Doch so nicht, daß in mir nicht Furcht sich regte,
Als furchtbar mir ein Leu erschienen war;
Es schien, daß er sich gegen mich bewegte,
Mit hohem Haupt und mit des Hungers Wut,
So daß er Schrecken, schien’s, der Luft erregte.
Auch eine Wölfin, welche jede Glut
Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen,
Die schon auf viele schweren Jammer lud.
Vor dieser mußte so mein Mut sich neigen
Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt,
Daß mir die Hoffnung schwand, zur Höh zu steigen.
Wie der, der eifrig zu gewinnen strebt,
Wenn zum Verlieren nun die Zeit gekommen,
In Kümmernis und tiefem Bangen lebt;
So machte dieses Untier mich beklommen;
Von ihm gedrängt mußt ich mich rückwärts ziehn
Dorthin, wo nimmer noch der Tag entglommen.
Als ich zur Tiefe niederstürzt im Fliehn,
Da war ein Wesen dorten zu erkennen,
Das durch zu langes Schweigen heiser schien.
Ich rief, sobald ich’s nur gewahren können,
In großer Wildnis: ,,O, erbarme dich,
Du, seist du Schatten, seist du Mensch zu nennen!“
Sieh dieses Tier, o sieh mich’s rückwärts jagen,
Berühmter Weiser, sei vor ihm mein Hort,
Es macht mir zitternd Puls und Adern schlagen!
Da schritt er fort, ich folgte seinem Weg.
Taf. 6, 1. Italienischer Miniaturist; Handschrift, Paris, Bibi. Natio-
nale: Die Fleisches-Sünder.
Inf. V 31-51.
Der Höllenwindsbraut unaufhörlich Toben
Reißt wirbelnd die gequälten Geister fort
Und dreht sie um nach unten und nach oben.
Da hört man Wehgeheul und Klagewort,
Wenn sie sich nah’n des Abgrunds Felsenküsten,
Und Fluch’ und Lästerungen schallen dort.
Daß Fleisches-Sünder dies erdulden müßten,
Vernahm ich, die verlockt vom Sinnentrug,
Einst unterwarfen die Vernunft den Lüsten.
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Als furchtbar mir ein Leu erschienen war;
Es schien, daß er sich gegen mich bewegte,
Mit hohem Haupt und mit des Hungers Wut,
So daß er Schrecken, schien’s, der Luft erregte.
Auch eine Wölfin, welche jede Glut
Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen,
Die schon auf viele schweren Jammer lud.
Vor dieser mußte so mein Mut sich neigen
Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt,
Daß mir die Hoffnung schwand, zur Höh zu steigen.
Wie der, der eifrig zu gewinnen strebt,
Wenn zum Verlieren nun die Zeit gekommen,
In Kümmernis und tiefem Bangen lebt;
So machte dieses Untier mich beklommen;
Von ihm gedrängt mußt ich mich rückwärts ziehn
Dorthin, wo nimmer noch der Tag entglommen.
Als ich zur Tiefe niederstürzt im Fliehn,
Da war ein Wesen dorten zu erkennen,
Das durch zu langes Schweigen heiser schien.
Ich rief, sobald ich’s nur gewahren können,
In großer Wildnis: ,,O, erbarme dich,
Du, seist du Schatten, seist du Mensch zu nennen!“
Sieh dieses Tier, o sieh mich’s rückwärts jagen,
Berühmter Weiser, sei vor ihm mein Hort,
Es macht mir zitternd Puls und Adern schlagen!
Da schritt er fort, ich folgte seinem Weg.
Taf. 6, 1. Italienischer Miniaturist; Handschrift, Paris, Bibi. Natio-
nale: Die Fleisches-Sünder.
Inf. V 31-51.
Der Höllenwindsbraut unaufhörlich Toben
Reißt wirbelnd die gequälten Geister fort
Und dreht sie um nach unten und nach oben.
Da hört man Wehgeheul und Klagewort,
Wenn sie sich nah’n des Abgrunds Felsenküsten,
Und Fluch’ und Lästerungen schallen dort.
Daß Fleisches-Sünder dies erdulden müßten,
Vernahm ich, die verlockt vom Sinnentrug,
Einst unterwarfen die Vernunft den Lüsten.
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