und noch die lichte Vision „von des Glaubens Sonnenberge“ wurde
uns durch Schiller vertraut und durch Beethoven heilig.
Gerade weil dem Allumspannenden seiner Seele und seines Geistes
im Diesseits und Jenseits nichts fremd geblieben von dem, was irgend
menschlich ist, wird immer wieder alle wirklich große, von innen her
bestimmte Äußerung in der Kunst, ob bewußt oder unbewußt, wie
von diesem Pol gebannt erscheinen. Die unsterbliche Energie dieses
Gotikers, sein „sinnlich - bildlich bedeutend wirkender Genius“ um-
wittert die tiefsten Werke unserer Zeit, wie die seiner eigenen:
In Rodin erstand wieder ein Illustrator vom alten Maß; was Anderes
liegt über den Nacken der Bürger von Calais, als jene große un-
ausweichliche gemeinsame Bürde der zum Qualenweg bestimmten?
Und reicht nicht seine Wirkung bis zu dem Meister, der dem von
Dante geweihten Signorelli in stolzer Herbigkeit und Größe am
nächsten kommen durfte? bis zu den fünf Wallern in Hodlers
Eurhythmie weht es wie ein Geistesgruß zwischen den Seelen
zweier Dichter:
vidi quattro grand’ ombre a noi venire
sembianza avevan ne trista ne lieta.
Ich sah heran vier große Geister schreiten,
Sie schienen mir nicht traurig und nicht froh.
Nichts als diese Totalität des Sinnes und der Sinne, die aufnahm,
was Menschen zu leben und zu leiden blieb, die ihre Gesichte nach
außen sah und von allem Wirken der Natur und der Erscheinungs-
welt die Eindrücke im tiefen Innern zusammenschloß, läßt uns diesen
Dichter, den Maler unter den Poeten, noch nach sechshundert Jahren
feiern.
Was unter seinem Zauber in der Kunst entstand, was von ihm,
einem der größten Bildner unter allen Denkern zu den gedanken-
tiefsten Bildnern zündend übersprang, soll von diesen Blättern den
zum sehen träg gewordenen Lesern unserer Tage wie eine biblia pau-
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uns durch Schiller vertraut und durch Beethoven heilig.
Gerade weil dem Allumspannenden seiner Seele und seines Geistes
im Diesseits und Jenseits nichts fremd geblieben von dem, was irgend
menschlich ist, wird immer wieder alle wirklich große, von innen her
bestimmte Äußerung in der Kunst, ob bewußt oder unbewußt, wie
von diesem Pol gebannt erscheinen. Die unsterbliche Energie dieses
Gotikers, sein „sinnlich - bildlich bedeutend wirkender Genius“ um-
wittert die tiefsten Werke unserer Zeit, wie die seiner eigenen:
In Rodin erstand wieder ein Illustrator vom alten Maß; was Anderes
liegt über den Nacken der Bürger von Calais, als jene große un-
ausweichliche gemeinsame Bürde der zum Qualenweg bestimmten?
Und reicht nicht seine Wirkung bis zu dem Meister, der dem von
Dante geweihten Signorelli in stolzer Herbigkeit und Größe am
nächsten kommen durfte? bis zu den fünf Wallern in Hodlers
Eurhythmie weht es wie ein Geistesgruß zwischen den Seelen
zweier Dichter:
vidi quattro grand’ ombre a noi venire
sembianza avevan ne trista ne lieta.
Ich sah heran vier große Geister schreiten,
Sie schienen mir nicht traurig und nicht froh.
Nichts als diese Totalität des Sinnes und der Sinne, die aufnahm,
was Menschen zu leben und zu leiden blieb, die ihre Gesichte nach
außen sah und von allem Wirken der Natur und der Erscheinungs-
welt die Eindrücke im tiefen Innern zusammenschloß, läßt uns diesen
Dichter, den Maler unter den Poeten, noch nach sechshundert Jahren
feiern.
Was unter seinem Zauber in der Kunst entstand, was von ihm,
einem der größten Bildner unter allen Denkern zu den gedanken-
tiefsten Bildnern zündend übersprang, soll von diesen Blättern den
zum sehen träg gewordenen Lesern unserer Tage wie eine biblia pau-
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