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Fischel, Oskar [Hrsg.]; Fischel, Oskar [Hrsg.]; Vecellio, Tiziano [Ill.]
Tizian: des Meisters Gemälde — Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben, Band 3: Stuttgart, Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53056#0043
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des Schmerzes die Klage Magdalenens im großartigen Ausdruck sich von der Architektur
lösend. Die ganze Stimmung wird dann schließlich gesammelt in dem ruhigen Goldglanz
der Nische.
Das Werk ist unvollendet geblieben. Über der Arbeit hat den Meister die Pest
des Jahres 1576 hingerafft. So setzte dem Weiterstreben dieser rastlosen, scheinbar


Tizians Grabmal in der Kirche S. Maria dei Frari in Venedig

nie zu erschöpfenden Kraft erst im neunundneunzigsten Jahre die tückische Krankheit
das Ziel.
Auch jetzt noch erscheint sein Tod nicht als das natürliche Ende, sondern wie
eine gewaltsame Unterbrechung seiner Laufbahn. So wenig zeigt sich in den letzten
Werken ein Nachlassen der Kräfte. Als der Greis nicht mehr scharf sieht, wird gerade
die Breite der Behandlung, der lockere Kontur zum Ausdrucksmittel ganz neuer Be-
obachtungen.
Längst ist zugleich mit dem rascheren Pulsschlag seiner Empfindung die ver-
schmelzende Technik früherer Bilder verlassen. Sein Schüler, der jüngere Palma,

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