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Friedländer, Max J. [Hrsg.]; Falke, Otto von [Hrsg.]; Verlag Paul Cassirer <Berlin> [Hrsg.]; Artaria und Compagnie <Wien> [Hrsg.]; Auktionshaus für Altertümer Glückselig <Wien> [Hrsg.]
Die Sammlung Dr. Albert Figdor, Wien (Band 1,1): Bildteppiche, Samt- und Seidenstoffe, Stickereien, Spitzen, Knüpfteppiche, Blei und Zinn, Goldschmiedearbeiten, kirchliches und weltliches Silbergerät — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.3281#0016
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von Faltstühlen aus wuchtigen Vierkanthölzern mit Lehnen, die hier
mit einem in Certosinamosaik verzierten gotischen Exemplar beginnt.
Den älteren lehnenlosen Faltstuhl, die sella curulis der Antike, ver-
treten die kirchlichen Faldistorien aus Marburg in Steiermark und aus
Brünn und schlichtere Exemplare aus Tirol und Danzig, die den Über-
gang zum einfachen Feldstuhl ankündigen. Überaus seltene Formen,
die schon mit dem Mittelalter wieder ausstarben, sind die beiden zer-
legbaren Lehnstühle aus dem Etschgebiet, der reich geschnitzte Stuhl
aus Aosta, der Faltstuhl aus Eppan und der Stuhl aus Norwegen, dessen
Form und Schnitzerei die romanische Tradition über das Mittelalter
hinaus festgehalten haben; alles wohlbekannte Dokumente zur Kunst-
geschichte des Mobiliars. Auch der vornehme Strozzistuhl, das berühm-
teste Möbel dieser Sammlung, geht auf einen uralten, ganz schlichten
und volkstümlichen Typus zurück; ausgezeichnet durch das Wappen
eines der reichsten Florentiner Geschlechter des Quattrocento, ist er
die höchste künstlerische Veredlung des einfachen und urwüchsigen
Dreibeinschemels.

Die Textilien der Sammlung Figdor gliedern sich, abgesehen von Sticke-
reien und Spitzen, in drei Gruppen: Bildteppiche, orientalische Knüpf-
teppiche und gewebte Seidenstoffe. Das Schwergewicht der letzten Gruppe
bilden die polychromen Samtstoffe Italiens aus dem 15. Jahrhundert,
die kaum in einer anderen Sammlung so gut vertreten sind wie hier. Über
die herrlichen Perserteppiche und die deutschen Bildteppiche geben die
Abbildungen des Katalogs hinreichend Aufschluß; zudem sind die letzteren,
soweit sie vor 1500 entstanden sind, vollzählig in dem großen Werk von
Betty Kurth, Deutsche Bildteppiche des Mittelalters, abgebildet und ein-
gehend behandelt. Von den umfangreicheren Wandteppichen hat sich
Dr. Figdor aus Gründen der Raumnot zurückgehalten; waren doch alle
 
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