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Fischel, Oskar [Editor]; Raffaello <Sanzio> [Ill.]
Raphaels Zeichnungen: [Text und Tafeln in Mappen] (Band 5): Römische Anfänge und die Decke der ersten Stanze, der Parnass, die Jurisprudenz — Berlin, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.11121#0033
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Die Poesie.

228. Entwurf zur Gestalt der Poesie allein, mit nacktem Oberkörper.

Graue Kreide, au den Druckern bräunlich, Uber farbloser Bletgriffelskifiierung
Hoch %6cfn, breit 22,7 cm.
II'asser^eicheni Dreiberg.
Wjfldsor Castle, Nr. tTjgg,
Literatur: Fisehel, Nr. 163.

Die Figur war erst mit Bleigriffel, von dem die Furchen noch sichtbar blieben, als
Akt gezeichnet und wurde dann, nur von den Hüften ab drapiert, in Kreide ausgeführt.
Man erkennt noch Raphaels Ideenreichtum wahrend der ersten Arbeit in dieser Stanze
an der Fülle von Pentimenti. Die Haltung des Kopfes, seelenvoller als im Fresko, kam
so bei einer der Musen im Parnaß zur Wirkung.

229. Der Kopf des Puttö rechts von der Poesie.

Kartonfragmenl in grauer Kreide, mit braunen Flecken.
Hoch -2-2,1) cm, breit -2-2,8 cm.

London, British Museum, Pp. 1, Nr. 76'. Aus der Sammlung Benjamin West,
Literatur: nicht erwähnt, vgl. Einleitung Text 1, S. 21, Abb. 14/15.

Eines der seltenen lehrreichen Beispiele für Raphaels Art, Kartons zu zeichnen.

Die durchstochenen Konturen und der obere, unter dem Kinn durchlaufende Rand der
Tafel beweisen, daß diese große und ungewohnt kühne Zeichnung wirklich vom Maler
des Deckenfresko herrühren muß und daß also die Tradition recht hatte, diesen michel-
angelesken Putto Raphael zu geben. Fs ist auch seine, eigentlich immer noch umbrische
Manier, die Formen des Kopfes zu zerlegen, die Schädelteile gegeneinander abzusetzen
und die Nase fast auf kalligraphisch-gotische Projektion zurückzuführen. Durch diese
kostbare Zeichnung wird auch die Echtheit des Kartons zur Madonna Maekintosh im
British Museum wieder ins Licht gerückt und der von der neueren Kritik eingeschüch-
terten Bewunderung zurückgegeben.

Das Urteil Salomons.

230. Der erste Entwuri zur ganzen Komposition.

Silberslift auf matt grünlich gestrichenem Papier.
Hoch 9,8cm, breit ig£ cm.

Oxford, Äsfimoleän Museum, Nr. 75. Aus den Sammlungen Antaldi, Lawrence
Literatur: Robinson, Nr. 75,

Salomon gebietet dem Henker Halt, dieser eilt, im Profil gesehn, mit durchgebogenem
Knie und das Kind zwischen sich und dem König haltend, nach der .Mitte. Fr ist rechts
noch einmal wiederholt.

Die Komposition, hier noch im Querformat, weicht erheblich von der Ausführung im
engen, hochgestellten Rechteck ab; sie ist von einer an Holbein erinnernden Mühelosig-
keit. Im engen Rahmen des Bildes wurde sie dichter und dadurch dramatischer. Beson-
ders die echte Mutter gewann an Kraft, der Henker an Heroismus durch das Motiv des
Rossebändigers, die falsche Mutter bekam die lionardesk bew egten Hände.

Der kleine Entwurf ist unendlich kostbar als Beispiel der bei großen Meistern sehr selten
erhaltenen Gesamtskizzen. Zugleich bestärkt es den Zusammenhang des Wiener Doppel-
blattes (Tf. 231/232) mit diesei- Gruppe und macht damit seine Feinheit unzw eifelhaft.

Stan-a della
Segnatura
Deckenbilder
223—236

I rteil Salomons
und Kindermord
229— 235
 
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