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Fischel, Oskar [Hrsg.]; Fischel, Oskar [Hrsg.]; Vecellio, Tiziano [Ill.]
Tizian: des Meisters Gemälde — Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben, Band 3: Stuttgart, Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53056#0369
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lentissimi Autori in morte della Signora Irene di Spilimbergo. Unter diesen Trauer-
gedichten befindet sich auch eines von Torquato Tasso. Bald nach ihrem Tode hat sie
Tizian aus der Erinnerung gemalt und als Seitenstück dazu das Bildnis ihrer Schwester
Emilia. Bei dem Bildnis Irenes bildet eine idyllische Landschaft mit einem seine Herde
hütenden Schäfer und einem grasenden Einhorn, dem Sinnbild der Jungfräulichkeit,
den Hintergrund, bei dem Bildnis Emilias eine stürmische See, auf der ein Fahrzeug
mit den Wogen kämpft. Nach Crowe und Cavalcaselle (II, S. 609) sollen diese Land-
schaften darauf hindeuten, „daß Irene (,die Friedvolle1) unangefochten aus der Welt ging,
in deren wechselvollem Kampfe Emilia zurückblieb“.
S. 210. Der dargestellte venezianische Admiral des Narbonner Bildes ist nicht Vincenzo Capello,
dessen Züge jetzt durch die beglaubigten Porträts hinlänglich bekannt sind, vielmehr
erkannte Gronau dieselbe Persönlichkeit auf einem Porträt Tintorettos im Prado Nr. 366,
das Sebastiane Venier darstellen soll. Den venezianischen Admiral in Narbonne hatte
man auf Vincenzo Capello getauft, ohne die beglaubigten Bildnisse dieses berühmten
Führers zu beachten. Über seine Porträts Schaeffer, Monatshefte II, S. 158 und neuer-
dings Lasareff: Jahrb. der preuß. Kunstsammlungen 1923, S. 172 ff.
S. 211. Das im Kunsthandel erwähnte Exemplar mit den Kommandostäben ist jetzt als Replik
des Originals von Tintoretto in der Sammlung Stroganoff, Petersburg, erkannt. Das
greisenhaftere Bildnis der Sammlung Schlichting gilt nun allgemein als Tizian, hat aber
Schwächen der Haltung, die sich nicht einzig durch das Alter des Dargestellten, noch
weniger durch das des Malers entschuldigen lassen. Der Capitano Generale gegen
Barbarossa, Vincenzo Capello ist 1541 gestorben. Wenn also das Bild von Tizian her-
rühren und den Capello darstellen soll, müßte es 20 Jahre nach dessen Tod, in des
Meisters Altersstil gemalt sein. Dann fehlt ihm der innere dramatische Zusammenhang
und damit das Beherrschende der Tizianbildnisse aus dieser Zeit.
S. 212. Die Dame in rotem Samtkleid in der Sammlung v. Nemes gehört in die gleiche Gruppe
später Frauenporträts. Ein Bild bei Sulley, London, von van der Bercken als Tintoretto
publiziert, wirkt wie ein Gegenstück zum Bild der Sammlung v. Nemes.
S. 213. Weibliches Bildnis Pommersfelden. Im alten Katalog Tizian genannt, von Frimmel im
Verzeichnis der Gemälde Nr. 81 als Art des Paolo Veronese bezeichnet, kehrt es jetzt
auf Gronaus Vorschlag (Zeitschrift f. b. K., N. F. XXIII, H. 5/6, S. 63) wieder zu Tizian
zurück. Es gehört zu einer Gruppe mit S. 212.
S. 214 links Bezeichnet: LAVINIA TIT. V. F. AB. EO. P. (das heißt Lavinia, die Tochter des
Tizian Vecelli, von ihm gemalt).
S. 215 links. Fabrizio Salvaresio. Das sehr übermalte Porträt zeigt doch noch einige für Tizians
Autorschaft unbedingt zeugende Partien, so daß die Inschrift MDLVIII Fabricius Salvaresius
Annnagens M Titiani Opus Achtung verdient.
S. 215 rechts. Bezeichnet: MDLXI ANNO .... NATVS AETATIS SVAE XLVI. TITIAN VS PIC-
TOR ET AEQVES CAESARIS. Der auf der Fensterbrüstung stehende Farbenkasten
macht es wahrscheinlich, daß der Dargestellte ein Maler ist. Herbert Cook sieht in dem
von Tizian Dargestellten den Maler Antonio Palma, den Neffen des älteren und Vater
des jüngeren Palma (Burlington Magazine VI, p. 451).
S. 216. Der „segnende Christus“ in Petersburg wurde bei Tizians Tode in seiner Wohnung vor-
gefunden, wodurch seine Authentizität verbürgt ist. Zum Vergleich diene das Wiener
Bild S. 120 für den Unterschied zweier Epochen; ein ähnliches Bild im Kunsthandel,
ehemalige Sammlung Orleans, gestochen von Berseneff „le Tentateur“ mit dem jugend-
lich gebildeten Satan.
S. 217. Gehört in eine Serie von Dominikanerbildnissen mit dem Bild der Sammlung vom Rat
Amsterdam und dem bärtigen Mönch mit Buch im englischen Kunsthandel (S. 218, 219).
S. 218, 219. Der heilige Dominikus. Dies Porträt eines Mönches unter dem Bilde eines Heiligen
scheint denselben Geistlichen darzustellen, der als Sebastiano del Piombo bezeichnet
aus dem Cabinet Reynst nach Hampton Court gelangte. Ein Gegenstück hierzu scheint
der braunbärtige Mönch mit Buch im englischen Kunsthandel. Die Bilder mögen zu einer

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