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Galerie Fischer <Luzern> [Editor]
Auktion / Galerie Fischer: Moderne Gemälde: Schweizer Maler des 19. und 20. Jahrhunderts u. a., Amiet, Buri, Hodler, ...: alte Gemälde, Bronzino, van Dyck, Clouet-Kreis, ... ; einige antike Möbel, eine Kollektion von 700 Ringen aus dem Nachlass des Herrn Alfred Rütschi, Zürich ; 30 August 1930 — Luzern, Nr. 24.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.8666#0010
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alter Goldschmiedewerke, die im Zürcher Kunsthaus ausgestellt ist, mag den Ringen aus dem
Nachlass des Herrn Rütschi für manchen einen besondern Gefühlswert verleihen.

Dass Alfred Rütschis Bedeutung als Kunstsammler und als Förderer der modernen Kunst
weit über das Privatleben hinausreicht, hat, schon, am Grabe Hodlers, Sigismund Righini bewegt
und dankbar festgestellt. Der Unterzeichnete hat die Anfänge dieses so selten gewordenen
Sammler- und Mäzenatentums miterlebt, war Zeuge der ungewöhnlichen Tatkraft, die ihre
schönsten Früchte zeitigte bei der Zürcher Hodler-Ausstellung von 1917, bei der Gründung der
Vereinigung der Zürcher Kunstfreunde, deren erster Präsident Alfred Rütschi wurde, bei den
Schenkungen und Leihgaben an das Zürcher Kunsthaus, die Zahllosen Freude bereiteten und so
manchem Künstler den Weg in die Oeffentlichkeit ebneten. Dass Herr Rütschi eine eigene
Sendung darin fühlte, weite Kreise zur Kunst hinzuziehen und Verbindungen zu knüpfen zwi-
schen Schaffenden und Aufnehmenden, das gibt seinem Lebenswerk eine besondere Note, lässt
auf eine grundgütige, entwicklungsgläubige Natur schliessen, die sich wohl gegen aussen mit
echt schweizerischer Herbheit panzerte, um unbeirrt den eigenen Weg gehen zu können. Dies
hier sagen zu dürfen, ist dem Schreibenden eine stille Genugtuung; denn, während langer Jahre,
die Entwicklung eines Sammlers von ganz grossem Format, das Wachsen seiner Kollektionen
mitzuerleben, manche Freude bei Entdeckungen und Erwerbungen zu teilen, mit Rat und Tat
etwas beizutragen zum Ausbau der Sammlungen, das bedeutet ein Stück Lebens und Mitlebens,
das in seiner Art wohl selten ist. Aus dieser persönlichen Kenntnis von Sammler und Sammlung
heraus hat es der Unterzeichnete auch gut verstanden, dass Herr Rütschi selbst einen ganz
wesentlichen Teil seines Nachlasses an Kunstgütern wieder in die Oeffentlichkeit bringen wollte.
Museen sollen Gelegenheit haben, sich und ganzen Generationen von Kunstfreunden Werke von
grosser Seltenheit und Bedeutung zu sichern; Private mögen Lust und Ansporn finden, selbst
wieder Sammler zu werden, sich einen Quell tiefer Freuden zu erschliessen, der Kunst und den
Künstlern nützlich zu werden. Niemand hat dies so schön gesagt, wie Herr Rütschi selbst,
in seinem Vorwort zum Katalog der alten Goldschmiedewerke, den, in seinem Auftrag, Otto
von Falke, 1928, verfasste. Im Hinblick auf das Los der Privatsammlungen, entweder als Ganzes
in Museen aufzugehen oder sich wieder in alle Winde zu zerstreuen, möge es fraglich sein, ob
sich alle Arbeit, Zeitaufwand und Kosten lohnen, die zur Bildung einer wertvollen Sammlung
unerlässlich sind. Alfred Rütschi bejahte die Frage, überzeugt und überzeugend, mit den Worten:
«Die Beschäftigung mit Kunst bringt ja solche Förderung, Vertiefung und Bereicherung des
ganzen Lehens, dass die gewonnene köstliche innere Befriedigung allein schon das Sammeln
lohnt».

Theodor Fischer.

Luzern, im Sommer 1930.
 
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