler bey einem Weibe, und bisweilen
die Quelle vieler anderer.
Vooth erwiederte nichts hierauf, sondern
fuhr in seiner Erzählung fort:
So brachten wir zwey oder drey Monate
sehr angenehm mit einander zu, bis uns beyde,
den Major und mich die Krankenstube trennte;
Q
gewesen seyn, denn ich behalte es sehr leicht,
was sie mir sagt.
Sie können leicht denken, da sich der Ma-
jor so edelmülhig gegen seine Schwester betrug,
und da sie selbst das beste Mädchen von der
Welt war, so durften wir ihr durchaus nichts
merken lassen, daß wir über ihren Bruder lach-
ten. Dieß war aber würklich sehr leicht, denn
das gute Mädchen war vor Liebe und Dankbar-
keit gegen ihren Bruder ganz blind, und hatte
eine solche Hochachtung gegen ihn, daß es ihr
gar nicht einfiel, daß jemand über ihn lachen
könnte. Ich glaube, daß sie gewiß nie unser
Lachen bemerkt hat, sonst würde sie gewiß em-
pfindlich darüber geworden seyn, denn außer
der Liebe zu ihren Bruder hatte sie einen kleinert
Familienstolz, der sich dann und wann äußerte.
Wenn sie einen Fehler hatte, so war es Eitel-
keit; im Ganzen war sie aber doch ein gutes
Mädchen, und ganz frey von Fehlern ist ja
niemand.
Miß Matthews. Sie mepnen es gut,
lieber Wilhelm, aber Eitelkeit ist doch ein
großer Fehler bey einem Weibe, und bisweilen
die Quelle vieler anderer.
Vooth erwiederte nichts hierauf, sondern
fuhr in seiner Erzählung fort:
So brachten wir zwey oder drey Monate
sehr angenehm mit einander zu, bis uns beyde,
den Major und mich die Krankenstube trennte;
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